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Der Große Basar: Roman

Titel: Der Große Basar: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter V. Brett
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fühlte, gleichzeitig kam er sich vor, als sei er in ihr eingesperrt wie in einem Gefängnis.
    »Fünfhundert Sonnen«, bedauerte er. So viel hatte der Harnischer ihm für die Rüstung berechnet - und Monate für die Anfertigung gebraucht. Mit so viel Gold war Arlen der zweitreichste Mann in Tibbets Bach, dem Ort, in dem er aufgewachsen war.
    »Man spart nicht an Dingen, von denen das eigene Überleben abhängt«, mahnte Cob. Er war ein ehemaliger Kurier und sprach aus Erfahrung. »Wenn es um die Rüstung geht, dann sucht man sich den besten Waffenschmied in der Stadt, bestellt die stärkste, die es gibt,
und berappt ohne mit der Wimper zu zucken die Kosten.«
    Mit dem Finger stach er auf Arlen ein. »Und versäume nie …«
    »… die Siegel selbst anzubringen«, beendete Arlen den Satz unisono mit seinem Meister und nickte geduldig. »Ich weiß. Das hast du mir schon tausendmal unter die Nase gerieben.«
    »Und ich werde es noch zehntausend Mal wiederholen, damit es sich in deinen dicken Schädel einprägt.« Cob hob den schweren Helm auf und stülpte ihn über Arlens Kopf. Die Innenseite war ebenfalls gepolstert, und er saß wie angegossen. Mit den Fingerknöcheln trommelte Cob kräftig gegen das Metall, aber Arlen hörte das Klopfen mehr, als dass er eine Erschütterung spürte.
    »Hat Curk dir gesagt, zu welcher Mine es geht?«, erkundigte sich Cob. Als Lehrling durfte Arlen nur für die Gilde reisen, wenn ein lizensierter Meister ihn begleitete. Die Gilde hatte ihn Curk zugeteilt, einem alternden und oftmals betrunkenen Kurier, der im Allgemeinen nur auf kurzen Routen arbeitete.
    »Zu Euchors Kohlemine«, antwortete Arlen. »Zwei Übernachtungen im Freien.« Bis jetzt hatte er mit Curk lediglich Tagesreisen unternommen. Dies sollte seine erste Tour werden, auf der sie ihre tragbaren Bannzirkel auslegen mussten, um sich vor den Horclingen zu schützen, wenn sie am Straßenrand ihr Nachtlager aufschlugen.
    »Zwei Nächte unter freiem Himmel sind viel für das erste Mal«, gab Cob zu bedenken.
    Arlen schnaubte durch die Nase. »Ich bin schon länger nachts draußen gewesen, da war ich erst zwölf.«
    »Und bist von diesem Ausflug mit Verletzungen zurückgekommen, die Ragen mit einem ganzen Yard Faden nähen musste, wenn ich mich recht entsinne«, bemerkte Cob. »Plustere dich bloß nicht auf, nur weil du einmal Glück hattest. Jeder Kurier wird dir sagen, dass man nur draußen übernachtet, wenn es gar nicht anders geht, und nicht etwa aus freien Stücken. Diejenigen, die im Dunkeln draußen bleiben wollen , werden über kurz oder lang von den Horclingen geholt.«
    Arlen nickte, obwohl es ihm ein bisschen unehrlich vorkam, denn sie beide wussten, dass er den Gefahren der Nacht trotzen wollte . Selbst nach so vielen Jahren hatte er immer noch das Gefühl, etwas beweisen zu müssen. Sich selbst und auch der Nacht.
    »Ich möchte gern die hoch gelegenen Minen sehen«, erklärte er wahrheitsgemäß. »Angeblich hat man von dort oben einen Ausblick über die ganze Welt.«
    Cob nickte. »Ich will dich nicht belügen, Arlen. Wenn es ein noch schöneres Panorama gibt, dann war es mir nicht vergönnt, es zu sehen. Daneben verblassen selbst die Paläste der Damaji von Krasia.«
    »Es heißt, in den höheren Minen gäbe es Schneedämonen«, fuhr Arlen fort. »Ihre Schuppen sind so kalt, dass der Speichel gefriert und splittert, wenn man sie anspuckt.«
    Cob gab einen Grunzlaut von sich. »Die dünne Luft da oben verwirrt den Geist. Als Kurier war ich mindestens ein Dutzend Mal bei den Minen, aber ich habe
weder einen Schneedämon gesehen noch einen einzigen Bericht gehört, der einer genaueren Prüfung standhielt.«
    Arlen zuckte mit den Schultern. »Das bedeutet noch lange nicht, dass es dort keine Schneedämonen gibt. In der Bibliothek habe ich gelesen, dass sie sich in den Gipfelregionen aufhalten, wo der Schnee das ganze Jahr über liegenbleibt.«
    »Ich habe dich davor gewarnt, zu sehr der Bibliothek zu vertrauen, Arlen«, erwiderte Cob. »Die meisten dieser Bücher wurden vor der Rückkehr geschrieben, als die Leute glaubten, Dämonen seien nichts weiter als Schauermärchen, die sich jemand mit beduseltem Kopf ausgedacht hat, und jeder, der Lust hatte, steuerte noch seinen Teil Blödsinn dazu bei.«
    »Egal, ob Schauermärchen oder nicht, ohne diese Geschichten hätten wir die Siegel niemals wiederentdeckt und die Rückkehr überlebt«, hielt Arlen dagegen. »Es kann doch nicht schaden, wenn ich Ausschau nach

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