Der Gringo Trail: Ein absurd komischer Road-Trip durch Südamerika
Plastik-Geschenken wa ren. Im Erdgeschoss wetteiferten Busgesellschaften in einer Reihe von Ständen um Passagiere. Hilfskräfte riefen Reiseziele aus und schoben uns zum Fenster ihrer Busgesellschaft.
Ich kaufte drei Fahrkarten für den Nachtbus nach Aguas Verdes an der Grenze zu Peru. Ich gratulierte mir selbst zu einer voll ständigen Konversation in meiner Meinung nach perfektem Spa nisch. Unser Bus stand draußen mit anderen in einer Reihe. Ihre Dächer waren hochbeladen mit Reissäcken, Kisten und Bündeln aller Formen und Größen. Ich kletterte hinein und ließ mich in meinen Sitz plumpsen. Ich gratulierte mir selbst auch dazu, einen Sitz ganz vorne ergattert zu haben – das ist der einzige Platz, auf dem ein Zwei-Meter-Gringo seine Beine ausstrecken kann.
Mark und Melissa verschwanden, um eine ruhige Ecke zu finden, wo sie einen Joint rauchen konnten. Ich wollte einfach nur dasitzen und mich krank fühlen. Aber kaum dass sie weg waren, wuchteten sich zwei gewaltige fette Frauen in den Bus, Berge von Fleisch in Jogginghosen und Sweatshirts, und forderten meine Sitze. Ich murmelte, dass ich die Sitze reserviert hätte, aber Mark und Melissa waren mit den Fahrkarten verschwunden. Mein Kopf pochte. Ich fühlte mich krank. Das letzte, was ich jetzt gebrauchen konnte, war eine Auseinandersetzung. Ich versuchte, die Frauen zu ignorieren, und hoffte, dass sie sich woanders hinsetzen wür den. Aber ein hysterisches Trommelfeuer in schrillem Spanisch deutete an, dass sie keineswegs diese Absicht hatten.
Ich hielt ihnen stand und wartete auf ein Anzeichen der ande ren beiden.
Zwanzig Minuten später kamen Mark und Melissa zurückspa ziert. Melissa demonstrierte Mark Karate-Kicks. Sie fanden den Bus in chaotischem Zustand vor. Die fetten Frauen schrien mich, den Schaffner und jeden in Sichtweite an. Ein Dutzend anderer Leute, die mit der Busgesellschaft etwas zu tun haben mochten oder nicht, steuerten ihre Meinungen bei. Ich murmelte weiterhin „reservada, reservada“ (oder irgendwas in dieser Richtung) und versuchte, einen Brechreiz zu unterdrücken.
„Gott sei Dank seid ihr zurück“, sagte ich. „Zeigt diesen beiden Fetteimern unsere Fahrkarten!“
Melissa zeigte ihnen die Tickets. Der Schaffner, die Frauen und die Beistehenden studierten sie abwechselnd. Sie wurden herum gereicht und mit sachkundigen Minen kommentiert. Schließlich gab sie mir der Schaffner zurück. Er deutete auf das Datum. Sie waren für morgen. Wie peinlich! Anstandslos räumte ich die Sitze. Die Frauen lie ßen sich in die Sitze fallen und stopften die Inhalte zweier ge waltiger Chips-Packungen in sich hinein, als wenn es ein ernster medizinischer Notfall wäre. Ich bemühte meine besten Spanisch- Kenntnisse und wendete mich mit möglichst empörter Mine an den Schaffner. „Die Leute am Schalter haben mir Fahrkarten für den falschen Tag verkauft. Ich habe deutlich heute gesagt, nicht morgen.“ Na türlich hatte ich gar nichts deutlich gesagt. „Es tut mir leid. Sie müssen noch einmal bezahlen – oder mor gen wiederkommen.“ Nach weiteren Diskussionen einigten wir uns auf einen „Auf schlag“, und wir schlichen endlich zu unseren neuen Plätzen hin ten im Bus, neben einer Toilette mit einer kaputten Tür. Soviel zu meinem Spanisch.
„Ocho, ocho“ , sagte Mark, als wir uns setzten. „Was?“ „ Ocho, ocho. Achtundachtzig. Zwei fette Frauen. Auf Spanisch.“ „Danke für deine Hilfe“, murmelte ich. Mein Kopf fühlte sich an, als wenn jemand Nägel hineinschlagen würde. Wir planten, den Nachtbus an die Grenze zu nehmen, und dann non-stop weiter entlang der Küste von Peru und landein wärts nach Cuzco zu fahren – zweitausend Meilen in klapprigen Bussen. Es würde gut fünf Tage und Nächte dauern. Ein Flug hät te 200 Dollar gekostet. Es war eine verrückte Idee, vor allem, weil ich schon vor der Abfahrt krank gewesen war. „200 Dollar? Kommt nicht infrage. Das kann ich mir nicht lei sten“, sagte Mark. Also war es der Bus.
Wir verließen Quito. Die Nacht brach mit tropischer Plötzlich keit herein und schaltete innerhalb von zehn Minuten vom grel len Licht des Hochgebirges zu völliger Schwärze. Zehn Minuten nachdem wir den Terminal verlassen hatten, war es dunkel. Wir überquerten einen niedrigen Pass in den westlichen Kordille ren, von wo aus die Straße sich bergab zur Küste schlängelte. Sie wand sich und fiel steil ab, aber nicht nur für ein paar Minuten oder eine halbe Stunde, sondern immer weiter die
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