Der Große Basar: Roman
dass ich dir eine gehörige Tracht Prügel verpasse, bevor ich dich töte, dann will ich dir diesen Gefallen gern tun.« Er ritt auf die Lichtung vor dem Siegelpfosten, saß ab und band sein Pferd fest. Arlen folgte ihm und legte den Donnerstock weg. Dann schnappte er sich seinen Speer und den Schild, ehe er vom Karren sprang.
Mit gespreizten Beinen nahm er eine bequeme Kampfstellung ein, Schild und Speer bereit. Mit Cob und Ragen hatte er unzählige Stunden lang den Speerkampf trainiert, aber diesmal war es Ernst. Dieses Mal würde Blut fließen.
Wie die meisten Kuriere, glich Sandar von seiner Statur her eher einem Bären als einem Mann. Seine Arme und Schultern waren muskulös, er besaß einen breiten Brustkorb und hatte mehr Mumm als die meisten Menschen. Er hielt seine Waffen als seien sie ein Teil seines Körpers, und in seinen kalten Augen lag derselbe starre, raubtierhafte Blick, den Arlen bei Einarm gesehen hatte. Er machte sich keine Illusionen - Sandar würde nicht zögern, ihm den Todesstoß zu versetzen.
Sie fingen an, sich in entgegengesetzter Richtung zu umkreisen, nach einer Schwäche des Gegners suchend. Probehalber stieß Sandar mit seinem Speer zu, aber Arlen schlug ihn mit Leichtigkeit zur Seite, nahm sogleich wieder Verteidigungshaltung ein und ließ sich nicht aus der Deckung locken. Dann konterte er mit einem mäßig stark geführten Stoß. Wie erwartet, flog Sandars Schild hoch, um ihn abzuwehren.
Wieder ging Sandar zum Angriff über, dieses Mal energischer, aber er wandte nur eine sehr simple Kampftechnik an. Arlen beherrschte sämtliche Paraden und Verteidigungsschläge und führte sie rein mechanisch aus, während er auf die richtige Attacke wartete, den Ausfall, der ihn überrumpeln sollte, wenn er mit einer völlig anderen Taktik rechnete.
Doch dieser Angriff kam nicht. Sandar war massig gebaut, und in seinen Augen glühte die Mordlust, aber er kämpfte wie ein Anfänger. Nachdem sie minutenlang um den Siegelpfosten herumgetanzt waren, hatte Arlen das Spiel satt und lief in die nächste vorhersehbare Attacke hinein. Er duckte sich, hakte seinen Schild in den von Sandar, hob beide an, um sich Deckung zu geben, und knallte seinen Speerschaft seitlich gegen Sandars Knie.
Man hörte einen scharfen Knall, der in der kühlen Luft widerhallte, als würde der Zweig eines kahlen Baums durch den Wind vom Stamm gerissen. Schreiend brach Sandar auf dem Boden zusammen.
»Du Sohn des Horc! Du hast mir das Bein gebrochen, verdammt nochmal!«, jaulte er.
»Das hatte ich dir doch versprochen«, entgegnete Arlen.
»Ich bring dich um!«, kreischte Sandar, der sich vor Schmerzen wand.
Arlen trat einen Schritt zurück und klappte sein Visier hoch. »Das kommt mir sehr unwahrscheinlich vor. Der Kampf ist vorbei, Sandar. Je eher du das einsiehst, umso schneller kann ich zu dir kommen und dein Bein richten.«
Sandar stierte ihn mit mörderischen Blicken an, aber nach einer Weile warf er seinen Speer und den Schild außer Reichweite. Arlen legte seine eigenen Waffen ab und bückte sich nach Sandars Speer. Er stemmte ihn auf den Boden und zerbrach ihn mit einem heftigen Tritt seiner von Stahl umschlossenen Ferse. Die beiden Hälften
legte er neben Sandar auf den Boden und kniete nieder, um das Bein zu untersuchen.
In diesem Moment schleuderte Sandar ihm eine Handvoll losen Dreck direkt in die Augen.
Arlen schrie auf und taumelte zurück, aber sofort warf sich Sandar über ihn und drückte ihn zu Boden. Flach auf dem Rücken, unbeweglich durch die schwere Stahlrüstung und mit einem Mann, der rittlings auf ihm hockte, hatte Arlen keine Chance, aufzustehen.
»Ich mach dich kalt, du verfluchter Scheißkerl!«, grölte Sandar und ließ seine schwer gepanzerten Fäuste auf Arlens Kopf niedersausen. Anstatt ihn zu behindern, schienen die Schmerzen in seinem Bein ihm Wahnsinnskräfte zu verleihen, wie einem in die Enge getriebenen Nachtwolf.
Arlens Kopf fühlte sich an wie der Klöppel in einer Glocke, und er konnte keinen klaren Gedanken fassen. Halbblind von dem Sand in den Augen, sah er kaum das lange Messer, das Sandar plötzlich in einer Faust hielt, aber er konnte es instinktiv spüren. Beim ersten Stoß glitt die Klinge an seiner Brustplatte ab, doch beim zweiten Mal fraß sich die Spitze durch die Ringe, die das Schultergelenk miteinander verbanden.
Arlen warf den Kopf zurück und schrie. Die Rüstung verbog die Klinge, aber die Schmerzen waren entsetzlich, und er wusste, dass seine Schulter
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