Der große Blowjob (German Edition)
Zimmer, das man mir zuweist, ist im hinteren Teil, in dem neuen Gebäude am Hang den Hügel rauf, der zur Main Street hochführt, hoch zu Capo, einem meiner Lieblingsrestaurants in Strandnähe (das andere ist Sushi Roku). Ich weiß sofort, dass dieses Zimmer nicht in Frage kommt, das geht gar nicht. Um hinzukommen, damit fängt es an, muss man durch den Poolbereich bis zu einem Aufzug stiefeln, man muss mit dem Aufzug eine Etage hochfahren, und dann geht man über eine Art kleine Brücke und muss dann wieder eine Treppe hinuntergehen, womit der Fahrstuhl eben total seinen Zweck verfehlt hat. Als wären Treppen eine komplett veraltete Technologie, wird einem lieber eine sinnlose Fahrt mit dem Aufzug spendiert.
Das zweite Zimmer, das man mir zeigt, einen Stock höher, geht auch nicht. Die meisten Zimmer im Shutters sind in einer Art Strandstil à la Cape Cod eingerichtet, manche allerdings mehr als andere, und in diesem hier fühle ich mich sofort unwohl. Es liegen überall zu viele Muscheln herum, es gibt zu viele jadefarbene Wandleuchter und überwurfartige Decken, und viel zu viele Bücher von David Halberstam im Regal. Ich nötige das Mädchen am Empfang, freundlich, lebhaft, um die dreißig, klare Sache, eine aufstrebende Schauspielerin, mich noch ein Zimmer im Hauptgebäude ansehen zu lassen. Sie sagt, es seien diese Woche keine mehr frei, aber ich weiß, dass das nicht stimmt, denn sie halten immer Zimmer für ungeplant eintreffende VIP s und so weiter bereit, wenn man gewillt ist, zu zahlen. Und das bin ich. Sie weist Paul an, mich in ein Zimmer zu führen, das zwar nicht direkt eine Aussicht auf den Strand hat, sondern nach Norden, die Küste hoch, oder auf einen Parkplatz vielmehr. Ja, das kommt schon eher hin. Ich gebe dem Typen zwanzig Dollar Trinkgeld, rolle meinen R 2 D 2 -Koffer herein (ich hatte ihn am Empfang stehen lassen, für den Fall, dass auch dieses Zimmer Schrott gewesen wäre), und erledige als Erstes, was ich in allen Hotelzimmern mache: Ich schalte alle Lampen im Bad an, sogar den Heizstrahler. Danach setze ich mich aufs Bett. Ungefähr drei Minuten später klopft es an der Tür. Es ist ein weiterer Page, mit einem Obstkorb. Ich vermute, dass das Früchtearrangement von Gangrape ist, der Produktionsfirma, weil es für sie ein Muss ist, uns Agenturleute mit solchen kleinen Willkommens-Präsenten zu überschütten. Der Korb wird auf einen Beistelltisch gestellt, und der Page verschwindet wieder. Ein Umschlag ist beigefügt. Auf der Karte darin befindet sich aber nicht das Gangrape-Logo (ein paar geile Karnickel mit umgeschnallten Dildos), nein, da ist gar kein Logo, bloß zwei Wörter in mädchenhafter Handschrift.
«Bis bald!»
Ich werfe die Karte in den kleinen Weidenpapierkorb, schließe alle Vorhänge an den Fenstern, die auf den Parkplatz hinausgehen, und mache den Raum so dunkel wie nur möglich. Ungefähr eine Stunde lang versuche ich mir einen runterzuholen, ohne jeden Erfolg. Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass sie in L. A. ist und mir diesen Obstkorb geschickt hat. Ich lese die Karte noch einmal, ich starre sie an wie ein Mann, der von einem hohen Punkt aus in eine Schlucht hinabschaut, ich greife zum Zimmertelefon und rufe beim Empfang an und frage, ob sie wüssten, wer mir den Korb geschickt hat. Sie würden in ihren Aufzeichnungen nachsehen und sich wieder bei mir melden. Danach rufe ich bei der Personaltante an, im Büro. Da sie nicht drangeht, hinterlasse ich eine Nachricht. «Ich bin’s, Eric. Rufen Sie mich bitte so bald wie möglich zurück», sage ich. «Schauen Sie, ich weiß, was los ist, ich scheiße auf meinen Bonus, ich habe gerade einen Nervenzusammenbruch, rufen Sie mich einfach an, bitte.» Danach hole ich mir das Shutters-on-the-Beach-Briefpapier und stelle fix ein paar Berechnungen an. Sollte ich kündigen, würde mein aufaddiertes Gehalt allein so viel betragen wie sämtliche Gehälter all jener, die ich gefeuert habe. Anders gesagt, wenn ich meinen Posten aufgäbe, könnte ich sie alle wieder einstellen, ohne dass die Lohnkosten der Agentur dadurch erhöht würden. Der Haken an der Sache ist natürlich, würde ich kündigen, wäre ich auch die Befugnis los, irgendwen einzustellen, schon gar nicht die Leute, die ich zuvor rausgeschmissen habe.
Es ist kurz vor ein Uhr mittags, die Bar ist noch zu, also gehe ich nach draußen an den Pool. Das Licht wird zunehmend heller, je mehr sich der Dunst und Smog in der Wärme auflösen. Ich hätte meine Sonnenbrille
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