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Der Grenzgänger

Der Grenzgänger

Titel: Der Grenzgänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Lehmkuhl
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Schreibtisch noch mehrere unerledigte Fälle liegen, die ich endlich abhaken möchte.“
    Diese allgemeine Antwort hätte Böhnke sich schenken können. „Was denn?“, fragte ich weiter.
    „Nichts, dass Sie zu interessieren hat“, blockte der Kommissar weiter ab, „lassen Sie sich überraschen, wenn es so weit ist.“ Er richtete sich auf und winkte einen grünen Polizeiwagen heran, der sich langsam auf der Straße näherte. „Dort kommt Ihr Kindermädchen.“
     
     
    „Ich glaube nicht, dass Sie viel finden“, meinte der ältere Streifenpolizist skeptisch bei der Begrüßung, bevor er mit mir ins Dachgeschoss kletterte. „Mit Ihnen soll es aber nie langweilig sein“, meinte er weiter, als er die Wohnungstür aufschloss. „Ich werde schon dafür sorgen, dass Ihnen nichts passiert.“ Er zog es vor, sich keine weiteren Gedanken darüber zu machen, dass ich als Zivilist unter Polizeischutz ungehindert in fremden Wohnungen herumstöbern durfte.
    Dermaßen beruhigt trat ich an Fleischmanns Schreibtisch. Nichts deutete darauf hin, dass sich seit meinem letzten Besuch etwas geändert hatte. Aber anscheinend war einiges in der Zwischenzeit passiert. Nachdenklich setzte ich mich und schaltete den Computer an. Geduldig wartete ich, bis sich das Programm aufgebaut hatte und ich mit dem Gerät arbeiten konnte. Als ich die geheimen Dateien mit dem Passwort öffnen wollte, war meine Arbeit unvermittelt beendet. Der Computer akzeptierte zwar dieses Passwort, teilte mir dann jedoch nüchtern mit, dass die von mir gesuchten Dateien nicht existierten. Der Fall war für mich sonnenklar: Derjenige, der die Diskette im Schreibtisch deponiert oder der die Diskette entfernt hatte, hatte auch am Computer hantiert und mich ins Leere laufen lassen.
    Notgedrungen stöberte ich einige Zeit durch die bestehenden Dateien, die mir verständlicherweise keine neuen Informationen liefern konnten. Enttäuscht wandte ich mich den Büchern und Aktenordnern in den Regalen zu. Ich wusste nicht, wonach ich suchte, aber ich hoffte, irgendetwas zu finden, das mir weiterhalf. ,Warum eigentlich?’, fragte ich mich. Warum ging ich nicht einfach nach Hause und ließ die Angelegenheit auf sich beruhen? Es gab allerdings einen Grund, der mich antrieb. Jemand hatte versucht, mich umzubringen. Wahrscheinlich war ich ihm zu nahe getreten oder war ihm sogar schon so dicht auf den Fersen, dass er befürchtete, ich würde ihn entlarven. Ich musste wohl damit rechnen, dass er nicht ruhen würde, bis ich ihm nicht mehr schaden konnte. Da war es in meinem Sinne besser, wenn ich ihn ausschaltete. Außerdem stand ich immer noch in Renates Schuld, redete ich mir jedenfalls ein.
    Ich blätterte mehrere Aktenordner durch und blieb bei der Sammlung der Autorenverträge hängen, die Fleischmann mit Wagner abgeschlossen hatte. Die Verträge, die offensichtlich Kopien waren, waren inhaltlich identisch. Nur beim letzten Vertrag, bei dem über das „Metzger-Manuskript“, gab es einen kleinen Unterschied, er war nicht von Fleischmann unterschrieben, sondern nur von Wagner. Bestimmt gab es dafür eine plausible Erklärung, die mir zwar nicht einfiel, die mir aber der Verleger oder vielleicht auch die Lektorin geben könnten. Ich schob den Aktenordner zurück ins Regal und stand enttäuscht auf. „Außer Spesen nichts gewesen“, meinte ich bedauernd zu dem Polizisten, der am Küchentisch saß und interessiert in einem Krimi von Fleischmann las.
    Er sah mich fragend an: „Und was nun?“
    „Jetzt bringen Sie mich bitte in die Wohnung von Frau Doktor Leder.“ Mir graute schon vor dem Chaos aus Papier, durch das ich mich wühlen musste, um vielleicht einen Anhaltspunkt zu finden.
    „Wenn’s weiter nichts ist“, meinte der Polizist mit Langmut und steckte ungeniert das Taschenbuch in die Jackentasche. „Ich habe heute ohnehin nichts mehr vor.“
     
     
    Kurze Zeit später standen wir vor dem kleinen Haus an der Paugasse und schauten uns verblüfft an. „Hier ist wohl Tag der offenen Tür“, kommentierte mein Begleiter in Anbetracht der weit aufstehenden Haustür. Er hielt mich energisch am Arm zurück, als ich in Renates Wohnung eintreten wollte. „Ich würde vorschlagen, wir lassen unsere Freunde von der Spurensicherung anrücken. Das sieht mir sehr nach einem Einbruch aus.“
    Wenig begeistert akzeptierte ich seinen Vorschlag und wartete auf die Kriminalpolizisten, die sich Zeit ließen mit ihrem Erscheinen und noch mehr mit ihrer Untersuchung. Viel zu lange

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