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Der größte Verlierer der Welt

Der größte Verlierer der Welt

Titel: Der größte Verlierer der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Bukowsky
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»Wenn wir nämlich eins hier drin
    nicht ausstehen können dann sind es Typen die sich
    vor dem Wehrdienst drücken«
    »Ehrensache unter Dieben was?«

    - 135 -
    »Was meinst du damit?«
    »Damit mein' ich dich, du
    Wichser Laß mich in Frieden«

    »Wenn du dich umbringen willst dann kann ich dir
    sagen wie« sagte er
    »Ich will's nicht hören« sagte ich
    »Du nimmst einfach diesen Eimer da machst "Wasser
    rein ziehst dir den einen Schuh aus und stellst
    den Fuß rein Aber erst machst du die Lichtleitung
    von der Decke ab Ich heb dich hoch dann kannst du
    die Schrauben rausdrehen Du biegst das Kabel run-
    ter schraubst die Glühbirne raus steckst den
    Finger in die Fassung deinen Fuß in den Eimer
    und schon bist du aus allem raus«

    Das hörte sich gut an aber irgendwas daran
    kam mir grotesk und peinlich vor deshalb beschloß
    ich es sein zu lassen

    Ich legte mich auf die Pritsche Es dauerte
    nicht lange da spürte ich wie mich etwas biß:
    Wanzen

    »Sag mal« sagte ich »hast du Lust auf
    ein kleines Spiel?«
    »Was denn zum Beispiel?«
    »Ich wette« sagte ich »daß ich mehr Wanzen
    fangen kann als du Ich wette 5 Cents pro Stück«
    »Die kommen erst richtig raus wenn das Licht
    aus ist« sagte er
    »Du meinst das wird noch
    schlimmer?« fragte ich
    »Genau Es werden ungefähr 30 Mal mehr«
    »Hast du's dem Schließer schon gesagt?«
    »Ja Aber ich kann's ihm ja noch mal sagen

    - 136 -
    HEY, SCHLIESSER SCHLIESSER! WIR
    HABEN WANZEN HIER DRIN! SCHAFF
    UNS DIE GOTTVERDAMMTEN WANZEN
    HIER RAUS! HEY! SCHLIESSER!«
    Niemand ließ sich blicken
    Wir machten ein paar Spiele 21 Blackjack
    Nach fünf Minuten kam der Schließer rein.
    »Ich will hier keinen Radau! Ihr Arschficker
    habt die Viecher wahrscheinlich selber hier ein-
    geschleppt!«

    Ich erwischte bei den Würfelspielen auf dem
    Gefängnishof eine Glückssträhne und sie hielt
    an 3, 4, 5 Tage meine Laune besserte sich
    Ich schaffte mehr Geld an als ich jemals draußen
    verdient hatte Wir hatten immer Hunger und
    jeden Abend nach Zapfenstreich kam der Koch und
    brachte Kompott und Schlagsahne und Kaffee und
    Steaks
    und ich steckte ihm 1 oder 2 Dollar zu und mein
    Staatsfeind beklagte sich nicht länger über die
    Zumutung mit einem Wehrkraftzersetzer die gleiche
    Zelle teilen zu müssen Wir wetteten auf unsere
    Bettwanzen 5 Cents pro Stück und Taylor erwies
    sich als hochkarätiger Schwindler und streckte seine
    indem er sie in zwei Hälften brach Aber ich war
    flinker und hatte den stärkeren Drive ich war ein
    Poetaster und zählte im Geist die Grabsteine und
    spürte die Klinge in meinem winselnden Hirn Und so
    bliesen wir unseren Wanzen das Lebenslicht aus Der
    Psycho und der Staatsfeind Nummer Eins Während
    der
    Rest der Welt sich die eingeklemmten Eier hielt und
    in Agonie versank: 2. Weltkrieg Und wenn unser
    Kleinkrieg gegen die Wanzen vielleicht nicht ganz
    so bedeutend war wie das große Geschehen da draußen

    - 137 -
    dann muß es uns im Eifer des Gefechts wohl ent-
    gangen sein ...
    JEDENFALLS wie gesagt wir frönten
    gerade so schön unserer Wettleidenschaft da ver-
    trieben sie uns plötzlich aus unserer Zelle und
    räucherten sie aus ungefähr 5 oder 6 Tage nach
    unserer Beschwerde
    Ich kam zu einem uralten Kacker
    in die Zelle Ein Polacke oder so was (Mein Familien-
    name hört sich nur so an in Wirklichkeit bin ich
    alter preußischer Landadel) (schließlich ist das hier
    alles frei erfunden) (oder nicht?) (langsam nervt
    mich diese Geschichte hier ich würde viel lieber
    eine heiße Nummer schieben ihr nicht auch?)
    Na schön also der Alte paßte meinen ersten Hof-
    gang ab und riß mein Bettlaken in Streifen und
    drehte sich eine Wäscheleine daraus ... Nun
    habe ich aber trotz meines Pokergesichts eine
    sehr empfindliche Haut die keine kratzenden Woll-
    decken verträgt Was mir nur einer richtig nach-
    fühlen kann der selber keine verträgt Und der
    alte Mann hockte ständig auf dem Pott und saugte
    an einer kalten Pfeife und von der kreuz und quer
    gespannten verdammten Behelfswäscheleine tropfte
    es von seinen Socken und sonstigen Polackenfetzen
    auf mich herunter und er war ständig am Kacken
    und sagte in einer Tour
    TARA BUBU EAT TARA BUBU SHEET
    TARA BUBU EAT TARA BUBU SHEET
    und dazu lachte er
    Er verklickerte mir den Sinn des Lebens aber
    alles was ich empfand war daß er mir die Amseln
    von den weißen Felsen von Dover vertrieb und daß
    diese Wolldecke an meiner Haut scheuerte

    - 138 -
    HÖR ZU DU DÄMLICHER

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