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Der Große Basar: Roman

Titel: Der Große Basar: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter V. Brett
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Rüstung und dem Schild dessen Magie an und begannen matt zu glühen. In dem magischen Licht rührte sich etwas, und endlich bekam Arlen ihn zu Gesicht, einen Dämon, dessen weiße Schuppen glitzerten wie Schneeflocken. Er glich im Wesentlichen einem Flammendämon, war nicht kräftiger als ein mittelgroßer Hund und bewegte sich in geduckter Kauerhaltung auf allen vieren; die Schnauze war schmal und langgezogen, und aus dem Kopf sprossen Hörner, die sich in einem flachen Bogen über spitze
Ohren und einen langen, sehnigen Hals nach hinten wölbten.
    Impulsiv spuckte Arlen den Dämon an, und zu seiner Verblüffung erkannte er, dass die Gerüchte stimmten. Sowie sein Speichel auf die schneeweißen Schuppen traf, gefror er und platzte mit einem leisen Knall.
    Der Schneedämon zog die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen, und die Schnauze spaltete sich, als wolle er lächeln. Aus seiner Kehle entlud sich ein schauriges Geräusch, und sein Speichel sprühte Arlen entgegen.
    Arlen gelang es, den Schild so rechtzeitig hochzustemmen, dass er die Fontäne abfing. Sofort bildete sich Raureif auf der Oberfläche, und Arlens Schildarm wurde taub von der Kälte.
    Der Dämon sprang ihn an, und sein Schild, spröde durch den Frostspeichel, zersplitterte bei dem Aufprall. Arlen wurde nach hinten geworfen und landete rücklings im Schnee, konnte jedoch ein Knie anwinkeln und den Dämon mit einem gezielten Tritt abwehren. Der Horcling rutschte über die Abbruchkante des Felsens, klammerte sich aber mit den Krallen seiner Vorderpfoten fest und versuchte, sich mit den hinteren Tatzen im Gestein Halt zu verschaffen. Es konnte nicht mehr lange dauern, bis er sich über den Rand der Klippe nach oben schwang und zu einer neuen Attacke ansetzte.
    Arlen schüttelte die Überreste des Schildes von seinem Arm und stürmte mit vorgerecktem Speer auf den Dämon zu. Er wollte ihn wie Einarm in den Abgrund
befördern, doch der Horcling fing sich sogar noch schneller als erwartet. Er kletterte auf den Felsbrocken zurück und setzte zum Sprung an.
    Arlen hielt den Speer waagerecht, um den Horcling abzuwehren, doch der Schneedämon packte den Schaft mit seinen Zähnen und biss den mächtigen Holzstock durch, als sei er ein Selleriestängel. Notgedrungen ging Arlen dazu über, die beiden Hälften wie Keulen zu schwingen, knallte sie dem Dämon um die Ohren und fegte ihn zur Seite.
    Bevor der Horcling sich aufrappeln konnte, machte Arlen kehrt und rannte los. Es war ein großer Unterschied, ob man einen Dämon angriff, der sich nur mit seinen Klauen an einen Steilfelsen krallte, oder ob man den offenen Kampf mit einer Bestie suchte, die imstande war, ihre volle Kraft und Geschicklichkeit einzusetzen. Auf seinem Harnisch fehlten die Schneesiegel, und gegen den heimtückischen Frostspeichel gab es überhaupt keinen Schutz.
    Die Siegel auf seiner Rüstung glühten weiterhin in einem sanften Schimmer und halfen ihm, den Weg zu finden; gleichzeitig dienten sie dem Schneedämon und sämtlichen anderen Horclingen, die in der Gegend herumstrolchen mochten, als Lichtsignal. Er pflügte sich durch den Schnee und nutzte das abschüssige Gelände, um in halsbrecherischem Tempo zu fliehen.
    Aber am Ende war doch alles vergebens. Seine Beine sanken tief in den lockeren Schnee ein, während der Schneedämon über die Oberfläche flitzte wie ein Käfer über Wasser. Er spürte einen schweren Schlag im Rücken,
der ihm den Atem aus den Lungen trieb und ihn zu Boden warf.
    Beim Aufprall wälzte Arlen sich zur Seite und schleuderte den Dämon von sich weg, ehe der eine Lücke in seinem Harnisch finden konnte, doch kaum hatte er sich auf den Rücken gedreht, da fiel die Bestie schon wieder über ihn her. Er riss den gepanzerten Unterarm hoch, um den Horcling abzuwehren, aber der Dämon verbiss sich in die dicke Stahlplatte und drückte die Kiefer beharrlich zu.
    Quietschend verbog sich das Metall, und obwohl sein Arm immer noch taub war von dem Frostspeichel, heulte Arlen vor Schmerz auf. Die Krallen des Dämons zerrten an ihm, durchdrangen mit Leichtigkeit die stählernen Kettenglieder an den Gelenken und zerschnitten die größeren Platten wie die Scheren eines Schmieds.
    Arlen spürte, wie sich die kalten Klauen in sein Fleisch bohrten. Es war ein Gefühl, als würde er mit Eiszapfen erdolcht, und seine Schmerzensschreie gellten durch die Nacht. Der Dämon warf den Kopf hin und her, die Zähne immer noch in die Rüstung geschlagen, und drohte ihm den Arm abzureißen.

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