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Der Greifenmagier 2 - Land des Feuers

Der Greifenmagier 2 - Land des Feuers

Titel: Der Greifenmagier 2 - Land des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neumeier Rachel
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Flecken auf der hinteren Hälfte. Ein dritter war schwarz mit karminroten und kupferfarbenen Flecken. Sie näherten sich den Menschen jedoch nicht mehr, sondern folgten jetzt einfach ihrer mächtigen Kreisbahn, mal aufwärts, mal abwärts.
    »Sie warten!«, stellte Gerent auf einmal fest, als er und der Magier sich auf eine Anhöhe begeben hatten. Ihm war klar geworden, dass es so sein musste.
    »Ja«, stimmte Beguchren ihm zu, aber es klang zerstreut, als hätte er es kaum gehört. »Auf ihre menschliche Feuermagierin, die dafür sorgen kann, dass sie heil und ganz bleiben. Sie werden sich unseren Pfeilen und Speeren erst stellen, wenn sie hier ist. Sie muss einfach kommen. Die Greifen können unsere Invasion keinesfalls zulassen, aber ohne die Feuermagierin attackieren sie nicht. Vielleicht warten sie auf Kairaithin; vielleicht wartet die Feuermagierin auf Kairaithin. Ah!«
    Dieser Ausruf war durch das Erscheinen eines weiteren Greifen hervorgerufen worden. Er flog nicht aus der tiefen Wüste heran, wie es die anderen getan hatten; er stürzte sich auch nicht aus großer Höhe herab und tauchte auch nicht aus dem pupurnen Sonnenuntergang im Westen hervor, wo die Sonne allmählich hinter den Bergen versank. Der neue Greif war einfach da und balancierte auf dem feurigen Wind, außer Reichweite der Bögen, aber nahe genug, um ihn deutlich zu erkennen.
    Der neue Greif war schlank und anmutig, wohl groß, aber doch kleiner als die meisten übrigen Greifen. Die Farbe war ein sattes Dunkelbraun, die Schwingenfedern hatten goldene Streifen. Auf dem Rücken hockte wie auf einem Pferd eine kleine Menschengestalt.
    Die zwei gingen auf eine Spiralbahn und sanken so auf dem Wind herab. Als sie näher herangekommen waren, sah Gerent, dass der Reiter ein Mädchen war. Nur war es nicht wirklich ein Mädchen. Gerent starrte es an und versuchte zu verstehen, worin der Unterschied lag. Es war ein bisschen so, als betrachtete man die sehr präzise ausgeführte Statue einer Frau: Sie zeigte sehr, sehr gut die Form einer Frau ... aber niemand konnte den behauenen Stein jemals mit einer lebendigen Frau verwechseln. Dieses Mädchen war lebendig, aber man sah sofort, dass es irgendwie nicht richtig menschlich war. Die feinen Haare flatterten um sein Gesicht wie hauchdünne, aus einer weißgoldenen Flamme gesponnene Fäden; die Haut wirkte durchscheinend, als leuchtete ein beinahe sichtbares Licht hindurch; aus dem Gesicht strahlte ein erschreckender, nichtmenschlicher Jubel hervor. Die Hände hatte das Mädchen im Nackengefieder der braunen Greifin vergraben. Es lachte. Gerent zuckte unter dem Klang dieses Lachens zusammen. Er konnte den Unterschied nicht richtig benennen, aber es war nicht das Lachen einer menschlichen Frau.
    »Dort«, sagte Beguchren; seine Stimme klang drängend und angespannt. Er warf sich zu Gerent herum, das feingeschnittene Gesicht starr, die eisblassen Augen eindringlich. Die schmalen Hände schlossen sich um Gerents massive Handgelenke. »Und ihr Magier ist nicht mal hier! Wir erhalten keine bessere Gelegenheit! Mach es jetzt!«
    Beguchren hatte es abgelehnt, ihm im Detail zu erläutern, wie Gerent sich in einen Magier umformen sollte, und nur gesagt, ein Schaffender müsste seinen eigenen Weg zu jedem Schaffensakt finden. Gerent hatte damals diese vage Angabe einfach so hingenommen und sich mögliche Methoden überlegt, wie das »Selbst umgeformt« werden könnte. Er glaubte in Grundzügen zu verstehen, wie das zu vollbringen war, aber der vage Hinweis und die darauf folgenden Überlegungen erschienen ihm jetzt viel weniger hilfreich. Er hatte vorgehabt, sich für Beguchren in einen Magier zu verwandeln; und er hatte das Land des brennenden Sandes aufgesucht, um exakt das zu tun. Er wusste ganz genau, dass das Leben aller Menschen in der Truppe von seiner Fähigkeit abhing, das Werk zu vollenden. Jetzt jedoch, wo der Augenblick gekommen war, wusste er überhaupt nicht mehr, wie er es tun sollte.
    Beguchren erkannte seine Hilflosigkeit, aber der Kaltmagier schüttelte nur den Kopf. »Ich kann dir nicht helfen. Wenn du den Weg nicht findest, war alles vergebens, und wir sterben hier alle: Unsere Knochen werden zu Asche verbrennen und vom Winde verweht werden, und die Wüste wird sich für immer über unsere Flüsse erstrecken ...«
    »Ich weiß!«, rief Gerent.
    Beguchren nickte ihm nervös zu. Dann ließ er ihn los, drehte sich um und blickte zur Truppe hinab. Noch war sie nicht wirklich in Bedrängnis, aber die

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