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Der Greifenmagier 2 - Land des Feuers

Der Greifenmagier 2 - Land des Feuers

Titel: Der Greifenmagier 2 - Land des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neumeier Rachel
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Greifen hatten zur Begrüßung ihrer menschlichen Feuermagierin den brennenden Wind heraufbeschworen und stürzten schließlich auf die Menschen zu. Pfeile stiegen in den grausamen Wind auf und Speere wurden angelegt, und Beguchren rief aus dem jetzt fernen Land der Erde einen beißenden Wind herbei, der von Eiskristallen glitzerte. Und so verzichteten die Greifen vorläufig noch, sich direkt in die Schlacht zu stürzen.
    Wenn wir keinen schnellen Sieg erringen, werden wir mit Sicherheit geschlagen, hatte Beguchren gesagt, und Gerent hatte genau gewusst, welcher Beitrag von ihm für diesen Sieg erwartet wurde. Während er jetzt in die Wüste hinein und der Niederlage direkt ins Angesicht blickte, ging ihm zum ersten Mal durch den Kopf, dass die kleine Truppe von Beguchren vielleicht nicht nur aufgestellt worden war, um einen Scheinangriff gegen die Greifen zu inszenieren, sondern auch, um Gerent einen Antrieb zu geben ... und wir sterben hier alle: Unsere Knochen werden zu Asche verbrennen und vom Winde verweht werden ... Ja, der Kaltmagier hatte die Männer mit Bedacht in Gefahr gebracht und ihr Leben in Gerents Hände gelegt. Ihn ergriff Zorn und Verzweiflung. Er fiel auf die Knie und grub die Hände in den Sand.
    Der Sand war auf eine seltsame Art lebendig – nicht so wie gute Gartenerde, aber lebendig von Feuer, unabänderlich allem entgegengesetzt, was Gerent liebte. Es war darauf bedacht, alles zu zerstören, was es vom Land der Erde berührte ... Die Zauberkraft der Erde lief durch Gerent hindurch. Er wusste es, versuchte sie zu spüren. Es glich dem Versuch, das Blut durch die eigenen Adern fließen zu spüren. Es war unmöglich, etwas wirklich zu spüren, was dem eigenen Körper und dem Leben so innig angehörte.
    Nur dass die Macht der Erde in einem extrem starken Konflikt mit der Macht des Feuers war, und inmitten dieses lodernden Widerstreits glaubte Gerent beinahe, beide zu spüren ... Er richtete sich auf, aus keinem bestimmten Gedanken heraus, sondern nur auf einen Impuls hin, der aus Grauen und Verzweiflung geboren war, streckte die Hand aus, riss das Messer aus Beguchrens Gürtel. Rasch warf er die Scheide weg, packte kraftvoll das Handgelenk des Magiers, gab Beguchren kurz Gelegenheit, Gerents Absicht zu erkennen, und zog die Messerspitze scharf über die Handfläche des Magiers. Dann schnitt er mit der Klinge über die eigene Handfläche und schloss seine Hand fest um die Beguchrens, Handfläche an Handfläche.
    Das war kein Vorgehen, von dem er je gelesen oder an das er je gedacht hätte, nichts, was bei der Arbeit mit Holz oder Stein, mit Metall oder irgendeinem normalen Stoff nützlich gewesen wäre. Er schloss jedoch die Augen und definierte das Blut als Symbol des Selbstes – das Selbst des Kaltmagiers bei Beguchren, das Selbst des Schaffenden bei ihm selbst –, und er vollbrachte etwas mit ihrem vermischten Blut, das er niemals hätte erläutern können, dessen er sich aber mehr oder weniger deutlich bewusst war. Und dann folgte er dem Muster, das er selbst geschaffen oder vollendet oder wahrgenommen hatte. Es war kein Muster, das er verstanden hätte, aber er folgte ihm trotzdem und spürte, wie sein Blut oder sein Denken oder sein Selbst mit überraschender Leichtigkeit in dieses gemeinsame Muster hineinströmte und sich endlich von einer halb vergessenen Absicht in das Muster der Zauberkunst tragen ließ.
    Dabei starb er. Es war wie ein Tod. Er hatte nicht geahnt, wie es sein würde – eine Zertrümmerung von Gedächtnis und Identität, ein Davonfließen seines Herzblutes. Er hätte sich gegen diesen Verlust gewehrt, wenn er nur gewusst hätte, wie das zu tun war, aber es war schon zu spät, um es ungeschehen zu machen. Er kämpfte, aber es war wie der Kampf eines Ertrinkenden gegen eine übermächtige Strömung; er hatte keinen festen Grund unter sich, und die Luft blieb ihm verwehrt, war unerreichbar ... Er ertrank, nicht in Wasser, aber in einer wilden Flut, die er vage als die Zauberkunst erkannte. Etwas zerbrach, das allem eigen gewesen war, was ihn ausgemacht hatte, und etwas anderes entstand an dessen Stelle, als wäre ein Bauwerk abgerissen worden, um Platz für ein neues zu schaffen.
    Gerent saugte bebend die Luft ein und ... öffnete die Augen. Er hatte überhaupt nicht bemerkt, dass er sie geschlossen hatte.
    Die Wüste hatte sich verändert. Sie breitete sich nach wie vor in krasser Schönheit unter dem blutigen Himmel aus und spiegelte das letzte Licht der untergehenden

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