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DER GREIFENMAGIER: Gesetz der Erde

DER GREIFENMAGIER: Gesetz der Erde

Titel: DER GREIFENMAGIER: Gesetz der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Neumeier
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hatte, wo im Delta die Befehlsgewalt lag, und sein Versuch, Tiefenaus eigenen Hauptmann zu überstimmen, falsch gewesen war.
    Maianthe wandte sich mit Bedacht an Geroen und gab ihm die Anweisung: »Tut, was Ihr für angebracht haltet, um das Delta, die Stadt und dieses Haus zu schützen. Wir werden das Ganze als Manöver ausgeben, wenn es sich als militärisch unnötig erweist. Tut in jeder Hinsicht das, was Ihr für das Beste haltet, Hauptmann Geroen, und erläutert mir anschließend, was für eine Aktivität Ihr auf der anderen Seite des Flusses gesehen zu haben glaubt und welche Bedeutung Ihr dem beimesst.«
    Der Hauptmann nickte entschlossen und zufrieden. »Herrin.«
    »Sehr gut.« Maianthe blickte sich unsicher um, als hoffte sie,guten Rat in die Wände oder die Decke gemeißelt zu erblicken. »Ich wünschte …« Sie ließ den Gedanken jedoch unvollendet. Stattdessen blickte sie Tan an. Er nickte ihr aufmunternd zu, ohne selbst etwas vorzuschlagen, denn sie tat bereits genau das, was er ihr geraten hätte. Sie wirkte leicht überrascht, als hätte sie einen Einwand oder einen Rat erwartet und wäre ein wenig erstaunt, nur beifälliges Schweigen zu ernten.
    Mariddeier Kohorrian, der Fuchs von Linularinum, hatte möglicherweise die Absicht, Soldaten mit seinen Kennzeichen und Farben über die Brücke marschieren zu lassen; vielleicht aber war es auch nicht so. Doch irgendjemand – eventuell Istierinan Hamoddian oder jemand, den dieser beriet – hatte tatsächlich ein erstaunlich großes Aufgebot ins Feld geführt und zum Delta hin ausgerichtet. Geroen überbrachte Maianthe diese Nachricht, kurz bevor sie und Tan gegangen waren: nicht zurück in Maianthes Privaträume, sondern ins fürstliche Sonnengemach, also in das Zimmer, das im gesamten großen Haus die beste Aussicht auf die Stadt bot.
    Es hätte ein stilles Bild sein sollen – von einer friedlichen Nacht in der Stadt. Doch überall brannten Lampen, und das Flussufer säumten Fackeln und große Signalfeuer. Menschen bewegten sich auf den Straßen, teilweise in zielloser Verwirrung, aber viele auch rasch und zielgerichtet.
    Geroen überbrachte einen Bericht, wie er die Stadtwache aufgestellt hatte, zusammen mit der grimmigen Zusicherung, dass man die Osthälfte der Brücke erfolgreich demontiert und Bogenschützen auf den Dächern platziert hatte. Dadurch sollte sichergestellt werden, dass die Linulariner Truppen die Brücke nicht ohne Weiteres von ihrer Seite aus neu aufbauen konnten.
    »Sie möchten das jedoch«, berichtete der Hauptmann Maianthe, ohne jede Zufriedenheit darüber, dass er recht behaltenhatte. »Sie haben es zweimal unter dem Schutz von Schilden versucht.«
    Maianthe brachte das allgemeine Erschrecken zum Ausdruck. »Ich kann es nicht glauben! Ich kann nicht glauben, dass sie es wirklich versuchen. Wie können sie es nur wagen? Seid Ihr sicher?« Dann winkte sie verlegen ab. »Natürlich seid Ihr das, natürlich … Ich kann es nicht glauben, aber ich glaube Euch.«
    »Niemand von uns kann es glauben, aber da haben wir es.« Geroens Ton verriet keinerlei Panik oder auch nur Aufregung. Er klang, wie Tan fand, eher verdrossen als sonst etwas. Er hatte eine Schramme an einer Wange und ließ vor Erschöpfung die Schultern hängen, aber er begegnete dem Blick aus Maianthes großen Augen mit lobenswerter Geradlinigkeit. Dann fügte er hinzu: »Dieser Haufen nun, der an der Brücke überzusetzen versucht … Sie werden große Schwierigkeiten haben, das hinzubekommen, ja von der Aufgabe überfordert sein, wenn Ihr wisst, was ich meine. Außerdem bin ich der Meinung, dass sie lediglich zur Ablenkung dienen.«
    »Was?« Maianthe schien tatsächlich nicht zu verstehen, worauf der Hauptmann abzielte.
    »Ah, nun ja«, hob dieser zu einer Erklärung an, »ich vermag nicht zu erkennen, wieso ein vernünftiger Mensch einen Krieg über ein dummes Zauberbuch vom Zaun brechen möchte; aber es sieht sehr danach aus, als wäre vielleicht jemand da drüben nicht vernünftig. Wäre ich an seiner Stelle und wollte es richtig machen, würde ich mich durch die Sümpfe schleichen und die Brücke links liegen lassen, bis ich beide Brückenköpfe in der Hand hätte, versteht Ihr?«
    Maianthe nickte. »Fahrt fort.«
    »Nun, ich habe Späher aufgestellt, aber nicht genug, meine Dame. Ich möchte jeden aufrufen, der jemals in der Miliz diente, und auf Ausguck schicken, falls Ihr mir gestattet. Auchnach Süden hin, bis zur Flussmündung, denn wenn ich dort drüben

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