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Der Große Basar: Roman

Titel: Der Große Basar: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter V. Brett
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auf den schneidenden Wind und die Schneeverwehungen zu achten, die ihm stellenweise bis zu den Knien reichten. Die Räderspuren hörten auf,
und der Pfad war nicht mehr zu erkennen, obwohl man im Grunde keine Wegweiser brauchte. Man konnte nur in eine Richtung gehen, wobei an der einen Seite die schiere Felswand aufragte, während an der anderen die Bergflanke senkrecht in die Tiefe stürzte.
    Gegen Nachmittag tat Arlen wegen des Luftmangels jeder Muskel weh, und er schaffte es kaum noch, das Gewicht der Rüstung zu tragen. Am liebsten hätte er sie abgelegt, doch er befürchtete, wenn er erst einmal stehen blieb, um sie auszuziehen, könnte er hinterher vor Schwäche keinen Fuß mehr vor den anderen setzen.
    Viele Leute klettern ständig hier rauf, sagte er sich. Und was andere schaffen, schaffst du auch.
    Am Spätnachmittag, als sowohl Arlen als auch Morgenröte die Grenzen ihrer Belastbarkeit erreicht hatten, kam die kleine Minenstadt in Sicht. Brayans Gold war ein Sammelsurium aus mehr oder weniger behelfsmäßigen Behausungen; einige bestanden aus Holz, andere hatte man mit dem Aushub aus den Minen zusammengestoppelt, und selbst festgestampfte Erde und behauener oder zermahlener Stein dienten als Baumaterial. Die meisten dieser Bauten wirkten eher wie Elendshütten; vor den Türeingängen hingen gegerbte Tierfelle, und aus Zelten hatte man Vorbauten errichtet. Aber im Stadtzentrum gab es einen großen, aus Holz gebauten Gasthof, der das gesamte Plateau beherrschte.
    Ein paar Leute waren unterwegs, hauptsächlich Frauen und Kinder, vermutlich schufteten die Männer in den Minen. Arlen befeuchtete mit der Zungenspitze seine trockenen, rissigen Lippen, setzte sein Kurierhorn an
den Mund und blies einen langgezogenen, klaren Ton. Das genügte, um seine Kehle schmerzen zu lassen, als hätte er Messer aus Eis verschluckt.
    »Kurier!«, brüllte ein Junge. Im nächsten Moment war Arlen von Kindern umringt, die auf und ab hopsten und ihn mit Fragen bestürmten, was er mitgebracht hätte.
    Arlen schmunzelte. Als Junge hatte er sich genauso aufgeführt, wenn der Kurier in Tibbets Bach eintraf. Er war auf diesen Empfang vorbereitet und warf den Kindern in Maishülsen eingewickelte Süßigkeiten, kleine Spielsachen und Geduldsspiele zu. Er aalte sich in ihrer Freude wie in einem warmen Bad. Auf einmal kamen ihm die Strapazen, die er auf sich genommen hatte, um sich bis hierher hochzuquälen, gar nicht mehr so schlimm vor, und er spürte, wie seine Kräfte allmählich zurückkehrten.
    »Wenn ich groß bin, möchte ich auch Kurier werden«, verkündete ein Junge. Arlen zerstrubbelte seinen Haarschopf und steckte ihm eine Extra-Süßigkeit zu.
    »Du kommst einen Tag zu früh«, stellte jemand fest. Arlen drehte sich um und sah einen schmächtigen Mann in einem feinen Wollmantel; die Wildlederstiefel und Handschuhe waren mit weißem Hermelinfell besetzt. Hinter ihm marschierten zwei stämmige Wachmänner, von deren Gürteln kleine Spitzhacken baumelten, die sowohl wie Waffen als auch wie Werkzeuge aussahen. Der Mann näherte sich Arlen mit einem jovialen Lächeln und streckte ihm die Hand entgegen.
    »Ich wurde von Banditen überfallen«, erklärte Arlen und schüttelte die Hand. »Danach habe ich mich beeilt und einen Siegelpfosten ausgelassen, um schneller voranzukommen.«
    »Schneyder«, stellte der Mann sich vor. »Graf Brayans Vetter und Baron von Brayans Gold. Was ist mit Sandar passiert?«
    »Hat sich ein Bein gebrochen«, antwortete Arlen. »Ich bin Arlen Strohballen.«
    Schneyder legte seine Hand auf Arlens Schulter und beugte sich dicht an ihn heran. »Ich sage dir dieselben drei Dinge, die ich jedem Kurier ans Herz lege, der diese Tour zum ersten Mal macht. Beim ersten Mal kommt einem der Aufstieg immer am schlimmsten vor, am nächsten Morgen kannst du wieder richtig atmen, und bergab geht es leichter als bergauf.« Er schüttelte sich vor Lachen, als hätte er einen kolossalen Witz von sich gegeben, und klatschte mit der Hand so heftig auf Arlens Rücken, dass der Harnisch klirrte.
    »Trotzdem wundert es mich, dass sie einen Neuling ganz allein hierherschicken«, ergänzte Schneyder dann.
    »Kurier Curk war bei mir, aber er ist mit eingeklemmtem Schwanz abgehauen, als die Banditen auftauchten«, berichtete Arlen.
    Schneyder kniff die Augen zusammen. »Ist die Fracht unversehrt?«
    Arlen grinste stolz. »Bis auf den letzten Nagel, der die Kisten zusammenhält, ist alles vorhanden.« Er reichte Schneyder ein mit Wachs

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