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Der Greifenmagier 2 - Land des Feuers

Der Greifenmagier 2 - Land des Feuers

Titel: Der Greifenmagier 2 - Land des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neumeier Rachel
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schien fast ebenso entsetzt über die Worte des Greifenmagiers wie sie, aber er zitterte nicht. Seine Hand hielt ihren Arm in fast schmerzhaftem Griff – sie würde später sicher blaue Flecken bekommen –, dennoch legte sie die eigene Hand auf seine und drückte fest zu.
    Ungeachtet der brutalen Worte des Greifen schwang in seiner Schonungslosigkeit und Arroganz ein seltsamer Unterton mit, als wartete er auf etwas. Als rechnete er mit ... etwas ... Tehre konnte sich nicht vorstellen, was das sein mochte. Sein Blick wirkte jedes Mal gleichgültig, wenn er ihren Augen begegnete. Erbarmungslos. In seinem Gesicht war jedoch noch etwas anderes zu erkennen, wenn er Fürst Bertauds Blick erwiderte. Tehre verstand allerdings nicht, was sie sah, ebenso wie sie nicht zu deuten vermochte, was sie im Gesicht des Fürsten aus Farabiand erblickte.
    »Du warst mit diesem Plan einverstanden?«, fragte Fürst Bertaud leise. »Ich dachte, dein Volk wäre zufrieden damit gewesen, sich einfach die Stadt Melentser zurückzuholen. Stattdessen macht ihr jetzt das? Sogar ohne es mir zu sagen? Ist das ein Wind, auf dem zu fliegen du dich einverstanden erklärt hast? Oder geht das auf Tastairiane und Esterikiu Anahaikuuanse zurück?« Die fließenden Greifennamen gingen ihm viel leichter über die Lippen als casmantische Namen, was eine Ironie schien. Er fuhr fort: »Du hast schon demonstriert, dass du notfalls deinen König für deine Meinung gewinnen kannst –«
    Der Greifenmagier hob eine Hand, eine abrupte Geste, die Fürst Bertaud das Wort abschnitt. »Eskainiane Escaile Sehaikiu war einst zuweilen mein und dein Bundesgenosse, Mensch. Jetzt, da er nicht mehr unter uns ist, bringt der Herr von Feuer und Luft nicht mehr viel Geduld mit Mäßigung auf. Die Einnahme von Melentser hätte einigen von uns genug sein können. Sobald wir die Stadt jedoch eingenommen hatten und die Kraft bemerkten, die uns dadurch zufloss, sahen wir, was für ein Wind sich erhoben hatte – und der uns zudem aufforderte, auf ihm zu fliegen. Wir fanden heraus, was wir noch alles erreichen konnten. Ich gebe zu«, fuhr er mit rauer Stimme fort, »dass ich gerade von dir keinen Einwand dagegen erwartet hätte. Ganz gewiss nicht im persönlichen Gespräch. Diese Ereignisse haben nichts mit Farabiand zu tun. Ein geschwächtes Casmantium wäre sogar zu eurem Vorteil, oder nicht?«
    Tehre verstand nicht, warum den Greifenmagier überhaupt interessierte, welchen Einwand Fürst Bertaud vielleicht vorbrachte. Es musste etwas mit seiner Rolle im letzten Krieg zu tun haben – und Erde und Eisen, was war das eigentlich für eine Rolle gewesen? Zu ihrer Bestürzung verwahrte sich Fürst Bertaud nicht sofort gegen die Andeutung des Greifenmagiers. Tehre blickte den Fürsten an und erklärte eindringlich: »Wenn der untere Teschanken austrocknet, wird Casmantium nicht nur geschwächt. Wir werden vernichtet! Sie können das doch nicht tun, nicht wahr? Nicht wahr? Wenn wir zehntausend Mann schicken, können sie uns doch sicherlich im Grunde nicht besiegen, oder?«
    Fürst Bertauds Miene deutete jedoch an, dass er glaubte, sie könnten es.
    Tehre schwieg einen Moment entsetzt. Dann rief sie: »Wenn die Greifen auf Euch hören – wenn dieser Herr von Feuer und Luft auf Euch hört –, dann dürft Ihr nicht zulassen, dass sie das umsetzen, was er gesagt hat!«
    »Frau, denkst du wirklich, irgendein Mensch der Erde könnte dem Volk des Feuers befehlen, auf welchem Wind es fliegen darf oder ob es das Feuer beschwören oder ersterben lässt?«, fragte der Greifenmagier und wandte Tehre zum ersten Mal die ganze heiße Wucht seiner Aufmerksamkeit zu.
    Sie zuckte unter diesem Blick zusammen, überwand sich aber, ihn zu erwidern; sie brachte sogar eine Entgegnung hervor: »Nein, aber du sagtest ... du hast angedeutet ...« Sie konnte ihren Einwand nicht richtig formulieren und stockte, versuchte sich zu sammeln und wandte sich schließlich flehend an Fürst Bertaud: »Euer Land ist nach wie vor mit den Greifen verbündet, nicht wahr? Euer König ist ein Bundesgenosse ihres Königs, nicht wahr? Ihr seid ein Sendbote des Safiad. Sprecht Ihr nicht mit seiner Stimme? Könnt Ihr denn gar nichts tun? Seid Ihr sicher, dass Ihr nichts tun könnt?«
    Fürst Bertaud befreite seine Handgelenke sachte aus ihrem Griff; dann nahm er ihre Hand und drückte sie beruhigend, bevor er sich wieder dem Greifenmagier zuwandte. »Kairaithin ...«
    »Still!«, schnitt der Greifenmagier ihm das Wort ab und hob

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