Der Gringo Trail: Ein absurd komischer Road-Trip durch Südamerika
Folge des Todes des Inka-Herrschers Huayna Capac im Jahre 1527 von einem fünfjährigen Bürgerkrieg zerrissen worden. Er war Opfer einer rätselhaften Seuche geworden, die über sein Land hinweg fegte. Es waren vermutlich die Pocken, die von den Spaniern in die Karibik eingeschleppt worden und über Kolumbien übertra gen worden waren. Dem Fieber, das die Inka dahinraffte, war auch sein Erbe, Ninan Cuyuchi, zum Opfer gefallen. 7
--- 7 Huayna Capac soll 500 männliche Nachkommen gehabt haben, aber nur die Söhne der „Coya“ , die zugleich die Königin und seine Schwester war, zählten als Erben.
Zwischen zwei anderen Söhnen brach ein Erbfolgekrieg aus: Huáscar, der ältere, hielt die Hauptstadt, Cuzco, während Atahualpa die Hauptarmee in Quito anführte. Die Entscheidungsschlacht des Bürgerkrieges hatte im Jahre 1532 in Cotabamba stattgefunden. Der Sieger Atahualpa setzte sich bei den Thermalquellen von Cajamarca zur Ruhe – zufäl lig nicht sehr weit landeinwärts von Tumbes. Hier überbrachten ihm Boten die Nachricht von der Ankunft einer kleinen Gruppe merkwürdig gekleideter bärtiger Riesen an der Küste.
Da er keinen Grund sah, solch eine winzige Streitmacht zu fürchten (immerhin schätzte man seine eigene Streitmacht auf 80.000 Mann) sendete Atahualpa eine Delegation aus, um sie nach Cajamarca einzuladen. Kühn marschierten die Conquistadores ins Zentrum von Caja marca, nahmen Atahualpa durch einen hinterlistigen, aber brillanten Hinterhalt als Geisel und töteten 6000 Indianer ohne einen einzigen Verlust auf spanischer Seite. Pizarro forderte sein berühmtes Löse geld für Atahualpas Freilassung – einen Raum voller Gold und dop pelt soviel Silber. Aber selbst in dieser Phase betrachtete der Inka- König seine Lage nur als eine vorübergehende Unannehmlichkeit und gab weiterhin Befehle im Kampf gegen seinen Bruder. Als aber der Schatz geliefert worden war, ließ Pizarro Atahualpa töten. Bis Ende 1533 waren die Spanier weiter nach Süden mar schiert und hatten bereits Cuzco erobert, die Hauptstadt eines Inka-Imperiums, das sich von Südkolumbien bis Nordchile er streckte und Armeen von bis zu 300.000 Mann aufbieten konnte.
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Der Holocaust
Wie konnten 170 Männer ein ganzes Reich erobern? Wie es scheint, hat das Glück eine große Rolle gespielt, vor allem, da die Er oberer mitten in einem Bürgerkrieg eingetroffen waren. (z.B. war Pizarro zunächst als Held in Cuzco aufgenommen worden, da er Atahualpa getötet hatte – denn Cuzco war seinem Bruder Huáscar ergeben.) Noch wichtiger war die Militärtechnologie, die den Keulen und Speeren der Inka weit überlegen war – Stahl, Gewehre, Hunde und Pferde. Unter diesen waren die Gewehre noch am unwichtigsten. Tatsächlich waren Hunde sogar noch wirksamer. 8
--- 8 Feuerwaffen wurden erst viel später mit der Einführung des Repetiergewehrs entscheidend. Im Hinblick auf Hunde hatten die Indianer nur kleine, fügsame Rassen, die sie hauptsächlich als Nahrung hielten. Bartolomé de las Casas berichtet, die Spanier hätten „eine Anzahl wilder und bösartiger Hunde, die sie speziell dazu abgerichtet haben, Menschen zu töten und in Stücke zu reißen. … Um diese Hunde zu füttern, sorgen sie dafür, dass sie immer und überall einen Vorrat an Ureinwohnern griffbereit haben, die sie wie eine Herde Kälber in Ketten mit-führen. Diese schlachten und zerlegen sie nach Bedarf.“
Aber das Pferd („der Panzer der Eroberung“) war eigentlich entscheidend – was es auch bei früheren Invasionen Europas aus den asiatischen Steppen gewesen war. Während sich die Zivili sation der Anden mehr oder weniger isoliert entwickelt hatte, brachten die Spanier die technologischen Früchte der gesamten Alten Welt. Schießpulver, Hunde, Pferde und Kavallerie-Taktiken stammten alle aus Asien.
Es waren allerdings die Krankheiten, die schließlich den Wi derstand gegen die Spanier brachen. Kein größerer indianischer Staat wurde erobert, bevor seine Führungselite durch Krankheiten ausradiert worden war. Die Europäer brachten Krankheiten, die bis dahin in Nord- und Südamerika unbekannt gewesen waren: Krankheiten, die von Haustieren übertragen worden und dann mutiert waren oder sich durch mangelnde Hygiene oder Handels beziehungen mit Afrika und Asien verbreitet hatten. Die Indianer hatten keinerlei Abwehrkräfte gegen Krankheiten wie Pocken, Beulenpest, Masern, Keuchhusten, Grippe, Gelbfie ber oder auch nur die gewöhnliche Erkältung. Diese
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