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DER GREIFENMAGIER: Gesetz der Erde

DER GREIFENMAGIER: Gesetz der Erde

Titel: DER GREIFENMAGIER: Gesetz der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Neumeier
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das … deine Gefährtin? Dein Kind?«
    »Meine Cousine«, antwortete Bertaud. Dann setzte er hinzu: »Meine Iskarianere  – ich denke, das trifft es.« Er kam herüber, stellte sich neben Maianthe und legte ihr einen Arm um die Schultern. Nicht direkt schützend. Selbst jetzt hatte es noch den Anschein, als glaubte er nicht, dass sie Schutz benötigte. Da sie nun letztlich die Aufmerksamkeit des Greifen geweckt hatte, fand Maianthe das äußerst beruhigend.
    »Sie ist dein. Ich werde ihr nichts tun. Ich bin nicht im Mindesten geneigt, ihr etwas zu tun. Verstehst du mich, Mensch?«
    »Ja«, erwiderte Bertaud.
    Maianthe fragte sich, was er verstanden hatte und was ihr entgangen war. Es erschien ihr jedoch nicht der richtige Augenblick, sich danach zu erkundigen.
    »Was wirst du tun?«, wollte Kairaithin wissen.
    »Ich weiß es nicht. Iaor warnen. Nach Norden reisen. Abwarten, was mit dem Wall geschieht. Was wirst du tun?«
    »Ich?« Eine kurze Unterbrechung trat ein. »Ich mache mich auf die Suche nach einem anderen Wind, obwohl ich bislang nicht das leiseste Wispern einer Brise wahrnehme, die ich heraufbeschwören möchte. Und ich werde darauf warten, dass du mich rufst. Rufe mich, Mensch, ehe du irgendeinen anderen rufst. Kann ich dir so weit trauen?«
    »So weit kannst du es«, entgegnete Bertaud in einem Ton, der grimmiger klang, als für eine solche Antwort angemessen war.
    Der Greifenmagier senkte das stolze Haupt. Feuer flammte in seinen schwarzen Augen – außerdem etwas, das weniger leicht zu bestimmen war; sogar die schwarzen Augen des feurigen Schattens brannten. Im nächsten Moment war der Greifenmagier verschwunden.
    Maianthe trat einen Schritt von Bertaud weg und betrachtete ihn ungläubig.
    »Maianthe …«, hob ihr Vetter an, plumpste dann auf einen Stuhl, stützte den Kopf auf die Hand und lachte. Gute Laune schwang in diesem Laut kaum mit. Er lachte, als wüsste er nicht, ob er vielleicht lieber weinen sollte.
    Maianthe ging zu ihm, legte ihm eine Hand auf die Schulter und ließ ihre Wange auf seinem Kopf ruhen. Sie sagte nichts.
    Nach einer Weile hörte Bertaud auf zu lachen. Er hob eine Hand, bedeckte damit die ihre auf seiner Schulter und versicherte: »Es wird … Alles wird gut werden, letzten Endes.« Es klang nicht so, als wollte er ein kleines Kind beruhigen. Und es klang auch nicht nach der törichten Zuversicht eines Menschen, der glaubte, dass eine Gefahr bezwungen würde, nur weil er sich das wünschte. Er drückte es aus wie eine Hoffnung. Wie eine Bitte an die Zukunft.
    »Ja«, bekräftigte Maianthe, weil es das war, was er jetzt von ihrhören musste. Sie umfasste seine Hand, zog unter den Röcken die Beine an und setzte sich neben seinem Stuhl auf den Boden, wie sie es als Kind getan hatte. Sie lehnte sich mit der Wange an sein Knie und sprach nicht weiter.
    Lange Zeit saßen sie so da, während das letzte Glimmen feuerroten Lichts im Westen verblasste. Das Lampenlicht im Sonnengemach verwandelte die Fenster in undurchsichtige Spiegel und zeigte Maianthe so das eigene Gericht und das ihres Vetters. Sie fand, dass sie selbst erschüttert wirkte, Bertaud hingegen trostlos.
    »Du wirkst … ganz ruhig«, meinte Bertaud schließlich und erwiderte im Spiegelbild ihren Blick.
    Maianthe wusste nicht, was sie sagen sollte. Es überraschte sie, dass er so dachte.
    »Weißt du … Hast du verstanden …« Ihr Vetter schien nicht zu wissen, wie er auch nur einen dieser Sätze zu Ende führen sollte.
    »Er war ein Greif«, flüsterte Maianthe. »Du kanntest seinen Namen … Du kanntest ihn persönlich. Er kam her, um dich vor einer Gefahr zu warnen. Vor einer Feuermagierin, die dein Feind ist. Vor einer Gefahr am Wall – dem Wall in Casmantium, den zu erbauen du geholfen hast.«
    »Tehres Wall. Ja. Ich habe jedoch nicht geholfen, ihn zu errichten. Ich war nur dort, als es geschah.« Bertaud hielt kurz inne. Dann fuhr er fort – widerstrebend, wie Maianthe fand: »Vielleicht hatte meine Präsenz Kairaithin dafür gewonnen, bei der Errichtung des Walls zu helfen.«
    »Er ist ein Greif und ein Magier«, stellte Maianthe fest und versuchte, ihre Gedanken zu ordnen. »Er hat dir vor sechs Jahren geholfen, als die Greifen in Farabiand eindrangen. Du hast verhindert, dass wir gegen sie kämpften, und sie als Bundesgenossen für uns gewonnen. Und dann hat er dir erneut geholfen, als du … als der casmantische Wall errichtet wurde. Zwischen Feuerund Erde, sagte er. Zwischen der …

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