Der größere Teil der Welt - Roman
zuckte Clay abermals kurz mit dem Kopf und schaute dann für einen Moment nach rechts zu Bennie), dann war es doch sinnlos, Mittel zur Verfügung zu stellen …
Bill verstummte mitten im Satz, sichtlich verwirrt. Ein anderes Paar kam dazu, und Bennie nahm Stephanie am Arm und zog sie weg. Seine Augen sahen friedlich aus, fast schläfrig, aber sein Griff tat ihr weh.
Wenig später verließen sie die Party. Bennie bezahlte die Babysitterin, eine Sechzehnjährige mit dem Spitznamen Scooter, und fuhr sie nach Hause. Er kam zurück, noch ehe Stephanie überhaupt einen Blick auf die Uhr geworfen und darüber nachgedacht hatte, ob Scooter hübsch sei. Sie hörte, wie er die Alarmanlage einschaltete, dann polterte er so laut die Treppe hoch, dass Sylph, die Katze, voller Angst unter dem Bett verschwand. Stephanie stürzte aus dem Schlafzimmer und traf Bennie oben an der Treppe. »Was zum Teufel mach ich hier überhaupt?«, schrie er.
»Pssst. Du wirst noch Chris aufwecken.«
»Das ist eine Hexenjagd!«
»Es war ekelhaft«, sagte sie. »Obwohl Clay ein extrem …«
»Du verteidigst die auch noch?«
»Natürlich nicht. Aber er ist nur ein Einzelner.«
»Glaubst du ernsthaft, irgendjemand in dieser Clique hätte nicht gewusst, was da abläuft?«
Stephanie fürchtete, er könnte recht haben – hatten sie alle Bescheid gewusst? Sie wollte nicht, dass Bennie so dachte. »Das ist völlig paranoid. Sogar Kathy sagt …«
»Schon wieder! Sieh dich doch mal an!« Er stand mit geballten Fäusten auf dem Treppenabsatz. Stephanie ging zu ihm und nahm ihn in die Arme, und die Spannung wich so plötzlich aus ihm, dass er sie fast umwarf. Sie umarmten einander, bis sich sein Atem beruhigt hatte. Stephanie sagte vorsichtig: »Lass uns wegziehen.«
Erschrocken trat Bennie einen Schritt zurück.
»Das meine ich ernst«, sagte sie. »Diese Leute sind mir scheißegal. Es war doch ein Experiment, oder? In so einen Ort zu ziehen.«
Bennie gab keine Antwort. Er schaute sich um und betrachtete die Böden, deren rosafarbenes Parkett er selbst auf Händen und Knien abgeschliffen hatte, da er niemandem diese komplizierte Arbeit zutraute, egal wen sie dafür engagierten. Sein Blick wanderte weiter zu den Fenstern in ihrer Schlafzimmertür, die er in wochenlanger Arbeit mit einer Rasierklinge unter mehreren Farbschichten freigelegt hatte, und zu den Wandnischen im Treppenhaus, über die er sich den Kopf zerbrochen und in denen er ein Objet nach dem anderen aufgestellt und das Licht daran ausgerichtet hatte. Sein Vater war Elektriker gewesen; Bennie konnte alles beleuchten.
»Sollen die doch wegziehen«, sagte er. »Das ist mein verdammtes Zuhause.«
»Schön. Aber wenn es doch so weit kommt, dann können wir von mir aus ausziehen. Morgen. In einem Monat. Oder in einem Jahr.«
»Ich möchte hier sterben«, sagte Bennie.
»Oh Gott«, sagte Stephanie, und mit einem Mal überkam sie beide ein unaufhaltbarer Drang zu lachen. Ihr Lachen wurde schnell hysterisch, so dass sie sich schließlich beide auf dem Parkett krümmten und versuchten, sich gegenseitig den Mund zuzuhalten.
Also waren sie geblieben. Seitdem sagte Bennie, wenn er morgens zusah, wie Stephanie ihre weißen Tennissachen anzog: »Mal wieder mit den Nazis spielen?« Stephanie wusste, dass er wollte, dass sie aufhörte und ihre Partnerschaft mit Kathy aufgab, als Protest gegen die Bigotterie und Idiotie von ihrem Kloß. Aber Stephanie hatte keineswegs vor, aufzuhören. Wenn sie schon in einem Ort lebten, dessen gesellschaftliches Leben sich im Countryclub abspielte, dann würde sie sich auf jeden Fall weiterhin mit der Frau gutstellen, die ihr die problemlose Aufnahme in dieses Leben garantierte. Sie wollte keine Ausgestoßene sein wie Noreen, ihre Nachbarin zur Rechten, die sehr affektiert wirkte und übergroße Sonnenbrillen trug, deren Hände aber heftig zitterten – von den Medikamenten, vermutete Stephanie. Noreen hatte drei wunderbare, um sie besorgte Kinder, aber keine der Frauen sprach mit ihr. Sie war ein Gespenst. Nein danke, dachte Stephanie.
Im Herbst, als das Wetter sich abkühlte, legte sie ihre Tennisverabredungen auf eine spätere Uhrzeit, zu der Bennie nicht mehr zu Hause war, um ihr beim Umziehen zuzusehen. Jetzt, da sie als Freie für La Dolls PR -Agentur arbeitete und ihre Termine in Manhattan nach Belieben legen konnte, war das einfach. Natürlich täuschte sie ihn damit ein wenig, aber nur, indem sie etwas zu erwähnen vermied – um Bennie vor einem
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