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Der große Blowjob (German Edition)

Der große Blowjob (German Edition)

Titel: Der große Blowjob (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Mattei
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derzeit nicht berufstätig (sie ist gerne Hausfrau!), war es aber früher mal. Sie hat ihr Geld ein paar Jahre lang als Sachbearbeiterin oder vielleicht auch Grundschullehrerin verdient und sich nach der Geburt ihres zweiten Kindes aus dem Berufsleben verabschiedet. Das durchschnittliche Jahreseinkommen ihrer Familie beträgt 32000  Dollar. Sie hält sich über die neuesten Trends auf dem Laufenden, sie ist ein aktiver Informations-Sucher, sie ist familienorientiert, verbringt vier Stunden die Woche online, liest Frauenzeitschriften wie Redbook & Family Circle, wählt konservativ, ist religiös, trifft sich gern mit Freundinnen, wenn ihre Zeit es erlaubt, ist wahrscheinlich stark übergewichtig, hat Haustiere, mehrere Haustiere, die die Bude mit ihrem Gestank verpesten, und hat als moderne Mami zu viel um die Ohren, um täglich eine halbe Stunde Zeit für den Hausputz zu opfern. Abby ist natürlich keine reale Person, sondern die Schöpfung unseres neuen Leiters für Psychographie, Nigel, ein Schwuler aus London, promovierter Psychologe und Oxfordabsolvent. Woher Nigel seine Kenntnisse über Frauen aus dem tiefen Süden bezieht, eine Gegend, in der er selbst noch nie war und die ihm für einen Besuch vermutlich zu unsicher wäre, das ist zu hoch für mich.
    Die vier aufgelisteten Halbsätze in der Stimme Abbys lauten: GLADE MÄRCHENDUFT MACHT AUS MEINEM HAUS EIN ZUHAUSE ; GLADE MÄRCHENDUFT IST WIE MEINE EIGENE MENTALE WELLNESS - OASE ; GLADE MÄRCHENDUFT IST MEINE BELOHNUNG DAFÜR , DASS ICH EINE GUTE HAUSFRAU UND MUTTER BIN ; und GLADE MÄRCHENDUFT BEWEIST , WIE SEHR ICH MEINE FAMILIE LIEBE .
    Ich vertiefe mich eine Zeitlang in die Analysen und Forschungsreihen, aber dann ist da wieder dieser enge Plastiksack um meinen Kopf. Ich will sterben. Und merke, dass ich dringend hier wegmuss, raus aus diesem Hotel und weg von diesem Ozean mit seiner unerbittlichen Vorhersagbarkeit. Ich werfe mir schnell etwas über und mache mich auf den Weg nach draußen. Der Page, der mir den Obstkorb gebracht hat, ist in der Lobby, er öffnet mir lächelnd die Tür.
    «Korb, den Sie gebracht haben», keuche ich ihm verzweifelt zu, «von wem?»
    «Entschuldigung?»
    «Von wem Sie den bekommen?»
    «Sir?», fragt er.
    «Dieses Obst, wer Ihnen gegeben?»
    «Keine Ahnung», sagt er, «ich glaube, es war ein anderer Gast hier im Hotel, der Ihnen diesen Obstkorb hat überreichen lassen, falls Ihre Frage darauf abzielt, eine junge Frau.» Es war nicht auszudenken.
    «Können Sie beschreiben?»
    «Äh, jung, nicht groß, dunkelhaarig, zierlich, hübsch … sehr hübsch …»
    «Und Sie sagen, Gast im Hotel?»
    «Ich glaube schon.»
    Ich wende den Blick ab, ringe krampfhaft um Atem, damit meine Lunge nicht implodiert.
    «Hat sie die Karte nicht unterschrieben?», fragt er.
    «Nein», sage ich.
    «Soll ich mal an der Rezeption nachfragen, Sir?»
    «Besorgen Sie mir einfach ein Scheiß-Taxi. Bitte.» Er flitzt los durch die Tür, und zufällig steht draußen in der kreisrunden Hotelauffahrt gerade ein Taxi, das einen Gast hergebracht hat. Es ist Mark Ruffalo. Ich warte nicht mal, bis der Fahrer sein Gepäck aus dem Kofferraum genommen hat, sondern steige sofort ein. Gleich darauf setzt sich der Fahrer wieder ans Steuer und sieht sich zu mir um.
    «Ins nächste Krankenhaus», sage ich zu ihm.
    Er wirft mir einen Blick zu, und dann fährt er los, verlässt die runde Auffahrt und biegt nach links auf den Pico Boulevard ein. Eine Viertelstunde später machen wir am UCLA Medical Center halt, direkt vor der Notaufnahme. Auf einem Schild steht
Nur für Einsatzfahrzeuge
, und während ich den Fahrer bezahle, kommt ein Wachmann auf uns zu, um uns wegzuscheuchen. Als ich mich an ihm vorbei in die Notaufnahme schleppe, fällt mir noch auf, dass er ein Paar Reebok Exofit High trägt.

3.18
    Die Diagnose lautet akute Angstreaktion. Vermutlich hätte man mir bloß intravenös etwas Propanolol verabreicht und mich nach ein, zwei Stunden Beobachtung wieder entlassen, aber in der Zeit, als ich darauf wartete, von einem Arzt untersucht zu werden, geriet ich irgendwann in extreme Erregung. Möglich, dass ich ein paar Sachen umgeworfen habe, einen Tisch vielleicht und ein paar Stühle. Hinterher musste ich an ein Bett fixiert werden, wobei mir auch das Ativan verabreicht wurde. Danach habe ich mich beruhigt, und ich war volle zwei Tage lang komplett weg. Ich hatte den Schlaf wohl bitter nötig. Das heißt, dass ich unser Pre-Production Meeting mit den Kunden

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