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Der Grenzgänger

Der Grenzgänger

Titel: Der Grenzgänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Lehmkuhl
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gesprochen haben“, sagte Böhnke laut, „und er Ihnen gesagt hat, wie sich das Geschehen abgespielt hatte.“
    Bevor ich einwenden konnte, dass ich mir bezüglich der Identität von Fleischmann nicht sicher war, hatte der Kommissar schon weitergesprochen. „Erschwerend kommt hinzu, dass Schranz die Bekanntschaft mit Fleischmann leugnet. Wir wissen es besser.“ Böhnke griff nach einem Foto auf seinem Schreibtisch, das er mir mit einem Augenzwinkern brachte.
    Schranz hockte regungslos auf seinem Platz und stierte auf einen Punkt in der Zimmerecke.
    Das fast vergilbte Bild zeigte drei junge Leute, die sich mit Bierflaschen in der Hand zuprosteten. „Das sind Schranz, Fleischmann und Willibald bei einer Feier während des Studiums.“ Das Trio sei unzertrennlich gewesen und hätte manchen groben Unfug angestellt, klärte mich der Kommissar auf. „Wissen Sie noch, dass Sie einmal einen alten Käfer in den Brunnen am Europaplatz gefahren haben, Herr Schranz?“ Dadurch war die Polizei auf die Drei aufmerksam geworden. „Dabei haben wir auch das Foto sichergestellt.“ Aber es gäbe noch einen anderen Beweis. „Wir haben die drei Studenten damals Klavier spielen lassen. Die Fingerabdrücke von Ihnen, Herr Schranz, sind ebenso im Archiv wie die von Fleischmann.“
    Sofort klingelte es in meinem linken Ohr. Diese Bemerkung musste näher erläutert werden. „Jetzt ist jedenfalls Ihr Spiel aus, Herr Schranz“, hörte ich Böhnke sagen. „Von der Untersuchungshaft geht’s sofort ins Gefängnis, würde ich schätzen.“
    Ich hob die Arme, um mich zu Wort zu melden. „Was ist mit Fleischmann? Unterstellt, er ist tatsächlich ermordet worden, inwieweit ist Schranz daran beteiligt?“ Ein Mord zur Verdeckung einer Straftat kam eventuell noch auf das Konto des Metzgers und seines nicht minder raffgierigen Freundes. „Da ist nichts, mein Freund“, enttäuschte mich Böhnke lächelnd. „Zur vermeintlichen Tatzeit haben sich die beiden nachweislich auf Ibiza befunden. Sie haben ein absolut wasserdichtes Alibi.“
    Ich sah Schranz an, der immer noch durch das Zimmer starrte. „Kennen Sie Erwin Langerbeins?“
    Der Metzger schüttelte verneinend den Kopf. „Haben Sie je die Namen Leder, Wagner, Gerstenkorn, van Dyke gehört?“
    Wieder verneinte der gebrochene Mann stumm.
    Ich nahm ihm ab, dass er die Namen nicht kannte. Schranz stand unter dem Eindruck seiner plötzlichen Verhaftung und hätte nicht die Energie gehabt, überzeugend zu leugnen.
     
     
    „Die Liste unserer potenziellen Fleischmann-Mörder wird immer kleiner“, meinte ich zu Böhnke, als wir endlich in der Kantine dazu kamen, eine Bratwurst zu essen. „Ich glaube, wir müssen Schranz streichen. Uns gehen langsam die Kandidaten aus. Oder?“
    Kauend stimmte mir der Kommissar zu.
    Oder lebte Fleischmann etwa noch? „Was machte Sie am Lahey-Park eigentlich so sicher, dass es sich bei der Fleischmasse um den Krimiautor handelt?“, fragte ich argwöhnisch. Die Bemerkung aus dem Gespräch mit Schranz ließ mich vorsichtig werden.
    Böhnke schluckte und lächelte verlegen: „Der Fingerabdruck. Unsere Mediziner haben in der Fleischmasse zwei Finger gefunden, die eindeutig von Fleischmann stammen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er freiwillig auf zwei seiner Finger verzichtet und sie zur Leiche eines anderen legt, um auf sich hinzuweisen.“
    „Warum,…?“ Ich kam nicht dazu, zornig meine berechtigte Frage zu stellen.
    „Ich muss mich bei Ihnen entschuldigen, Herr Grundler. Ich habe Sie belogen, wie ich auch die Presse belogen habe.“ Ärgerlicherweise habe es einen jungen, allzu dynamischen Kollegen gegeben, der Sümmerling über die Fingerabdrücke informierte. „Es hat einiges an Überzeugungskraft gekostet, den Journalisten davon zu überzeugen, dass der Kollege ihn falsch informiert hat.“ Böhnke schaute mir mit klaren Augen fest ins Gesicht. „Ich hatte es aus ermittlungstechnischen Gründen für besser und richtig gehalten, die Fingerabdrücke nicht ins Gespräch zu bringen. Das hätte Schranz vielleicht hellhörig werden lassen. Bei den Ermittlungen gegen ihn war es uns wichtig, seine Beziehung zu Fleischmann nicht zu früh publik werden zu lassen. Schranz hätte ja auch der Mörder sein können.“ Der Kommissar betrachtete mich mit einem verlegenen Lächeln, ehe er den Rest seiner Bratwurst in den Senf tunkte. „Und außerdem wollte ich Sie unbedingt bei meinen Ermittlungen dabeihaben.“
     
     
    Was sollte ich darauf antworten?

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