Der Große Basar: Roman
Ich gehe nach Miln und warte dort auf sie.«
Arlen lächelte und klopfte ihm auf die Schulter.
Cob schimpfte hingebungsvoll einen seiner Lehrlinge aus, als Arlen die Werkstatt betrat. Arlens Meister war immer zänkisch, wenn er sich Sorgen machte. Er blickte hoch, als die Türglocke bimmelte, und sah Arlen mit Derek im Schlepptau. Seine gereizte Miene hellte sich auf, und der Lehrling war gewitzt genug, die Ablenkung zu nutzen und in den hinteren Raum zu verduften.
»Da bist du ja wieder«, knurrte Cob, steuerte auf seine Werkbank zu und setzte sich, ohne sich auch nur die Zeit für einen Händedruck zu nehmen.
Arlen nickte. »Das ist Derek von Brayans Gold. Er ist ein geübter Bannzeichner und auf der Suche nach Arbeit.«
»Du bist eingestellt«, verkündete Cob und griff nach einem Stichel. Mit seinem ledrigen Kinn deutete er auf Arlens linken Arm, der ungepanzert in einer Schlinge hing. »Was ist passiert?«
»Jetzt kennst du jemanden, der eine direkte Begegnung mit einem Schneedämon hatte«, erklärte Arlen.
Cob schüttelte den Kopf und lachte schallend, während er sich schon wieder über seine Arbeit beugte.
»Das hätte ich mir denken können. Wenn sie überhaupt existieren, dann bist du der Erste, der einen trifft«, brummte er in seinen Bart.
Gestrichene Szenen
A us dem Roman Das Lied der Dunkelheit wurden ziemlich viele Szenen herausgestrichen. Einige mussten weggelassen werden, weil der Roman sonst zu umfangreich geworden wäre (für ein Erstlingswerk war das Buch sehr lang), um den Erzählfluss beizubehalten oder um auf Nebenhandlungen zu verzichten, die den Spannungsbogen nur unnötig unterbrochen hätten.
Doch viele dieser gestrichenen Szenen sind originelle kleine Geschichten, und ich bin froh, dass man mir die Gelegenheit gibt, sie in dieser herrlichen Sammlung zusammen mit meinen Kommentaren zu veröffentlichen. Das Beste an der vorliegenden Auswahl ist aber, dass diese Erzählungen in sich geschlossene Handlungen sind, und deshalb können sich sowohl neue Leser als auch treue Anhänger der Serie an ihnen erfreuen.
Prolog
Einführung
Mit dieser Szene fing alles überhaupt erst an. 1999 besuchte ich einen Kursus, in dem es um das Schreiben von Fantasy-Literatur ging, und unsere Hausaufgabe lautete: »Schreiben Sie die erste Szene eines neuen Fantasy-Romans«. Also verfasste ich eine kleine Geschichte über einen Jungen namens Arlen, der sich immer nur so weit von zu Hause entfernen durfte, dass er noch vor Einbruch der Dunkelheit wieder zurückkehren konnte. Das hieß, wenn er frühmorgens aufbrach, musste er spätestens um die Mittagsstunde umkehren. Doch diese Einschränkung hatte einen ganz bestimmten Grund - nachts, bei Einbruch der Dunkelheit, kamen die Dämonen.
Um ehrlich zu sein, bastelte ich die Geschichte an einem einzigen Abend zusammen, schüttelte sie buchstäblich aus dem Ärmel, und nachdem ich meine Note bekommen hatte (ein sehr gut natürlich!), warf ich sie
in eine Schublade und ließ sie dort jahrelang liegen. Damals arbeitete ich an einem anderen Buch, doch Arlen vergaß ich nie ganz, und immer wieder mal notierte ich mir ein paar Ideen, die seine Welt betrafen. Die gesamte Serie über den Tätowierten Mann erwuchs aus dieser knapp zweitausend Wörter umfassenden Geschichte.
Der Grund für die Streichung
Dieser Auftakt bildete den größten Streitpunkt zwischen mir und meiner Redakteurin. Sie vertrat hartnäckig die Ansicht, ein Prolog sei altmodisch, dieser hier sei obendrein in einem anderen Stil geschrieben als der Rest des Buches und passte nicht in das Konzept. Außerdem fand sie, er trüge nichts zur Handlung bei, das nicht an anderer Stelle eingefügt werden könnte. Ich war da ganz anderer Meinung, denn ich glaubte, der Prolog würde in idealer Weise ein Bild der Stimmung und des Schauplatzes vermitteln und gäbe einen wichtigen Einblick in die Persönlichkeit des jungen Arlen.
Über dieses Thema entspannen sich ein paar hitzige Debatten. Ich respektiere meine Redakteurin sehr und bemühte mich nach Kräften, ihren Standpunkt zu verstehen. Es dauerte eine Weile, bis ich meine persönliche Vorliebe für diese Szene so weit ablegen konnte, dass ich zu einer objektiven Einschätzung imstande war. Als es mir schließlich gelang, sah ich ein, dass meine Redakteurin
Recht hatte, und ich strich die Szene. Mir scheint, dass das Buch als Gesamtwerk durch diese Kürzung gewinnt, obwohl mir diese Szene einfach ans Herz gewachsen ist. Es macht mich wirklich
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