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Der Große Basar: Roman

Titel: Der Große Basar: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter V. Brett
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den Umfang des Buchs reduzieren, und egal, wie sehr ich diese Szene liebe, sie besteht aus über dreitausend Wörtern und ließ sich so problemlos herauskürzen, dass niemand außer mir sie vermissen würde. Dass das Tal der Holzfäller für Leesha zu klein geworden war, konnte mittlerweile niemandem entgangen sein, und in der Szene passierte nichts, was den Rest der Geschichte hätte beeinflussen können.
    Ich bereue die Entscheidung nicht. Die endgültige Fassung des Buches ist »abgespeckt«, und jede einzelne Szene treibt den Handlungsablauf voran. Diese Szene ist für den Plot jedoch unwichtig und stellt nur eine Abschweifung dar. Durch die Streichung geriet auch das Verhältnis, wie viel Erzählraum ich Leesha und Rojer gebe, ein wenig mehr ins Gleichgewicht, doch obwohl ich mir vorgenommen hatte, beiden gleich viel »Sendezeit« zu gewähren, kam Rojer immer noch zu kurz, und daran hat sich auch nichts geändert.
    Nichtsdestotrotz liebe ich diese kleine Nebenepisode, und ich bin sehr zufrieden, dass ich sie nun doch noch Lesern präsentieren kann, die sie vielleicht genießen werden.

Die Szene

    »Deine Heilkünste werden gebraucht«, erklärte Mairy.
    »Fühlst du dich nicht wohl?«, fragte Leesha besorgt. Sie legte den Handrücken gegen Mairys Stirn, doch die schüttelte den Kopf und wich zurück. »Nein, es geht nicht um mich«, erwiderte sie.
    »Ist eines deiner Kinder krank?«, hakte Leesha nach, musterte Mairys Sprösslinge und suchte nach Symptomen für eine angegriffene Gesundheit. »Oder Benn?«
    Abermals schüttelte Mairy den Kopf. »Ich spreche von Brianne«, erklärte sie. »Sie klagt über Bauchschmerzen. Sie versucht zwar, es herunterzuspielen, aber ich sehe, wie sie immer wieder zusammenzuckt. Irgendetwas stimmt nicht mit ihr. Wir dachten, es sei vielleicht besser, wenn ich diejenige bin, die dich bittet, sie zu untersuchen.«
    »Und wieso kommt ihr damit ausgerechnet zu mir?«, erkundigte sich Leesha. »Sonst wendet sie sich doch an Darsy, wenn sie etwas hat. Die ist die Kräutersammlerin ihrer Wahl.«
    »Du sagst doch selbst, dass sich Darsy bei ihren Heilbehandlungen mehr aufs Raten verlässt als auf echtes Wissen«, entgegnete Mairy. »Und letzten Winter konnte sie Dug und Merrems Kind nicht retten.«
    »Ich habe nie behauptet, dass es Darsys Schuld war«, betonte Leesha.
    »Das war auch gar nicht nötig«, meinte Mairy. »Die halbe Stadt tuschelt darüber, wenn sie vorbeikommt.
Brianne ist nur zu stolz, um dich um Hilfe zu bitten.«
    »Selbst wenn sie es täte«, warf Leesha ein, »warum sollte ich sie ihr gewähren?«
    »Weil sie krank ist und weil du eine Kräutersammlerin bist«, stellte Mairy fest.
    »Seit fast sieben Jahren redet sie nur schlecht über mich«, versetzte Leesha ärgerlich. »Und vergiss nicht, dass sie sich große Mühe gegeben hat, mein Leben zu zerstören.« Sie wandte sich ab, doch die Schuldgefühle ließen ihr keine Ruhe. Kräutersammlerinnen schworen einen Eid, jedem zu helfen, der ihre Unterstützung brauchte.
    »Sie hat um dich geweint«, flüsterte Mairy hinter ihr. »Wir alle haben geweint.«
    Leesha drehte sich um. »Was meinst du damit?«
    »An dem Morgen, als deine Mam in die Stadt kam und erzählte, du seist vor der Dunkelheit nicht nach Hause gekommen«, erwiderte Mairy. »Sie schickte die ganze Stadt los, um nach dir zu suchen …« Sie wandte den Blick ab. »Oder nach deiner Leiche.«
    Als Leesha nicht antwortete, fuhr Mairy nach einer Weile fort: »Wir alle glaubten, du seist tot. Brianne machte sich Vorwürfe und behauptete, es sei ihre Schuld. Dann brach sie in Tränen aus. Wir versuchten, ihr klarzumachen, dass sie nichts dafür könne, aber sie war untröstlich.« Sie berührte Leeshas Schulter. »Sie wusste, was sie dir angetan hatte, Leesha.«
    »Ich habe nie ein Wort des Bedauerns von ihr gehört«, erwiderte Leesha. »Im Gegenteil, seitdem hat sie
noch schlimmer über mich gelästert als zuvor. Meinst du, ich wüsste nicht, was sie über mich in die Welt setzt?«
    »Sie wollte dich um Entschuldigung bitten«, behauptete Mairy. »Auch Saira wollte dir sagen, wie leid es ihr tut.«
    »Aber du warst die Einzige, die sich tatsächlich bei mir entschuldigt hat«, erwiderte Leesha.
    »Jemanden mit Worten zu verletzen ist leicht«, zitierte Mairy eine von Leeshas früheren Bemerkungen. »Es ist ungleich schwerer, mit Worten zu heilen. Denk daran, dass du sie zuerst gekränkt hast.«
    Leesha fühlte sich, als hätte sie einen Schlag ins Gesicht

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