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Der Große Basar: Roman

Titel: Der Große Basar: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter V. Brett
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reichlich dünn, Kurier. Es reicht schon, wenn du nur den Karrenweg hinaufsteigst, und du ringst nach Atem, als würdest du eine Steilwand hochklettern. Selbst ich bin ein paar Tage lang erschöpft, wenn ich nach Hause komme, und ich wurde hier geboren.«
    Mittlerweile hatte sich die Sonne zu einer schmalen, feurigen Linie am Horizont ausgedünnt, und im nächsten Moment verschwand sie ganz und ließ sie in einem
Halbdunkel zurück, das dem Erscheinen der Horclinge voranging. Draußen trotzte der weiß glitzernde Schnee der heraufziehenden Finsternis.
    Arlen wandte sich an Derek, den er nur noch als schwarze Silhouette wahrnahm. Der Kopf seiner Pfeife glühte sachte, als er daran sog. »Willst du keine Lampen anzünden?«
    Derek schüttelte den Kopf. »Warte einfach ab.«
    Arlen zuckte mit den Schultern, richtete den Blick wieder auf das Fenster und sah, wie draußen auf der Straße ein Felsendämon aus dem Boden stieg. Er besaß dieselbe Schieferfarbe wie seine Artgenossen weiter unten am Berg, war aber noch kleiner und hatte lange, spindeldürre Arme und Beine mit zwei Gelenken. Scharfkantige Zacken aus Horn ragten aus seinen Gliedmaßen heraus, und er bewegte sich genauso oft auf allen vieren wie im aufrechten Gang.
    »Ich dachte immer, je höher man ins Gebirge kommt, umso größere Felsendämonen träfe man an«, wunderte sich Arlen. »Wie ich auf diesen Gedanken gekommen bin, weiß ich allerdings auch nicht.«
    »Das Gegenteil ist der Fall«, klärte Derek ihn auf. »Hier oben gibt es nur wenig, was sie jagen können, und der tiefe Schnee behindert die Großen beim Laufen.«
    »Das ist gut zu wissen«, meinte Arlen.
    Der Felsendämon erblickte sie und stürmte mit erschreckender Geschwindigkeit auf das Fenster zu. Arlen hatte noch nie einen Felsendämon gesehen, der so schnell rennen oder so weit springen konnte. Mitten in einem
Satz prallte er gegen das Siegelnetz, Magie blitzte auf wie in einem Gewitter und schleuderte den Dämon mit solcher Wucht auf die Straße zurück, dass er beinahe die Felswand hinuntergestürzt wäre. Der Horcling fing sich gerade noch rechtzeitig ab und krallte seine langen Klauen in die steinige Abbruchkante.
    Plötzlich erwachten sämtliche Siegel an der Vorderfront der Station zum Leben, eines nach dem anderen flammte auf, als die von dem Felsendämon aufgesogene Magie das Siegelnetz mobilisierte; in einem bizarren Reigen tanzten die Muster der Symbole über die Wände und Stützbalken.
    Viele der Siegel erloschen kurz nach dem Aufflackern wieder, aber Arlen konnte spüren, wie von den Hitzesiegeln immer noch eine leichte Wärme ausging, und die im Raum und im magischen Netz eingestreuten Lichtsiegel glühten in einem weichen, nur langsam abklingenden Glanz.
    Ein anderer Horcling näherte sich dem Fenster, ein Winddämon, der kreischend vom Himmel herabstieß. Wieder schossen Blitze aus dem Netz, die Hitzesiegel erwärmten sich, und die Lichtsiegel wurden heller. Weitere Horclinge kamen ans Fenster, und nach ein paar Minuten erfüllte ein gleißendes Licht den Raum, das noch ein Dutzend Lampen übertroffen hätte, und selbst ein loderndes Feuer hätte die Luft nicht heißer machen können.
    »Fantastisch!« Arlen kam aus dem Staunen nicht heraus. »Eine solche Anordnung von Siegeln habe ich noch nie gesehen.«
    »Graf Brayan scheut keine Kosten, wenn es um seine Bequemlichkeit geht«, klärte Derek ihn auf. Plötzlich schlug ein Dämon auf die Siegel direkt vor ihm, und er prallte erschrocken zurück. Dann zog er eine finstere Miene und zeigte dem angriffslustigen Dämon eine obszöne Geste.
    »Sie kommen immer an das Fenster«, erzählte Derek. »Manche Dämonen jede Nacht. Ich warte immer noch darauf, dass sie irgendwann einmal aufgeben werden, aber sie lernen es wohl nie.«
    »Dein Anblick reizt sie bis zur Weißglut«, meinte Arlen. »Horclinge fressen zwar ihre Beute, aber ich glaube, dass sie sich eigentlich von dem Akt des Tötens ernähren, vor allem, wenn sie einen Menschen erlegt haben. Wenn sie wissen, dass du hier bist, werden sie Nacht für Nacht wiederkommen und die Siegel attackieren, und wenn es hundert Jahre dauern sollte, bis mal eines versagt.«
    »Bei der Nacht, das ist ja kein Trost«, seufzte Derek. »Wir dürfen uns nicht in Sicherheit wiegen, solange die Dunkelheit herrscht«, erwiderte Arlen und blickte zum Fenster zurück. »Gibt es in dieser Höhe eigentlich nur Felsen- und Winddämonen?«
    »Und Schneedämonen«, ergänzte Derek. »Sie steigen sogar noch

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