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DER GREIFENMAGIER: Gesetz der Erde

DER GREIFENMAGIER: Gesetz der Erde

Titel: DER GREIFENMAGIER: Gesetz der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Neumeier
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Bundesgenossen unter dem Volk von Feuer und Luft.«
    »Vermagst du nicht sogar ohne Bundesgenossen, Sipiike Kairaithin, diesen Wind abzuwenden, egal wie stark der Sturm wird, und einen anderen Wind zu finden, auf dem dein Volk reiten kann?«, fragte Bertaud.
    »Du missverstehst mich«, entgegnete Kairaithin. Und einen Augenblick später fuhr er fort: »Begreifst du mich denn nicht, Mensch? Wenn ich sage, dass ich keine Bundesgenossen habe, meine ich damit, dass ich allein fliege. Der Herr von Feuer und Luft schert sich nicht mehr um meine Meinung. Schon nicht mehr, seit ich die Errichtung des Walls unterstützt habe. Er versteht nicht – niemand aus meinem Volk versteht es –, warum ich in jener Nacht des Feuers beschloss, den Wind zu drehen, den wir gegen Casmantium heraufbeschworen hatten. Er glaubt, ich hätte absichtlich eine Niederlage aus einem Wind geholt, der uns zum Sieg hätte tragen sollen.«
    Eine Unterbrechung trat ein. Dann flüsterte Bertaud: »Nein, das wusste ich nicht.« Und einen Augenblick später fügte er hinzu: »Es tut mir leid, Kairaithin. Ich würde erneut das Gleiche tun. Ich bedaure jedoch, dass der Preis für das, was wir alle in jener Nacht taten, von dir gezahlt werden musste.«
    Der Greifenmagier tat dieses Mitgefühl mit einem Achselzucken ab. »Es ist kaum von Belang. Solange Erde und Feuer geschieden waren, bedurfte das Volk von Feuer und Luft kaum meiner Stärke. Jetzt, wo der Schutz des Walls versagt, braucht es mir weiterhin keine Beachtung zu schenken.« Der Greifenmagier hielt kurz inne. Dann fuhr er in einem Ton fort, der nicht wirklich gedämpft klang, doch so leise war, dass Maianthe die Ohren spitzen musste, um den Greifenmagier noch zu verstehen: »Ich wünschte, ich hätte vor diesen sechs Jahren einen anderen Wind finden können, als die Kaltmagier von Casmantium mein Volk zuerst angriffen. Dieser Wind ist in eine ganz andere Richtung umgesprungen, als ich je geplant hatte. Ich sehe nur noch zwei Möglichkeiten, zu denen er führen könnte: die Vernichtung deines Volkes oder die Vernichtung meines Volkes. Ich möchte weder das eine noch das andere wählen. Ich erkenne jedoch keinerlei Wind, der uns zu einem anderen Ergebnis tragen würde als in eine Katastrophe.«
    »Aber …«, begann Bertaud und brach ab.
    »Ja«, sagte der Greif. »Ich habe mich geirrt. Ich habe mich doppelt geirrt. Hätte ich den Wind vor sechs Jahren, als ich ihn herbeirief, richtig eingeschätzt, dann hätte ich vielleicht geahnt, zu welchem Sturm er sich entwickeln würde. Wäre mir das klar gewesen, dann hätte ich deutlich erkannt, dass ich dich töten musste – dort in jener Wüste, die wir zu solch einem bitteren Preis geschaffen hatten. Jetzt ist die Gelegenheit verstrichen, und ich weiß nicht, was ich tun soll. Also habe ich dich hier aufgesucht, obwohl du mich nicht gerufen hast. Wirst du mich festhalten?«
    Bertaud antwortete nicht sogleich. Schließlich erwiderte er: »Nein.« Anschließend zögerte er und schaute zu Boden. Dann sah er von Neuem auf und erwiderte Kairaithins grimmigen Blick. »Noch nicht. Nicht, wenn ich es vermeiden kann … Wie lange wird der Wall noch Bestand haben? Kannst du das abschätzen?«
    Der Greifenmagier zuckte die Achseln. »Nicht mehr lange, es sei denn, das Gleichgewicht zwischen Feuer und Erde und der wilden Magie würde wiederhergestellt. Und da ich nicht weiß, wodurch es gestört wurde, vermag ich keine Vermutung anzustellen, wie es wiederherzustellen wäre. Ich habe in den zurückliegenden Tagen die Schwachstellen des Walls erkundet. Ich habemir angesehen, wie sich die Risse verlängern und verzweigen. Ich denke nicht, dass er noch lange hält. Fünf Tage vielleicht?«
    »Fünf!«, rief Bertaud.
    »Oder sechs. Oder zehn.« Kairaithin hob eine Hand und senkte sie wieder – eine Geste, die anzeigte, dass er der Unsicherheit überdrüssig war. »Ich erwarte nicht, dass er noch mehr als zehn Tage Bestand hat, wenn überhaupt so lange. Und was wirst du unternehmen, wenn er fällt, Mensch?«
    Bertaud antwortete nicht.
    Maianthe hatte so eine Ahnung, dass der Greif noch etwas anderes gesagt hätte – etwas mehr, nur war sie eben im Raum und hörte mit. Seine schwarzen Augen wanderten zu ihr und musterten sie nachdenklich. Sie zuckte zusammen und bemühte sich, stehen zu bleiben, obwohl sie nicht hätte erklären können, warum sie es für eine schlechte Idee hielt, vor ihm zurückzuweichen.
    Kairaithin richtete die Augen wieder auf Bertaud. »Ist

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