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DER GREIFENMAGIER: Gesetz der Erde

DER GREIFENMAGIER: Gesetz der Erde

Titel: DER GREIFENMAGIER: Gesetz der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Neumeier
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Zimmer hatte keine Fenster. Vor jeder der beiden Türen standen drei Wachmänner, und Tenned, Sohn von Tenned, hielt sich im Zimmer auf und wirkte wachsam und nervös. Brot und weicher Käse standen auf einem zweiten Tisch bereit, ebenso Wein, der zur Hälfte mit Wasser verdünnt war.
    Der Schreiber war entsetzt über das, was Tan niederschrieb und ihm zur Abschrift vorlegte. »Ich sollte nichts davon sehen!«, protestierte er. »Erde und Stein, ich möchte wirklich nichts davon wissen.«
    Tan musterte ihn von Kopf bis Fuß. »Seid Ihr vertrauenswürdig? Verschwiegen? Ihr plappert doch nicht beim Trinken, oder? Ihr steht loyal zu Farabiand?«
    »Ja!«, antwortete der Schreiber hitzig. »Nein! Ich meine, ja! Aber …«
    »Dann tut, was Euch aufgetragen wurde, Mann. Oder möchtet Ihr Fürst Bertaud sagen, er hätte jemand anderen beauftragen sollen? Habt Ihr diese Schreibfedern hergestellt?«
    »Ja …«
    »Gute Arbeit. Jetzt haltet den Mund, und lasst mich arbeiten.« Anschließend begann Tan, in die kalte Stille des Rechtskundigen zu fallen, die es ihm ermöglichte, sich vollständig und fehlerlos zu erinnern. Diese Stille stellte sich nicht ganz so mühelos ein, wie er erwartet hatte; na ja, er war ja auch müde. Und abgelenkt … Er musste neben den Listen auch eine Analyse abfassen – später, später. Kein Nachdenken, keine Sorgen – nur Erinnerung. Er ließ die Schreibfeder übers Papier gleiten.
    Eine ganze Weile später tauchte er aus dieser Trance der Stille und der Schnelligkeit auf. Er sah Bertaud höchstpersönlich neben dem Schreiber am Tisch sitzen und eine Kopie von eigener Hand anfertigen. Tan blinzelte überrascht – und ächzte dann, als er unvermittelt die Schmerzen in Hand und Handgelenk spürte. Und im Rücken. Und im Hals. Tatsächlich tat ihm alles weh – viel mehr als sonst. Stechende Schmerzen schossen ihm durch den Kopf; sie waren so heftig, dass er einen Augenblick lang nichts sehen konnte. Wie lange hatte er eigentlich gearbeitet? Die Augen fühlten sich an, als ob sie voller Sandkörner und heiß wären. Er legte die Feder zur Seite und drückte sich die Hände auf die Augen.
    »Ist das alles?«, fragte Bertaud.
    Tan hatte nur eine geringe Ahnung von dem, was er gerade aufs Papier geworfen hatte, aber er hätte jetzt nicht aufgehört, sofern es nicht alles war. Er öffnete die Lider und starrte mit trüben Augen auf den Papierstapel. »Ich denke schon. Das müsste alles sein.« Er blätterte die Papiere rasch durch. Alles schien in Ordnung. Außer … »Ich muss noch eine umfassende Analyse verfassen! Geborstener Stein und schwarzes Eisen! Allerdings glaube ich nicht, dass ich derzeit noch einen Funken Konzentrationskraft im Kopf habe.«
    Er lehnte sich zurück und streckte sich. Jeder Knochen undjede Sehne des Körpers schien zu ächzen. Na ja, die Umrisse einer Analyse hatte er schon seit dem Aufbruch aus Teramodian im Kopf. Und die Feder war nach wie vor voller Tinte. Besser noch: voll mit einer Tinte, die nicht verschmierte. Seufzend nahm er die Schreibfeder erneut zur Hand. Die Kopfschmerzen stachen hinter seinen Augen, und er konnte nicht verhindern, dass er zusammenzuckte. Die Analyse musste jedoch niedergeschrieben werden. Danach konnte er vielleicht endlich die Feder weglegen und schlafen!
    Bertaud reichte ihm schweigend weitere Bögen Papier und sah die gerade fertiggestellten Listen durch. Er zog die Brauen hoch und schüttelte den Kopf. Die Hälfte der Listen reichte er dem Schreiber und machte sich daran, die anderen selbst zu kopieren. Wenigstens konnte Tan in Ruhe arbeiten, denn Bertaud quälte ihn nicht mit Fragen, während er versuchte, zusammenhängende Sätze aus einem erschöpften Verstand zu prügeln und sich trotz der steifen Finger einer gut leserliche Handschrift zu befleißigen. Das bisschen Schlaf, das er im Kerker gefunden hatte, schien Tage zurückzuliegen … Als er schließlich fertig wurde, warf er die Feder auf den Tisch und blies auf die Tinte, um sie zu trocknen.
    Bertaud trat zu ihm und nahm die Analyse kommentarlos entgegen. Der Fürst las sie einmal schnell durch und dann ein zweites Mal mit mehr Bedacht. Dann warf er Tan einen langen Blick zu.
    »Ist die Tinte nicht verlaufen?«, fragte Tan trübe. »Habe ich auch keine Sätze vertauscht oder einen halben Absatz ausgelassen?« Seine Gabe müsste solche Fehler verhindern, aber er war so müde …
    »Ihr habe keine Fehler gemacht«, antwortete Bertaud. Er setzte sich wieder und machte sich

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