Der Gringo Trail: Ein absurd komischer Road-Trip durch Südamerika (German Edition)
unter einer feuchten, bewachsenen Klippe am Fuß eines Wasserfalls. Die Einheimischen benutzen das Bad oft, um nicht nur sich selbst, sondern auch ihre Kleider zu waschen, wobei sie oft voll bekleidet hineinwaten.
In den umliegenden Tälern gibt es angenehme Wanderwege und donnernde Wasserfälle; die Kirche beherbergt die unvermeidliche wundersame Jungfrau, aber Baños selbst ist nichts Besonderes: Es ist einer der Orte, die man besucht, weil alle anderen auch dorthin gehen.
Die Stadt ist ein Meilenstein auf dem Gringo Trail. Straßenmusiker und Artisanas säumen die Hauptstraße – die Calle Ambato. Es gibt eine Tauschbörse für englische Bücher, eine Salsa Bar, eine Blues Bar, eine Bar, die The Hard Rock Cafe heißt, Baños, eine dänische Bäckerei und jede Nacht anspruchsvolle Filmvorführungen in Englisch. Man bekommt Pizzas, Pfannkuchen, französisches Essen, deutsches Essen, vegetarisches Essen, Filterkaffee, tropischen Obstsalat und Müsli. Es gibt sogar ein mexikanisches Restaurant, falls einmal jemand nach Ecuador kommen sollte, um mexikanisches Essen zu probieren.
Ich probierte die regionale Spezialität, Meerschweinchen. In Quechua heißt es Cuy – wegen des Geräusches, das es macht. Ich fragte nicht, ob es das Geräusch macht, solange es lebendig ist oder wenn es gekocht wird. Wenn es am Spieß über dem Rost seine vier kleinen Beinchen spreizt und die Zähne entblößt, sieht es einer Ratte am Spieß beunruhigend ähnlich.
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Der Mike Snape Joke
Mark beschloss, dass wir unser eigenes Weihnachtsessen kochen würden, um zwei Dollar zu sparen.
„Wir haben Steak“, sagte uns der Metzger und zeigte auf ein Poster mit einem feinen Lendenstück an der Wand. Aus irgendeinem Grund glaubten wir ihm. Am Ende war das Fleisch zu zäh zum Kauen. „Das liegt daran, dass es biologisch ist und nicht mit Chemikalien weich gemacht wurde“, sagte Mark zuversichtlich. „Jesus Christus, wie viel Knoblauch hast du hier reingetan?“, fragte Melissa. „Zwanzig Zehen“, sagte Mark. „Knoblauch ist gesund.“ Um dieses Festessen herunter zu spülen, kauften wir Rum und ein paar Flaschen guten chilenischen Wein. „Producto de Qualidad“ , las Melissa auf der Weinflasche. „Wo ist Qualidad? Ist es in Südamerika?“ Mark stöhnte.
Wir teilten den Wein aus Qualidad mit ein paar anderen Gästen in der Herberge, einschließlich eines jungen Oxford-Absolventen, der gerade seine Doktor-Arbeit beendet hatte. Er hatte zwei Jahre lang Kolibris in einem kolumbianischen Regenwald studiert. Ein Promotionsaufbaustudium schien keine schlechte Idee zu sein.
„Ich studiere die Entwicklung des Chi bei einem 150 Jahre alten spirituellen Lehrer in den Himalayas“, sagte Melissa. „Im Himalaya“, korrigierte Mark. „Lass mich raten“, sagte ich zu Mark. „Du würdest halluzinogene Drogen rund um die Welt studieren?“ „Ich bin schon dabei“, antwortete er. „Du könntest immer noch machen, was Mr. Snape gemacht hat“, schlug ich vor. Mark und ich wurden still. „Arme Sau“, sagte Mark nach einer Minute des Schweigens. „Was ist mit Mr. Snape passiert?“, fragte Melissa.
Mr Snape war ein Psychologie-Student im Promotionsaufbaustudium gewesen, mit dem wir einmal gemeinsam in einem Haus gewohnt hatten. Er hatte einen Ziegenbart und ein wahnsinniges Leuchten in seinen Augen und sah aus wie eine heitere Version des Teufels. Er forschte über das Glück. Zu diesem Zweck steckte er Elektroden in die Gehirne von Ratten.
„Wenn man ihre Glückszentren stimuliert“, hatte er erklärt, „verlieren die Ratten die Motivation, irgendwas zu machen. Wenn man die Elektroden nicht abnimmt, verhungern sie.“ Eines Tages war Mike ausgezogen. Wir hatten ihn nie wieder gesehen. Wir hatten den Verdacht, dass er der Versuchung unterlegen war und sich selbst an die Glücksmaschine angeschlossen hatte. Wir stellten uns vor, wie ein anderer Forscher nach den Sommerferien in das College-Labor kam und eine drei Monate alte Leiche mit einem Ziegenbart und Elektroden am Kopf in einen Sessel gesunken vorfand, das Gesicht in sabbernder Ekstase grotesk verzerrt. Immerhin – kein schlechter Abgang. Wir tranken den Rum leer. Ich beendete den Abend in meiner gewohnten Trinker-Position: Mit dem Gesicht nach unten und halb bewusstlos im Klo. Ich merkte mir, keinen Rum mehr zu trinken, bis ich wieder auf Meereshöhe war.
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Das Amazonas - Gebiet
Die Cofans sind ein kleiner Stamm im Oriente,
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