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Der Große Basar: Roman

Titel: Der Große Basar: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter V. Brett
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Schneedämonen halte, oder?«
    »Auf der Hut sein ist immer das Beste«, stimmte Cob zu. »Aber vergiss darüber nicht, auch nach Nachtwölfen und Töpfchen von Elfen Ausschau zu halten.«
    Arlen verzog wütend das Gesicht, aber Cobs Lachen wirkte ansteckend, und bald stimmte er ein.
    Als der letzte Gurt der Rüstung festgezurrt war, drehte Arlen sich um und betrachtete sich in dem Spiegel aus poliertem Metall, der an einer Wand des Ladens hing. In der neuen Rüstung war er zweifellos eine imposante Erscheinung, doch anstatt schneidig auszusehen, wie er
gehofft hatte, glich er eher einem ungeschlachten Metalldämon. Die Ähnlichkeit wurde nur leicht abgemildert, als Cob ihm einen dicken Umhang über die Schultern warf.
    »Halte ihn immer fest geschlossen, wenn du durch das Gebirge reitest«, riet ihm der alte Bannzeichner. »Dann spiegelt sich das Licht nicht auf dem Stahl, und der Wind kann nicht durch die Fugen blasen.«
    Arlen nickte.
    »Und hör auf das, was der Kurier Curk dir sagt«, mahnte Cob. Arlen lächelte ergeben.
    »Außer er verzapft etwas, von dem ich dir beigebracht habe, dass es Unsinn ist«, ergänzte Cob. Arlen stieß ein glucksendes Lachen aus.
    »Ich verspreche es«, betonte er.
    Eine geraume Weile blickten sie einander an, unschlüssig, ob sie sich die Hand geben oder sich umarmen sollten. Schließlich brummelten beide etwas vor sich hin und wandten sich ab; Arlen marschierte zur Tür, Cob zu seiner Werkbank. An der Tür schaute Arlen noch einmal zurück und begegnete wieder Cobs Blick.
    »Komm gesund heim«, befahl Cob.
    »Ja, Meister«, erwiderte Arlen und trat hinaus in das Licht des frühen Morgengrauens.

    Arlen beobachtete den großen Platz vor dem Gildehaus der Kuriere, auf dem Männer mit Händlern stritten und
Wagen beluden. Dazwischen bewegten sich Mütter mit Schiefertafeln, die mit Kreide beschrieben waren, um die Transaktionen zu beaufsichtigen und darüber Buch zu führen. Der Ort pulsierte vor Leben und Betriebsamkeit, und das gefiel Arlen.
    Er warf einen Blick auf die große Uhr über dem Portal des Gildehauses, deren Zeiger das Jahr, den Monat, den Tag und die Stunde auf die Minute genau angaben. Am Gildehaus einer jeden Freien Stadt gab es noch eine zweite große Uhr, die jedoch war nach dem Almanach des Fürsorgers gestellt und zeigte die Zeiten des Sonnenaufgangs und Sonnenuntergangs für die kommende Woche an, die mit Kreide unter dem Zifferblatt festgehalten wurden. Den Kurieren brachte man bei, ihr Leben nach diesen Uhren auszurichten. Pünktlichkeit, oder besser noch eine verfrühte Ankunft, galt als Ehrensache.
    Aber Curk kam immer zu spät. Geduld hatte noch nie zu Arlens Tugenden gehört, nun jedoch, da die offene Straße lockte, kam es ihm vor, als würde er eine Ewigkeit warten. Sein Herz hämmerte in der Brust, und seine Muskeln verspannten sich vor Aufregung. Es war Jahre her, dass er zum letzten Mal nicht im Schutz von mit Siegeln befestigten Wänden geschlafen hatte, aber dieses Gefühl war ihm unvergesslich geblieben. Nie hatte die Luft besser geschmeckt als auf der offenen Straße, und noch nie zuvor hatte er sich so lebendig gefühlt. So frei.
    Endlich hörte er das schleppende Poltern von Stiefeln, und die Bierfahne verriet ihm, dass Curk eingetrudelt
war, noch ehe er sich zu dem Mann umgedreht hatte.
    Kurier Curk trug einen Panzer aus Leder, das durch Kochen in Wasser gehärtet und mit halbwegs frisch aufgemalten Siegeln versehen war. Dieser Harnisch war nicht so stark wie Arlens ziselierter Stahl, aber dafür wesentlich leichter und biegsamer. Curks Stirnglatze ging über in einen Kranz aus langen, blonden, grau gesträhnten Haaren, die in fettigen Zotteln sein wettergegerbtes Gesicht einrahmten. Der struppige Bart war unsauber gestutzt und genauso verfilzt wie sein Haupthaar. Auf den Rücken hatte er einen eingebeulten Schild geschnallt, und in der Hand wog er einen abgenutzten Speer.
    Curk blieb stehen, um Arlens glänzende neue Rüstung und den Schild zu betrachten, und sofort glomm in seinen Augen ein begehrlicher Funke auf. Er überspielte seinen Neid mit einem spöttischen Schnauben.
    »Feiner Aufzug für einen Lehrling.« Er stieß Arlen den Speer gegen die Brustplatte. »Die meisten Kuriere müssen sich ihre Rüstung erst verdienen , aber Meister Cobs Lehrling hat das anscheinend nicht nötig.«
    Arlen schlug die Speerspitze zur Seite, doch vorher hörte er noch, wie sie die Fläche zerkratzte, die er stundenlang auf Hochglanz poliert hatte.

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