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Der große Blowjob (German Edition)

Der große Blowjob (German Edition)

Titel: Der große Blowjob (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Mattei
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gekommen, den Buchstaben L und A den ominösesten Buchstaben des Alphabets hinzuzufügen? Es sei denn als Wink an uns alle, wiederzukommen, sprich, zu re- LAX en, glücklich zu sein, und auf einmal wird die Tür von außen mit einem Spezialschlüssel geöffnet. Anderthalb Stunden auf einem Flugzeugklo zu hocken, ohne es überhaupt zu benutzen, ist eine lange Zeit, und es ist das einzige in der ersten Klasse. Ich habe meinen Mit-Passagieren vermutlich Ungelegenheiten bereitet, wird mir nun klar, und jetzt ist auch noch die Flugbegleiterin hereingeplatzt.
    «Sind Sie okay?», fragt sie.
    «Ich hatte eine Art Attacke», erkläre ich ihr.
    «Eine Attacke?», sagt sie.
    «Ich schätze, man könnte sagen, eine Meta-Untergangs-Attacke.»
    Da alle wissen, was das ist, nickt sie nur, fragt mich, ob es mir wirklich gutgeht, ob ich ärztliche Hilfe brauche, und so weiter. Das alles muss sie mich wohl fragen, schätze ich, aus Versicherungsgründen.
    «Wir haben geklopft und geklopft, schließlich blieb mir keine Wahl, als reinzukommen.»
    «Kein Problem», sage ich höflich. Dann aber wirft sie einen Blick in die Toilettenkabine und sieht zu ihrer plötzlichen Überraschung, dass jemand mit schwarzem Filzstift zögerlich Sätze an die beigen Kunststoffwände gekritzelt hat. Ich folge ihrem Blick und sehe, was sie sieht: unsinnige Phrasen, die überall hingeschmiert sind, ich wundere mich, dass ich sie jetzt erst bemerke.
    SO VIEL BESSER ALS DIE GUTEN ALTEN ZEITEN .™
    KOPF HOCH , WENN SIE RUNTERKOMMEN WOLLEN .™
    DIESES GEFÜHL LÄSST SIE NICHT MEHR LOS , HEUTE , DEN GANZEN TAG .™
    SEHEN SIE’S WIE WIR , UND SPÜREN SIE DIE KRAFT VON META-UNTERGANG .™
    SEIEN SIE SIE SELBST , ALLES WEITERE ERGIBT SICH VON ALLEIN .™ ( MATRATZE )
    Sofort erkenne ich zweierlei: erstens, dass das Slogans sind, und zweitens, dass es meine Handschrift ist. Es stimmt, ich habe oft einen Sharpie™ in der Jackentasche, für die Momente, wenn mir eine Idee kommt, ich aber keine Lust habe, sie in mein Smartphone einzutippen.
    «Waren Sie das?», fragt sie mich. «Haben Sie das geschrieben?»
    «Kann sein», sage ich. «Es könnte meine Handschrift sein, meine ich.»
    «Es
könnte
Ihre Handschrift sein?»
    «Ich schätze, es ist meine Handschrift.»
    Keine Ahnung, warum ich das zugegeben habe. Ich hätte auch sagen können, es war jemand anderes. Sie sieht mich einen Moment lang an, durchdringend, voller Neugier, als könnte sie in mein Inneres blicken, als wäre ich nicht mehr als ein Durchscheingemälde in einem medizinhistorischen Museum.
    «Ich werde einen Bericht schreiben müssen.»
    «Okay, wenn’s sein muss.»
    «In der Zwischenzeit, es gibt noch andere Passagiere, die das WC gern benutzen würden.»
    Ich kehre an meinen Platz zurück, wobei ich den auf mich gerichteten Blicken ausweiche, und ich schnalle mich für die Landung an. Als das Flugzeug am Gate andockt und die Tür geöffnet wird, kommt, ehe irgendwer aussteigen kann, ein Beamter der Los Angeles Port Authority, weiß, über vierzig, mit Schnauzbart, an Bord. Die Flugbegleiterin deutet auf mich, und er kommt zu mir herüber. Ich solle ihn begleiten, man hätte einige Fragen an mich. Ich widersetze mich nicht, warum auch? Er führt mich zu einem Büro der Port Authority, es ist am Arsch der Welt, wir sagen auf dem Weg dorthin kein Wort, der Schnauzbartcop und noch ein anderer Cop, ebenfalls in Uniform, er ist schwarz und etwa in meinem Alter. Als wir drei bei dem Büro ankommen, geht der weiße Cop als Erster hinein, während sich der schwarze Cop dicht hinter mir hält, um sicherzustellen, dass ich nicht die Biege mache. Die beiden sind Hirn und Muskel der Gesetzesvollstreckung gewissermaßen, und ich überlege, wenn das hier eine TV -Serie wäre, wäre es genau umgekehrt, von wegen rassistischer Stereotypisierung, das können sich die Sender nicht mehr leisten. Der Raum ist hellblau, sie weisen mir einen Stuhl zu und fragen, warum ich getan habe, was ich getan habe. Mir fällt dazu keine Antwort ein, und dann legen sie mir so ein Dokument zur Unterschrift vor, in dem ich mich bereit erkläre, für die Schäden aufzukommen, was ich natürlich sofort unterschreibe, mit der Beteuerung, dass ich meine Tat verabscheue, was tatsächlich der Wahrheit entspricht. Ich kann sogenannte Street Art nicht ausstehen, nicht mal Banksy, ich hasse Banksy, diesen Blender, für mich ist das bloß Vandalismus, egal ob an irgendeinem leerstehenden Gebäude oder an der Fassade des New Museum. Dann

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