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Der Greifenmagier 2 - Land des Feuers

Der Greifenmagier 2 - Land des Feuers

Titel: Der Greifenmagier 2 - Land des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neumeier Rachel
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tun hatte – nicht mal mit dem im heißesten südlichen Sommer. Gerent erinnerte sich noch lebhaft an die brutale hämmernde Wucht der Wüstensonne. Er schloss die Augen und schluckte, während er an Beguchrens Seite einherschritt, die Grenze überquerte und das Land der Erde verließ. Doch obwohl er bemerkte, an welchem Punkt er die Grenze überschritt, drang die Hitze weder vom geschmolzenem Himmel noch vom feurigen Sand mit der Heftigkeit auf ihn ein, an die er sich entsann, und er öffnete erstaunt wieder die Augen.
    Die Flammen erstarben, wo Beguchren durch die Wüste ging, und der rote Sand wirkte freundlicher, als breitete er sich womöglich nur dünn auf normalem Erdboden aus. Als all die Menschen dem Magier folgten, wich die Wüste unter ihnen fort und zog sich rings um sie herum zurück; sie fügte sich seiner Macht. Und obwohl das Licht aus der umgebenden Wüste heraus auf sie einhämmerte, lag es schließlich nur sanft auf ihnen, und ein scharfer Wind folgte ihnen aus dem Süden und trug den Geruch von Erde und Wasser und wachsenden Dingen in das Land des Feuers.
    Gerent musterte Beguchren scharf. Die Miene des Magiers war gelassen, aber die Augen waren schmal und die Lippen vor Anstrengung zusammengepresst. Gerent hätte gern gefragt: Wie lange kannst du dafür sorgen, dass wir Erde unter den Füßen und ein natürliches Licht über uns haben? Wenn er die Frage jedoch stellte, wusste jeder, der sie hörte, dass die Lage ungewiss war. Also fragte er nicht.
    »Wir nehmen diesen Weg«, sagte Beguchren leise und ging schnurstracks in die öde Wüste zwischen den hohen Bergen hinaus, die jetzt viel weiter entfernt wirkten als zuvor, halb verborgen hinter ... nun ja, nicht Staub oder Dunst, sondern scheinbar hinter irgendeiner Eigenschaft der Luft selbst. Annachudran nickte und gab den Hauptleuten einen Wink, und die Truppe marschierte, ohne zu zögern, schnurstracks nach vorne.
    Vor ihnen erstarb das Feuer in den Sand hinein; über ihnen ging der grausame metallische Glanz der Sonne zurück; beiderseits der Marschlinie lag das Sonnenlicht sanft auf der Wüste. Gerent verstand jetzt, warum Beguchren sich so überzeugt gezeigt hatte, dass die Greifen herabstoßen und die Eindringlinge stellen würden. Dies stellte eine Herausforderung dar, die nicht unbeantwortet bleiben konnte.
    Und wie aufs Stichwort kamen die Greifen. Sie tauchten im Westen aus dem Glanz der untergehenden Sonne auf, flogen teils einzeln, teils in kleinen Gruppen an den Flanken der Berge vorbei und zogen Pfade reiner Schönheit über den leeren Himmel. Gerent dachte zunächst, dass es insgesamt etwa hundert waren. Aber es kamen noch mehr und dann wiederum mehr, und er stellte entsetzt fest, dass es viel mehr Greifen waren, als Beguchren Menschen mitbrachte.
    Schon in diesen ersten Augenblicken, als die Greifen noch fern waren, konnte man sie unmöglich mit Habichten oder Adlern oder überhaupt mit irgendwelchen Vögeln verwechseln: Ein zu grelles Licht spiegelte sich auf ihren Schwingen, und die Schnäbel funkelten wie Metall. Sie stießen hohe, grimmige Schreie aus wie jagende Adler, und der Himmel hinter ihnen wurde vom aufgepeitschten Sand rot gefärbt. Der Luftzug ihrer Schwingen streute Flammen über den Sand.
    »Wir halten sie hier auf«, erklärte Beguchren mit scharfer, lauter Stimme, um auch alle zu erreichen. »Solange wir standhalten, können sie nicht nach ihrem Belieben herabstoßen. Vergesst nicht, was wir vorhaben, habt ihr verstanden? Haltet stand, haltet stand, und ich werde euch schützen. Habt ihr das verstanden?«
    Es war so besprochen worden, aber das war nicht das Gleiche, als tatsächlich zu sehen, wie die Greifen auf dem Wind heranfegten. Aben Annachudran war totenbleich geworden, aber er nickte und wandte sich den Männern zu. Beguchren sah ihm nicht weiter zu, sondern packte Gerent am Arm und deutete mit dem Kopf auf die Seite: dorthin, wo sich die rote Wüste einen zerfurchten Hügel hinauf erstreckte. Gerent dachte, der Magier wolle auf diesem Hügel Position beziehen, damit er besser gesehen werden konnte. Dann stellte Gerent fest, dass Frost den Sand sprenkelte, wo immer der Magier einen Fuß hinsetzte, und sich rings um die Fußstapfen ausbreitete. Außerdem spürte er, dass sich ein kalter Wind erhoben hatte und mit zunehmender Kraft aus dem Süden an ihnen vorbeipeitschte. Ihm ging durch den Kopf, dass Beguchren ihm seine Macht zeigen wollte, und da bekam er es wirklich mit der Angst zu tun, denn das

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