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DER GREIFENMAGIER: Gesetz der Erde

DER GREIFENMAGIER: Gesetz der Erde

Titel: DER GREIFENMAGIER: Gesetz der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Neumeier
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daran, das Dokument zu kopieren. Geistesabwesend sagte er, ohne seine Arbeit zu unterbrechen:»Ihr braucht Schlaf, ich weiß. Ich schicke Euch bald zu Bett. Ehe ich das tue, möchte ich, dass Ihr noch einen Augenblick lang nachdenkt. Gibt es sonst noch etwas, was ich Iaor ausrichten soll, wenn ich ihm das alles überbringe?«
    Tan rieb sich das Gesicht kräftig mit den Händen. Dann goss er sich etwas verwässerten Wein ein … Nun, in Wirklichkeit streckte er bloß die Hand nach der Karaffe aus, aber Tenned war schneller und reichte ihm wortlos ein Glas. Tan nickte dem jungen Wachmann zu und versuchte, seine Gedanken zu sammeln, während er darauf wartete, dass Bertaud mit der Kopie fertig wurde und das Original an den Schreiber weiterreichte.
    Nach einer Weile sagte Tan: »Richtet Seiner Majestät aus, dass die gesamten Unterlagen auch gefälscht sein könnten und mir vielleicht absichtlich zugespielt wurden, um uns in die Irre zu führen.« Als er Bertauds erschrockenen Blick bemerkte, fügte er hinzu: » Man darf nie vergessen, dass andere Menschen auch intelligent sind. Ich denke jedoch nicht, dass es in diesem Fall so ist, nicht wenn man bedenkt, wie Istierinan ganz Linularinum aufgestört hat, um mich zu fangen, und auch nicht vom Gefühl her, das diese Informationen vermitteln. Trotzdem könntet Ihr dem König mitteilen … ihn daran erinnern, dass auch das höflichste Lächeln Zähne verbirgt und dass kein Linulariner lächelt, ohne sich vorher auszurechnen, in welche Richtung sich das Schicksal neigt. Alles andere ist …« – er wedelte mit der Hand – »… hier enthalten.«
    »Gut«, erklärte der Fürst. Er stand auf und nahm seinen Stapel Papiere mit. Nachdem er kurz überlegt hatte, griff er nach einem ähnlich hohen Stapel unbeschriebener Bögen, aus denen er einen gleich aussehenden Papierstoß machte. Tan nickte beifällig.
    »Noch zwölf weitere vollständige Abschriften, die Ihr übergebt, sobald sie fertig sind«, wies Bertaud den Schreiber an undwandte sich dann wieder Tan zu: »Ich habe schon ein halbes Dutzend Kuriere nach Tihannad und Tiearanan auf die Reise geschickt, aber vier davon führen nur leeres Papier und die beiden anderen nur teilweise Abschriften mit. Manches von dem hier schicke ich mit Kurieren los, überwiegend über Land, und anderes mit Soldaten. Und ich habe arrangiert, dass einige Abschriften von, hmm, weniger konventionellen Händen befördert werden.«
    Tan, der mit all diesen Maßnahmen zufrieden war, senkte erneut den Kopf. »Und ich?«
    »Ihr bleibt hier in meinem Haus. Ihr benötigt Zeit, um Euch auszuruhen und zu erholen.«
    Tan nickte.
    »Mein Verwalter hier heißt Dessand. Eniad ist Hauptmann der in Tiefenau stationierten königlichen Soldaten. Geroen seid Ihr bereits begegnet …«
    »Was, ist er nach wie vor Wachhauptmann?«, fragte Tan in gespielter Verblüffung. »Ihr habt ihm nicht die Haut vom Rücken peitschen lassen?«
    Der Fürst lächelte. »Ich habe Schlimmeres getan. Er ist nicht mehr nur Hauptmann – er ist jetzt der Hauptmann. Ich habe ihm das Kommando über die gesamte Stadtwache gegeben. Ich war ohnehin auf der Suche nach einem neuen Mann für diesen Posten. Geroen wird seinen neuen Aufgaben gut nachkommen, glaube ich.«
    Das glaubte Tan auch. Er rieb sich erneut das Gesicht mit den Händen, stemmte sich auf die Beine, worüber sich seine sämtlichen Gelenke beschwerten, und blickte sich nach dem jungen Tenned um.
    »Bad und Bett, hat mein Fürst angeordnet«, erklärte der Wachmann mit ernster Stimme und bestätigte damit sämtliche Hoffnungen Tans. »Oder auch erst Abendessen, wenn Euch daslieber ist. Was immer Ihr wünscht, hochverehrter Herr.« Er warf Tan einen unsicheren Blick zu. »Teras, Sohn von Toharas? Oder ist es einfach, äh, Tan?«
    Fürst Bertaud zog erheitert eine Braue hoch.
    Dieses Mal fiel Tan kein einziger Grund ein, weswegen er einen falschen Namen benutzen sollte. Istierinans Leute wussten nur zu gut, wo er war, und scherten sich nicht darum, wie er sich nannte. Und die Menschen auf dieser Seite des Flusses sollten sich noch weniger darum scheren. »Tan wird reichen«, erklärte er dem jungen Mann. »Ein Bad, das Bett, Abendessen … Ich kann mir nichts Schöneres vorstellen. Ihr werdet mir aufwarten?«
    »Ja …« Tenned schien nicht recht zu wissen, ob er dies für eine bessere Aufgabe hielt, als im Gefängnis Wache zu schieben.
    Tan lächelte. »Na ja, Ihr seht stark genug aus, um mich aufzufangen, sollte ich auf

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