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Der groesste Teil der Welt

Der groesste Teil der Welt

Titel: Der groesste Teil der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Egan
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(Warum Scotty sich weigerte, einen Stream aufzunehmen oder die Ts zu beantworten, die Fans ihm auf die von Bennie für ihn eingerichtete Website schickten.) Der Mann auf dieser Site - langhaarig, geschmeidig, mit einem breiten Prozellangrinsen und umgeben von einem bunten Bällebad - ärgerte Alex jedes Mal aufs Neue.
    Was als näxtS? lautete sein Antwort-T an Lulu. austRn?
    isst nur chinSisch
    !
    …
    Hoffe, R ist in echt nettR?
    Hb ihn nie GtroffN
    Rlich?
    = schüchtRn
    m@&*
     
    Sie konnten endlos vor sich hin plätschern, diese Unterhaltungen, und zwischendurch behielt Alex seine blinden Papageien im Blick, er überprüfte ihre Websites und ihre Streams voll lobender Begeisterung für Scotty Hausmann und fügte die, die sich vor ihrer Pflicht drückten, seiner »Sünder«liste hinzu. Er hatte Lulu seit ihrem Treffen vor drei Wochen nicht mehr gesehen oder auch nur mit ihr gesprochen, sie war ein Mensch, der in seiner Tasche lebte und der für ihn eine ganz besondere Schwingung hatte.
    Alex schaute auf. Der Neubau verdeckte jetzt die untere Hälfte seiner Fenster, seine Balken und Metallstreben bildeten eine gezackte Silhouette, hinter der die Spitze des Empire State Building gerade noch zu sehen war. In wenigen Tagen würde sie verschwunden sein. Cara-Ann hatte sich gefürchtet, als das von Männern wimmelnde Gebilde zum ersten Mal schroff vor ihren Fenstern aufgeragt war, und Alex hatte verzweifelt versucht, aus allem ein Spiel zu machen. »Und, hui, weiter wächst das Haus«, sagte er jeden Tag, als sei dieser Fortschritt aufregend, Grund zur Hoffnung, und Cara-Ann hatte diese Vorgabe übernommen, klatschte in die Hände und forderte: »Hui! Hui!«
    + weitR wäxt das haus, textete er jetzt an Lulu und stellte fest, wie leicht Babysprache in den Kritzelplatz eines T passte.
    das haus?, kam Lulus Antwort.
    nebNan. ki luft/licht mR
    kannst dus aufHltN?
    vRsucht
    Knnst du umzin? Stecke fSt
    Nyc, schrieb Lulu, was Alex zuerst verwirrte, dieser Sarkasmus sah ihr überhaupt nicht ähnlich. Dann ging ihm auf, dass sie nicht »nice« gemeint hatte, sondern »New York City.«
    Der Tag des Konzerts war »jahreszeitlich unangemessen« warm, fast siebenunddreißig Grad und trocken, in schräg fallenden Strahlen fiel goldenes Licht, das ihnen bei Kreuzungen in die Augen stach und ihre Schatten zu absurder Länge zog. Die Bäume, die im Januar geblüht hatten, standen jetzt schon im ersten Laub. Rebecca hatte Cara-Ann in ein Kleid vom vorigen Sommer mit einer Ente vorne drauf gezwängt, und zusammen mit Alex schlossen sie sich einem Menschenauflauf aus anderen jungen Familien im Wolkenkratzerkorridor der Sixth Avenue an, Cara-Ann saß in einem Titangestell, das sie kürzlich angeschafft hatten, um das Tragetuch zu ersetzen, auf Alex’ Rücken. Buggys waren bei öffentlichen Versammlungen verboten - sie behinderten die Evakuierung.
    Alex hatte sich gefragt, wie er Rebecca dieses Konzert nahebringen könnte, aber das war letztlich gar nicht nötig gewesen: Als seine Frau eines Abends, als Cara-Ann eingeschlafen war, auf ihrem Smartpad nachsah, hatte sie gefragt: »Scotty Hausmann … das ist doch der Typ, den Bennie Salazar uns vorgespielt hat, oder?«
    Alex spürte in seinem Herzen einen winzigen Stich. »Glaub schon. Warum?«
    »Ich höre die ganze Zeit von diesem Gratiskonzert, das er am Samstag im Footprint geben wird, für Kinder und Erwachsene.«
    »Hm.«
    »Könnte dir eine Möglichkeit bieten, wieder Kontakt zu Bennie zu bekommen.« Es tat ihr immer noch leid für Alex, dass Bennie ihn nicht eingestellt hatte. Und Alex wand sich deshalb vor Schuldgefühlen, wann immer das Thema zur Sprache kam.
    »Stimmt«, sagte er.
    »Dann gehen wir doch hin«, sagte sie. »Warum nicht, wenn es nichts kostet?«
    Hinter der Fourteenth Street gab es keine Wolkenkratzer mehr, und die schräg stehende Sonne, noch immer viel zu tief am Februarhimmel, um von einem Mützenschirm abgehalten zu werden, schien ihnen in die Augen. Im grellen Licht hätte Alex seinen alten Freund Zeus fast übersehen, dann versuchte er, ihm aus dem Weg zu gehen - Zeus war einer seiner blinden Papageien. Zu spät: Rebecca hatte ihm schon zugerufen. Zeus’ russische Freundin Natascha war bei ihm, und beide trugen einen ihrer sechs Monate alten Zwillinge in einem Tragetuch. »Ihr wollt euch Scotty anhören?«, fragte Zeus, als sei Scotty Hausmann ein gemeinsamer Bekannter.
    »Ja, genau«, sagte Alex vorsichtig. »Und ihr?«
    »Und ob«, sagte Zeus. »Eine

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