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DER GREIFENMAGIER: Gesetz der Erde

DER GREIFENMAGIER: Gesetz der Erde

Titel: DER GREIFENMAGIER: Gesetz der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Neumeier
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Greifenwüste und dem Land der Menschen? Er ist dein Freund …« Sie zögerte, denn sie hatte das starke Gefühl, dass dieses Wort nicht wirklich passte. Ihr fiel jedoch kein besseres ein. »Er ist dein Freund«, wiederholte sie, »und er hat dafür gelitten.«
    »Ich denke, dass er es hat«, bestätigte Bertaud. Er klang müde und mutlos.
    »Und jetzt droht der Wall zu zerbrechen? Und dann kommt es zu … einem Krieg zwischen Feuer und Erde? Ich dachte … Ich habe noch nie jemanden sagen hören, die Greifen wären für uns gefährlich. Außer vielleicht für die nördlichen Städte in Casmantium, die nahe der Wüste liegen.«
    »Ja«, antwortete Bertaud. »Nein. Es ist etwas komplizierter.«
    Er wollte das offensichtlich nicht näher ausführen. Maianthe blickte zu ihm auf und sagte vorsichtig: »Und der Greifenmagier … Er denkt, dass du vielleicht wieder etwas tust. So wie vor sechs Jahren? Was hast du denn damals getan?« Die Lampen warfen ein goldenes Licht und unstets Schatten auf die Züge ihres Vetters, sodass er sich zu verändern schien, während sie ihn anblickte: Zuerst schien er zur Gänze eine Kreatur der gewöhnlichen Erde zu sein, und dann, als sich das Licht veränderte, zur Hälfte eine Kreatur des Feuers.
    »Nichts, was ich jemals wieder tun möchte«, erwiderte er kurz und bündig und erhob sich. Er blieb für einen Moment stehen, blickte zu Maianthe hinab und fragte: »Was hältst du von Kairaithin?«
    Auch Maianthe stand auf, wobei es nicht sehr elegant wirkte, wie sie vom Fußboden hochkam. Sie fragte sich, was ihr Vetter von ihr hören wollte. Dass ihr sein Freund gefiel? Das konnte sie jedoch nicht behaupten. Dass sie anerkannte, was der Greifenmagier für ihn getan hatte? Sie wusste jedoch gar nicht genau, was das gewesen war. Zu guter Letzt antwortete sie: »Er istsehr … sehr … Er hat mir Angst gemacht. Aber sein Schatten ist schön.«
    Bertaud lächelte sie an, und die Müdigkeit, die sie an ihm sah, schien etwas abzunehmen. »Findest du? Er hat dir Angst gemacht; das war eine vernünftige Reaktion. Er hat dich jedoch nicht in Panik versetzt. Gut.«
    Maianthe nickte unsicher. »Aber was hast du jetzt vor?«
    »Jetzt?« Er schien darüber nachzudenken. Dann erwiderte er mit erkennbarem Widerstreben: »Ich vermute, dass ich jetzt lieber mit Iaor sprechen sollte. Und ich nehme an, dass wir nach Norden reiten werden.«
    Maianthe kam sich sehr jung und ahnungslos vor. Sie hätte ihren Vetter gern nach dem Wall gefragt und auch nach den Greifen. Sie hätte sehr gern noch einmal die Frage gestellt: Was hast du damals getan? Und sie hätte gern noch einmal gefragt: Was hast du jetzt vor? Sie konnte jedoch deutlich erkennen, dass er allen derartigen Fragen auswich. Um sie zu schützen? Oder weil er, wie Maianthe vermutete, die Antworten selbst nicht kannte? Also sagte sie bescheiden: »Darf ich dich zum König begleiten? Ich wüsste gern … Ich wüsste gern, was ihr zu tun plant.«
    Bertaud blickte gedankenverloren zu ihr herab; offenbar dachte er schon darüber nach, was er dem König berichten würde. Oder hing er vielleicht Erinnerungen nach: Erinnerungen an Feuer und den casmantischen Wall. Einen Augenblick später nickte er jedoch. »Ja. Komm mit. Falls ich nach Norden reite, Maia, übernimmst du als Herrin des Deltas meine Aufgaben.«
    Maianthe starrte ihn an.
    »Also musst du auf jeden Fall hören, was Iaor und ich beschließen«, schloss ihr Vetter und fasste ihr an die Schulter, um sie zur Tür zu steuern.
    Naithe, Tochter von Jereien, seit ihrer Eheschließung im förmlichsten und altmodischsten Stil als Naithe Jereien Safiad Nataviad bekannt, war eine liebreizende und charmante Frau und viel jünger als König Iaor. Tatsächlich war sie nicht sehr viel älter als Maianthe. Naithe genoss es, Königin zu sein, liebte ihren königlichen Gemahl, war ganz in ihre kleinen Töchter vernarrt und verabscheute von ganzem Herzen das Reisen. Sie verabscheute den Winterschlamm und den Sommerstaub; sie verabscheute den Regen und behauptete, dass helles Sonnenlicht ihr Kopfschmerzen bereitete und Sommersprossen auf ihrer Haut erzeugte. Sie bestand darauf, unpraktische Kleidung zu tragen, und beschwerte sich anschließend über Falten und Flecken. Sie war nicht bereit, ein Pferd zu reiten, bemängelte dann aber die Enge ihrer Kutsche.
    Naithe, die ihren Gemahl nur deshalb auf seiner jährlichen Rundreise begleitete, weil sie eine Trennung von ihm noch mehr verabscheute als das Reisen,

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