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Der Greifenmagier 2 - Land des Feuers

Der Greifenmagier 2 - Land des Feuers

Titel: Der Greifenmagier 2 - Land des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neumeier Rachel
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Sonne. Doch inzwischen wirkte sie nicht mehr einfach nur schrecklich, sondern regelrecht entsetzlich. Er zitterte unbeherrscht, während er über sie hinwegblickte: Sie drang mit erstickender Wucht auf ihn ein. Sie würde ihn umbringen, wenn sie könnte, und seine Gebeine zu Asche verbrennen, die vom Winde verweht wurde. Sie wollte ihn tot sehen. Er hatte das schon vorher gespürt, aber jetzt war dieses Gefühl hundertmal stärker und irgendwie persönlicher, als verfügte die Wüste fast über ein eigenes Selbst, das allem Natürlichen und Menschlichen absolut feindlich gesinnt war.
    Wie die Wüste, so waren auch die Greifen entsetzlich geworden. Er erinnerte sich deutlich, dass er sie als schön empfunden hatte, aber jetzt sah er, dass sie zutiefst feindselig waren, und das auf eine Art und Weise, die er zuvor überhaupt nicht begriffen hatte. Und die braune Greifin und das einst menschliche Mädchen waren bei weitem die Schlimmsten. Sie erschreckten ihn. Er erstickte fast an seiner Abscheu vor ihnen.
    Eine kräftige kleine Hand packte ihn an der Schulter, und er blickte nach unten und schwankte, weil die Wüste unter seinen Füßen vor Zorn zu beben schien. Er glaubte, sie würde unter ihm in Flammen aufgehen, und so spann er ein Netz aus gefrorener Stille über den Sand, um ihn ruhig zu halten.
    Dann wandte sich Beguchren ihm ganz zu, legte ihm die zweite Hand auf die andere Schulter und blickte ihm in die Augen. Des Magiers silberne Augen waren erfüllt von Eis und Konzentration. Ohne zu zögern – und mit einer Geschicklichkeit und Kraft, die sich Gerents Verständnis entzog, die er kaum zu erkennen vermochte –, entriss Beguchren seinem Blut die gerade errungene Macht, jagte ein glitzerndes Netz aus Eis und Macht durch den heißen Wind und schleuderte es auf das Mädchen und ihren Greifenbegleiter.
    Gerent klappte zusammen und sank auf den Sand, er konnte sich nicht einmal mehr auf Händen und Knien halten. Er fühlte sich nicht nur geschwächt, sondern auch halb blind und taub und durch den Verlust der Macht beinahe entkörpert. Schlimmer noch: Er empfand irgendwie, dass die Welt selbst jeder Präsenz und Wirklichkeit beraubt worden war – dass nichts weiter von ihr blieb als ein schwaches Echo jener Welt, die einen Augenblick zuvor noch rings um ihn existiert hatte.
    Der braune Greif schwankte jedoch in der Luft und schrie mit einer hohen, rauen Stimme auf, als sich das Eisnetz um ihn schloss. Das Mädchen schrie ebenfalls, die Stimme hoch und lieblich und ganz und gar nicht menschlicher Natur.
    Ein gewaltiger Greif, der schwarz wie Kohle war, mit einer Spur des Rots schwelender Glut, flammte aus dem Wind zwischen Beguchren und der braunen Greifin hervor, und Beguchrens Netz zersplitterte. Die Eisscherben lösten sich im feurigen Licht des Sonnenuntergangs über der Wüste auf.
    Gerent glaubte selbst zu schreien, aber seine Stimme war nicht mehr als ein dünnes Schnappen nach Luft.
    Beguchren, der neben ihm stand, gab überhaupt keinen Laut von sich, aber er drehte sein Gesicht dem dunklen Greifen zu: Seine Züge waren angespannt, seine Augen erfüllt vom reinen eisigen Glanz einer Macht, die nichts mit Wüstenfeuer gemein hatte.
    Im Westen brannte purpurrotes Licht am Himmel, als die Sonne schließlich unter den feurigen Horizont sank. Dann erstarb das Licht, und die harte Wüstennacht sank ringsherum krachend hernieder. Trotzdem blieb die Dunkelheit durchsetzt von einem blutigen Licht, das vom feurigen Wind oder von den Greifen selbst auszugehen schien, und ebenso aufgehellt von einem frostüberzogenen silbernen Leuchten rings um den Kaltmagier. In diesem Licht sah Gerent, wie der große schwarze Greif auf Beguchren herabstürzte und wie Beguchren einen kurzen Schritt zurückwich. Zum ersten Mal schien es Gerent eine ernstzunehmende Möglichkeit, dass der Kaltmagier letztlich doch, ungeachtet aller Vorkehrungen, von dieser Konfrontation überfordert war. Gerent verfügte jedoch nicht mehr über genug Kraft, um sich zu fürchten. Die Dunkelheit schloss sich um ihn – eine tiefere Dunkelheit, als selbst die Wüstennacht sie hervorrufen konnte, und sein Bewusstsein sank auf Kreisbahnen in die Finsternis und löste sich darin auf und war verschwunden.

Kapitel 13
    Die Straße von Dachseit nach Breidechboda war viel zu gut, entschied Tehre. Selbst wenn man es nicht besonders eilig hatte, kam die Kutsche glatt und schnell voran, und wenn man es tatsächlich eilig hatte ... na ja, dann kam man wirklich sehr

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