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Der Greifenmagier 2 - Land des Feuers

Der Greifenmagier 2 - Land des Feuers

Titel: Der Greifenmagier 2 - Land des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neumeier Rachel
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er am Fluss entlang weiter nach Süden gehen, Richtung Metichteran? Oder über den Fluss nach Taschan? Gerent fragte nicht. Das war ein gutes Beispiel für Fragen, auf die Geduld eine Antwort lieferte.
    Drei Satteltaschen, alle nicht dazu gedacht, dass ein Mensch sie sich gut über den Buckel hängen konnte, waren eine unerfreuliche Last. Wenn man diese Aufgabe andererseits damit verglich, unbelastet die entsetzliche Greifenwüste zu durchwandern ... Ein Vergleich war jedoch nicht möglich. Auch mit drei Satteltaschen, während Annachudran nur eine mitführte, stellte Gerent fest, dass er zurückhaltend ausschreiten musste, um nicht schneller zu gehen als sein ... Herr. Zuerst folgte er Annachudran. Als er jedoch feststellte, dass dieser sich dabei unwohl fühlte, Gerent in seinem Rücken zu wissen, ging er unaufgefordert neben ihm her. Der Mann grunzte anerkennend, und sie marschierten eine Zeit lang schweigend nebeneinander. Regentropfen fielen von den Bäumen; Vögel sangen. Irgendwo weit über ihnen schrie ein Habicht. Mücken summten, zeigten sich aber zum Glück nicht geneigt, auch zu stechen.
    Annachudran gab nach zwei Stunden das Zeichen, eine Pause einzulegen. Er setzte neben einem der vielen kleinen Flüsse die Satteltasche und seine Säcke schwer auf den Boden ab und stand eine Zeit lang nach vorne gebeugt da, die Hände auf die Knie gestützt. Schließlich richtete er sich langsam und ächzend wieder auf. Er wirkte inzwischen älter. Durch das mollige, weiche Gesicht wirkte er recht jung; doch inzwischen hielt Gerent ihn für älter als zunächst angenommen.
    Gerent stellte seine drei Satteltaschen neben die vierte. Er fragte sich, was eigentlich darin verstaut war. Nichts, was klapperte oder schepperte oder klirrte. Es sei denn, es wäre so verpackt worden, dass es nicht klapperte oder schepperte oder klirrte. Vielleicht fand er später Gelegenheit, mal in einer Tasche zu stöbern. Doch möglicherweise würde ihn Annachudran dabei erwischen. Vielleicht waren die Sachen in diesen Taschen geheim und wichtig – Magiersachen halt. Genau die falsche Art von Sachen, um dabei erwischt zu werden, wie man sie in Augenschein nahm. Verstohlen warf er Annachudran einen abschätzenden Blick zu. Dann entfachte er ein Feuer, stöberte nach dem kleinen Topf, füllte ihn mit Wasser und brachte das Päckchen Tee und eine Tasse zum Vorschein.
    Annachudran verfolgte all das stirnrunzelnd. »Ich habe dich nicht angewiesen, das zu tun.«
    »Ich muss alles tun, was Ihr sagt.« Gerent ging in die Hocke und maß Tee ab. »Das heißt aber nicht, dass ich ohne Anweisung gar nichts tun kann. Möchtet Ihr Tee ... Herr? Ah, verzeiht mir. Annachudran, Herr.«
    Annachudran ignorierte die kleine Provokation und fragte: »Warum hast du nur eine Tasse hervorgeholt?«
    Gerent war ehrlich überrascht. Er beugte den Oberkörper nach hinten und betrachtete den anderen. »Habt Ihr erwartet, ich würde zwei hervorholen? Das wäre doch wirklich vermessen gewesen.«
    »Aber du scheinst ...«, begann Annachudran und brach ab.
    »Ah.« Gegen seinen Willen verspürte Gerent einen Anflug von Erheiterung. Er vergaß doch immer wieder Annachudrans Scharfblick. Oder wollte er einfach auf dessen Freundlichkeit vertrauen? Oder sogar auf beides? Das wäre schlimmer, als nur töricht zu sein: Es würde gefährlich sein. Und für ihn selbst überraschend. Einen Augenblick später sagte er: »Ja, aber ich mache so etwas nur mit großer Vorsicht. Ich täte nichts so Eklatantes wie ... ah ... zwei Tassen hervorzuholen.«
    »Hol eine weitere«, sagte Annachudran. Er setzte sich auf einen Stein am Fluss.
    Gerent fand die Tasse mit dem abgebrochenen Griff und maß weiteren Tee ab.
    »Seit wann bist du ...«
    Gerent blickte nicht auf. »Seit neunzehn Jahren.«
    Eine kurze Pause. Dann folgte die nächste Frage: »Wie alt bist du?«
    Gerent brachte seinem Meister eine Tasse. Er überreichte sie kniend, damit er den kleineren Mann nicht überragte. »Zweiundvierzig.«
    »Fast dein halbes Leben ... Was hast du eigentlich verbrochen?«
    »Den Gouverneur von Breidechboda ermordet.«
    Annachudran verschluckte sich an einem Mundvoll Tee und hustete. Er holte Luft, starrte Gerent an und lachte schließlich ungläubig. »Das hast du nicht!«
    »Na ja, nein, das habe ich nicht«, pflichtete ihm Gerent bei. Er ging zum Feuer zurück und schloss die Hände um die andere Tasse. Dann nippte er daran und betrachtete Annachudran vorsichtig über den Rand der Tasse hinweg. »Ich

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