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Der Greifenmagier 2 - Land des Feuers

Der Greifenmagier 2 - Land des Feuers

Titel: Der Greifenmagier 2 - Land des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neumeier Rachel
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unvermittelt den Kopf, als hätte er einen Schrei vernommen. Tehre lauschte, hörte aber nichts – nichts außer dem Wind in den Eichen. Der Greifenmagier trat jedoch rasch einen Schritt vom Feuer zurück und sagte, den Blick auf Fürst Bertaud gerichtet: »Ich muss fort.«
    Der Fürst aus Farabiand zögerte und warf einen Blick auf Tehre. Dann presste er die Lippen zusammen, als er eine Entscheidung traf. Er ließ Tehres Hand los, trat einen Schritt weit vor und sagte zu Kairaithin: »Nimm mich mit.« Sein Tonfall bewegte sich auf halbem Weg zwischen einem Befehl und einer Bitte. »Nimm mich mit. Uns. Nimm uns mit.«
    »Ihr könnt dort nichts tun«, wandte der Greifenmagier rau ein. »Von einer einzigen Handlung abgesehen. Und wirst du das tun, Mensch?«
    Fürst Bertaud zögerte und schüttelte dann den Kopf. Leise antwortete er: »Nein, das werde ich nicht. Ich möchte es nicht.« Er hob den Kopf und starrte in Kairaithins schwarze, nichtmenschliche Augen. »Wenn du jetzt vor der gleichen Wahl stündest wie in Minasfurt – welche würdest du treffen?«
    Der Greifenmagier antwortete nicht.
    Tehre blickte vom einen zum anderen und wusste dabei sehr gut, dass sie nicht alles begriff, was beide sagten. Sie verstand überhaupt kaum etwas, und diese Ahnungslosigkeit war gefährlich, wenn die Greifen tatsächlich Casmantium zu zerstören trachteten und auch die Macht dazu hatten – wie es sowohl Fürst Bertaud als auch Kairaithin zu glauben schienen.
    »Ich muss jetzt fort«, sagte Kairaithin unvermittelt mit scharfer Stimme. »Beguchren Teshrichten ist in unsere Wüste eingedrungen. Mensch, ich muss gehen!«
    »Beguchren?«, fragte Tehre überrascht und ungeheuer erleichtert. »Oh, dann kommt vielleicht alles in Ordnung ... Er ist doch nicht allein, oder?« Sie dachte an Gerent. Und an ihren Vater. Vielleicht war ihre Mutter nach Süden geflohen? Vielleicht hatten das ja alle getan, es sei denn, wenn Beguchren Teshrichten irgendeine Art von Hilfe benötigt hatte – oder gar jede Art von Hilfe? Ihr Vater war sicher geblieben, um dem Magier des Königs zu helfen, wenn er dachte, dass er von Nutzen sein konnte. Und Gerent hatte sich zusammen mit Beguchren in den Norden begeben, was ja alles schön und gut war. Er war ein sehr begabter Schaffender, aber sie wusste – ohne jede falsche Bescheidenheit –, dass seine Gabe weniger breit angelegt war als ihre. »Ich muss unbedingt dorthin!«, beharrte sie und starrte Fürst Bertaud flehend an, der eindeutig irgendeinen seltsamen Einfluss auf den Greifenmagier hatte.
    »Wir gehen alle«, pflichtete ihr Fürst Bertaud bei. Er legte Tehre einen Arm um die Schultern und sagte zu Kairaithin: »Wir gehen alle.«
    Der Greifenmagier erhob keine Einwände; wie Tehre vermutete, interessierte es ihn nicht besonders, ob er zwei Menschen im Gefolge hatte oder nicht. Er war wohl überzeugt, dass sie nichts tun konnten, um die Pläne der Greifen zu vereiteln. Und wahrscheinlich hatte er recht. Tehre wusste jedoch, dass sie ihm dorthin folgen musste, wenn es irgend möglich war, auch wenn sie keine Vorstellung hatte, warum Fürst Bertaud fand, dass er sich den Gefahren und dem Grauen im Norden aussetzen musste, wo doch Casmantium nicht einmal sein Land war. Sie hatte jedoch nicht vor zu protestieren. Sie legte ihre Hand auf seinen Arm, den er um ihre Schulter geschlungen hatte, damit er nicht im letzten Augenblick versuchte, sie zurückzulassen.
    Vor ihren Augen wurde Kairaithin länger und größer; sein Schatten schien sich irgendwie um ihn zu schließen und dann heftig nach außen zu öffnen. Mächtige schwarze Schwingen mit schmalen glutroten Streifen breiteten sich aus und öffneten sich; schwarzes Gefieder lief vom grimmigen Adlerkopf und Hals herab, bauschte sich wie eine Mähne um Schultern und Brust und ging in eine sehr muskulöse, an einen Löwen erinnernde hintere Körperhälfte über. Die Augen blieben die gleichen: schwarz und erbarmungslos.
    Tehre kannte natürlich Bilder von Greifen, aber die schiere wilde Macht, die der Greifenmagier ausstrahlte, ging über alles hinaus, was sie sich je vorgestellt hatte. Ganz unwillkürlich versuchte sie zurückzuweichen, aber Fürst Bertauds Arm hielt sie auf. Sie bemerkte, dass sie nicht mehr atmete; es kam wie ein Schock, als der Atem wieder einsetzte. Sie sah Fürst Bertaud nicht an; sie konnte einfach nicht den Blick von dem Greifen wenden.
    Plötzlich rauschten die schwarzen Schwingen herab, und entweder fingen die roten Streifen

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