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Der groesste Teil der Welt

Der groesste Teil der Welt

Titel: Der groesste Teil der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Egan
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Queen-Restaurant und schlief ein.
    »Wie soll ich wissen, dass du schwimmen kannst, wenn du es mir nicht zeigen willst?«, fragte er einmal Sasha, als sie im Sand saßen.
    »Ich hatte Unterricht bei Rachel Constanza.«
    »Du beantwortest meine Frage nicht.«
    Sie lächelte ihn an, ein wenig hilflos, als sehne sie sich danach, sich hinter ihrer Kindlichkeit zu verstecken, und als wisse sie gleichzeitig, dass es dafür irgendwie schon zu spät war. »Sie hat eine Siamkatze namens Feder.«
    »Warum willst du nicht schwimmen?«
    »Ach, Onkel Teddy«, sagte sie in einer ihrer unheimlichen Imitationen ihrer Mutter. »Du bist mir zu anstrengend.«
    Sasha kam um acht Uhr in sein Hotel, sie trug ein kurzes rotes Kleid, schwarze Lacklederstiefel und zu viel Make-up, das ihr Gesicht zu einer grellen kleinen Maske verzerrte. Ihre eng stehenden Augen bogen sich wie Haken. Als Ted sie durch das Hotelfoyer erblickte, überfiel ihn ein Widerwille, der an Lähmung grenzte. Er hatte gemeinerweise gehofft, dass sie nicht kommen würde.
    Aber er raffte sich dennoch dazu auf, das Foyer zu durchqueren und ihren Arm zu nehmen. »Weiter oben in der Straße gibt es ein gutes Restaurant«, sagte er. »Falls du keinen anderen Vorschlag hast.«
    Hatte sie aber. Sie blies Rauch aus dem Taxifenster und redete in holprigem Italienisch auf den Fahrer ein, während der Wagen mit quietschenden Reifen durch Gassen und in der Gegenrichtung durch Einbahnstraßen nach Vomero hochfuhr, einer wohlhabenden Wohngegend, in der Ted bisher nicht gewesen war. Sie lag hoch oben auf einem Hügel. Noch ganz schwindelig bezahlte er den Fahrer und stand mit Sasha in einer Baulücke. Die flache, funkelnde Stadt breitete sich vor ihnen aus und streifte träge das Meer. Hockney, dachte Ted. Diebenkorn. John Moore. In der Ferne ruhte wohlwollend der Vesuv. Ted stellte sich vor, wie die etwas andere Version von Susan an seiner Seite das alles in sich aufnahm.
    »Das ist die schönste Aussicht auf Neapel«, sagte Sasha herausfordernd, aber Ted spürte, dass sie gespannt auf seine Zustimmung wartete.
    »Es ist eine herrliche Aussicht«, versicherte er und fügte, als sie durch die mit Bäumen bestandenen Wohnstraßen schlenderten, hinzu: »Das ist die schönste Gegend, die ich in Neapel gesehen habe.«
    »Hier wohne ich«, sagte Sasha. »Ein paar Straßen weiter.«
    Ted war skeptisch. »Dann hätten wir uns doch hier oben treffen können. Und du hättest nicht in die Stadt zu kommen brauchen.«
    »Du hättest es wohl kaum gefunden«, sagte Sasha. »Ausländer sind in Neapel hilflos. Die meisten werden ausgeraubt.«
    »Bist du keine Ausländerin?«
    »Im Prinzip schon«, sagte Sasha. »Aber ich kenne mich aus.«
    Sie kamen an eine Kreuzung, die proppenvoll war, es mussten Studenten sein (seltsam, dass sie überall gleich aussahen): Jungen und Mädchen in schwarzen Lederjacken, die auf Vespas fuhren, auf Vespas herumlümmelten, auf Vespas hockten und sogar standen. Von der Masse an Vespas dröhnte der ganze Platz, und die Abgase wirkten auf Ted wie eine sanfte Droge. In der Abenddämmerung tanzte eine Reihe von Palmenbäumen vor einem Bellini-Himmel. Sasha bahnte sich mit angespannter Befangenheit, die Augen starr geradeaus gerichtet, einen Weg durch die Studenten.
    In einem Restaurant am Platz bat sie um einen Fenstertisch und bestellte das Essen: frittierte Zucchiniblüten und danach Pizza. Wieder und wieder schaute sie hinaus zu den Jugendlichen auf ihren Vespas. Es war schmerzhaft klar, dass sie sich zu ihnen hinaus sehnte. »Kennst du irgendwelche von diesen jungen Leuten?«, fragte Ted.
    »Es sind Studenten«, sagte sie wegwerfend, als sei das Wort ein Synonym für »niemanden«.
    »Sie sehen aus, als wären sie in deinem Alter.«
    Sasha zuckte mit den Schultern. »Die meisten wohnen noch zu Hause«, sagte sie. »Erzähl mal von dir, Onkel Teddy. Bist du noch immer Professor für Kunstgeschichte? Inzwischen musst du doch ein Experte sein.«
    Ted, der ihr Gedächtnis erneut beunruhigend fand, verspürte den Druck, der immer in ihm aufstieg, wenn er versuchte, über seine Arbeit zu sprechen, und die Verwirrung darüber, was ihn damals getrieben hatte, seine Eltern zu enttäuschen und einen Berg von Schulden aufzutürmen, um eine Dissertation schreiben zu können, in der er (in einem atemlosen Tonfall, der ihm jetzt peinlich war) die These verfocht, Cezannes charakteristische Pinselstriche seien der Versuch, in seinen Sommerlandschaften Klang darzustellen - nämlich den

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