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Der Große Basar: Roman

Titel: Der Große Basar: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter V. Brett
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Gesicht heran, um ihn in Augenschein zu nehmen.
    Arlen kauerte hinter seinem Schild, als der Donnerstock direkt vor Einarms Gesicht explodierte. Begleitet von einem mächtigen Krachen schoss eine Stichflamme hoch und erhellte die Nacht; die Schockwelle aus Hitze und Energie brauste über Arlen hinweg und hätte ihn beinahe von dem Felsvorsprung gerissen. Er fiel hin und klammerte sich verzweifelt an das Gestein, um nicht abzurutschen und in die Tiefe zu stürzen.
    Einen Moment später fing er laut an zu lachen und blickte hoch, in der Erwartung, dass die Explosion dem
Horcling den halben Kopf weggesprengt hätte; doch Einarm stand völlig unverletzt da.
    »Nein!«, schrie Arlen, als der Dämon sich brüllend auf ihn stürzte. »Nein! Nein! Nein!«
    Er sprang auf die Füße, schnappte sich einen Speer, nahm Anlauf und schleuderte ihn mit aller Kraft, die er aufbieten konnte. Die Waffe traf den Horcling mitten vor die Brust und zerbrach bei dem Aufprall in Splitter, ohne dem Dämon etwas anhaben zu können.
    »Was muss man tun, um dich zu töten?«, kreischte Arlen, aber das interessierte den Dämon nicht weiter. In dem Bewusstsein, dass er den Kampf verloren hatte, warf Arlen fluchend seinen Schild auf den Boden und stellte sich mitten in den kleinen Kreis aus Schutzsiegeln.
    Doch unter den Schritten des Dämons bebte der Boden, ein Lärm wie ein beständiges Donnergrollen ließ die Luft erzittern, und Arlens Knie knickten ein. Taumelnd schlitterte er von dem gewölbten Schild herunter, und ihm war klar, dass er sich nicht die ganze Nacht lang auf dessen Schutz verlassen konnte.
    Eilig hob er den Schild wieder auf und griff mit der freien Hand nach dem zweiten Speer. Sein Harnisch konnte ihn vielleicht retten, bis er es zu dem Bann - zirkel zurückschaffte, in dem Morgenröte stand, aber wenn er nachts in tiefem Schnee den Weg hinunterrannte, stand ihm eine Tortur bevor, und obendrein behinderte ihn noch der siebzig Pfund schwere Stahlpanzer, den er trug. Einarms Geheul schmerzte in seinen
Ohren, und es kam ihm vor, als würde der ganze Berg beben.
    Der Dämon erreichte den Felsvorsprung und sprang mit einem gewaltigen Satz in die Höhe, um sich an der Kante festzuhalten. Die langen Krallen seiner Pranke gruben sich in den Stein, als er sich hochhievte. Arlen stach mit dem Speer auf die Tatze ein, ohne jedoch etwas zu bewirken, während das Gebrüll immer lauter wurde, bis er glaubte, seine Trommelfelle müssten platzen. Plötzlich merkte er, dass nicht Einarm diesen infernalischen Lärm verursachte. Erschrocken blickte er hoch und sah nichts außer einer weißen Woge, die auf ihn zurauschte wie Wasser.
    Ohne nachzudenken hechtete Arlen an der anderen Seite von der Felsnase herunter; schlitternd und sich überschlagend landete er auf dem Pfad. Er achtete nicht auf die stechenden Schmerzen von dem Sturz, sondern presste sich geistesgegenwärtig mit dem Rücken gegen die Felswand und hob seinen Schild.
    Die Lawine, die sich durch die Explosion gelöst hatte, traf Einarm und riss ihn in den Abgrund, in den Arlen bereits seinen kleineren Vetter gestoßen hatte. Er sah gerade noch, wie der Dämon in der Tiefe verschwand, ehe er selbst von den Schneemassen begraben wurde.
    Der Schnee übte einen ungeheuren Druck aus, und Arlens Arm, der den Schild hielt, drohte einzuknicken, aber es gelang ihm, sich eine schützende Höhle zu schaffen; als das Donnergrollen abebbte, schaffte er es, sich schnell wieder aus dem Schnee zu befreien, während
der größte Teil der Lawine noch die Bergflanke hinuntertoste.
    Er trat an den Rand des Steilhangs und spähte nach unten, aber in der Dunkelheit war von Einarm keine Spur zu entdecken, und er hörte auch kein Gebrüll. Wieder lachte Arlen triumphierend und schwenkte die erhobene Faust. Sicher, er hatte den Dämon nicht töten können, aber er hatte gegen ihn gekämpft und überlebt, so dass er diese Geschichte weitererzählen konnte. Wenn er Glück hatte, dauerte es Tage, bis Einarm ihn erneut aufspürte.
    Neben ihm ertönte ein leises Knurren, und das Grinsen erstarb auf seinem Gesicht. Die Lawine musste einen Dämon aus den höheren Bergregionen heruntergeschleudert haben. Er packte den Speer fester und drehte sich mit erhobenem Schild langsam um.
    Der Mond und die Sterne verbreiteten eine sanfte Helligkeit, die vom Schnee reflektiert wurde und den Berg mit einem grauen Licht übergoss. Zuerst sah Arlen ihn nicht, doch als der Horcling näher rückte, zogen die Siegel auf seiner

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