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Der Große Basar: Roman

Titel: Der Große Basar: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter V. Brett
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höher, in Regionen, in denen der Schnee nie schmilzt, aber wenn ein Wintersturm tobt, ziehen sie sich in tiefere Zonen zurück.«
    »Hast du schon mal einen Schneedämon gesehen?«, fragte Arlen gespannt.
    »Selbstverständlich«, trumpfte Derek auf, doch unter Arlens prüfendem Blick ließ seine Überlegenheit ein
wenig nach. »Ein einziges Mal«, räumte er ein. »Jedenfalls glaube ich, dass es einer war.«
    »Du bist dir nicht sicher?«
    »Das Fenster war von den Hitzesiegeln beschlagen«, gab Derek zu.
    Arlen zog eine Augenbraue hoch, aber Derek zuckte nur gleichmütig die Achseln. »Ich will dir keine Märchen erzählen. Vielleicht habe ich tatsächlich einen gesehen, vielleicht auch nicht. Ist ja auch egal. Jedenfalls werde ich niemals damit aufhören, die entsprechenden Siegel ständig zu erneuern. Die Jongleure behaupten, beim ersten Mal lag es hauptsächlich an der Nachlässigkeit der Menschen, dass es sie so schwer erwischt hat. Ich würde selbst dann noch die Siegel auffrischen, wenn ich von heute an in meinem ganzen Leben nie wieder einen Horcling zu Gesicht bekäme. Und meinen Kindern und Enkelkindern werde ich ans Herz legen, genauso vorsichtig zu sein.«
    »Recht hast du«, stimmte Arlen zu. »Könntest du mir ein paar Schneesiegel beibringen?«
    »Ay, da drüben liegen Schiefertafeln und Kreide.« Mit dem Finger deutete Derek in die Richtung. Er klopfte seine Pfeife aus, während Arlen die Sachen holte und sie ihm reichte. Als Derek anfing zu zeichnen, sah er aufmerksam zu.
    Zu seiner Überraschung merkte er, dass das Grundmuster des Abwehrsiegels gegen Schneedämonen eine Abänderung des Siegels zum Schutz vor Wasserdämonen war - durch die nach außen strebenden Linien glich es beinahe einer Schneeflocke. Derek fuhr mit dem
Skizzieren fort, und Arlen, ein geschickter Bannzeichner, erkannte schnell, wie die Energie durch das magische Netz fließen würde. Er beschränkte sich nicht aufs Zuschauen, sondern übertrug Kopien der Siegel in sein Journal, die er durch Notizen ergänzte.

    Arlen kuschelte sich schon wieder in sein Federbett, als Einarm seine Spur bis zu der Station verfolgt hatte. Ganz deutlich hörte er das Geheul des Dämons und das donnernde Krachen, als er auf die Siegel eindrosch. Die Station war gut geschützt, aber als der riesige Dämon die Hitze- und Lichtsiegel mit Energie auflud, wurde es drinnen immer heißer und heller, bis Arlen sich vorkam, als stünde er an einem wolkenlosen Sommertag im Sumpfland, und die Mittagssonne schiene auf ihn herab. In Schweiß gebadet lag er da, und der vom Hof eindringende Dampf überzog alles mit einem klammen Film. Wenn er nach Hause kam, würde er mindestens ein paar Tage brauchen, um den Rost von seinem Harnisch abzuschmirgeln.
    Als er merkte, dass er ohnehin keinen Schlaf mehr finden würde, stand er auf und fing an, Dereks Schneesiegel in seine tragbaren Bannzirkel zu ritzen. Mit dieser Arbeit beschäftigte er sich bis zum nächsten Morgen. Derek hatte ebenfalls kein Auge zugekriegt, und als Arlen weiterziehen wollte, war Morgenröte bereits vor den Karren gespannt und bereit zum Aufbruch.
Sowie die Sonne über dem Berg aufging, machte sich Arlen auf den Weg.
    Wie Derek bereits angekündigt hatte, gestaltete sich das Vorankommen immer schwieriger. Nach der dumpfigen Hitze in der Station empfand er die Kälte anfangs als erfrischend, doch schon bald fror er wieder bis ins Mark, vor allen Dingen, weil seine Unterkleider und der Umhang feucht waren. Schnell überzog Raureif das Bruststück seines Panzers, und egal, wie sehr er sich auch anstrengte, es gelang ihm einfach nicht, tief durchzuatmen. Selbst Morgenröte schnaufte und keuchte. Sie bewegten sich im Kriechtempo vorwärts, und obwohl es bis zum nächsten Siegelpfosten nur wenige Meilen waren, erreichten sie ihn erst spät am Tag. Arlen war viel zu abgekämpft, um zu versuchen, noch ein paar Meilen mehr herauszuschinden.
    Der nächste Tag stellte eine noch größere Herausforderung dar. Über Nacht hatten sich Arlens Lungen ein wenig an die dünne Höhenluft gewöhnt, aber der Weg führte weiter steil bergan.
    »Da oben muss ja eine Menge Gold zu finden sein«, erzählte Arlen seinem Pferd, »damit sich diese Tour überhaupt lohnt.« Sofort bereute er seine Bemerkung, nicht weil sie falsch war, sondern weil nach den wenigen Worten seine Lungen brannten wie Feuer.
    Ihm blieb gar nichts anderes übrig, als den Weg fortzusetzen, also stapfte er verbissen weiter, den Kopf gesenkt und ohne

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