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Der große Blowjob (German Edition)

Der große Blowjob (German Edition)

Titel: Der große Blowjob (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Mattei
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verbreicht worden ist, was, wie mir auffällt, ein Benzodiazepin ist, auch bekannt als K.o.-Tropfen: Ich bin Opfer eines Date Rape! Dabei muss ich an die Praktikantin denken, an ihr Verhalten in bestimmten Momenten wie auch an meines. Hat sie mir heimlich was in einen dieser mit Granatapfel abgerundeten Belvedere-und-Veuve-Chamtinis gekippt? Hat sie sich selbst was ins Glas gekippt und den Bluttest zu einem Teil ihres Pogroms gegen mich gemacht?
    Während Jaktar lang und breit über die Vereinbarung eines Termins mit einem Psychotherapeuten redet – für etwas «Gesprächstherapie», wie er es nennt –, schaue ich mir das Schaubild an der Wand hinter ihm an, um mich auf etwas anderes zu konzentrieren. Das Schaubild erklärt, was Schritt für Schritt zu tun ist, wenn ein Patient verwirrt ist. Erstens, bestimmen, ob die Verwirrung umfeldbedingt ist oder nicht. Falls ja, die Ursache der Verwirrung beseitigen und erneut evaluieren. Falls die Verwirrung anhält, medikamentös behandeln. Ich bestimme, dass die Ursache meiner eigenen aktuellen Verwirrung Dr. Jaktar und sein unwillkürliches punjabisches Kopfnicken ist. Ich will einfach nur in mein Zimmer zurück und fernsehen. Er sagt nun nichts mehr, also stehe ich auf, weil ich wohl entlassen bin, aber er rührt sich nicht. Und dann stößt er ganz schnell hervor: «Erzählen Sie mir von Dr. Look.»
    Darauf war ich nicht gefasst. Ich setze mich prompt wieder hin.
    «Woher wissen Sie von Dr. Look?», frage ich ihn.
    «Als Sie sediert waren, haben wir Ihre Brieftasche durchsucht, um zu sehen, ob Sie krankenversichert sind. Durch Ihren Gewaltausbruch hatten Sie gewisse Rechte in Hinblick auf Ihre Privatsphäre eingebüßt. Wir haben seine Visitenkarte gefunden. Was können Sie mir über ihn erzählen?»
    «Ich weiß nichts über ihn», sage ich. «Wieso?»
    Jaktar wirft mir einen Blick zu, der wohl zum Ausdruck bringen soll, dass er mir nicht glaubt. Dann sagt er: «Ich habe versucht, diesen Dr. Look zu erreichen, konnte ihn aber nicht auffinden. Er ist im Staat New York nicht zertifiziert, er steht auf keiner einzigen Liste von Psychiatern im Staat New York, ich glaube nicht, dass er im Staat New York praktiziert.» Es quälte mich wirklich, wie oft er «Staat New York» gesagt hatte.
    «Ich wurde vom Justiziar unserer Firma an ihn verwiesen», sage ich, «Barry Spinotti, der praktisch mein Chef ist, weil wir derzeit keinen Geschäftsführer haben, seit der letzte gekündigt hat. Barry hat mich an Dr. Look verwiesen, und das ist alles, was ich über ihn weiß. Er hat eine Praxis an der Lexington Avenue. 686 oder 668 oder 886 oder so. In den Fünfzigern, in der Nähe des Citicorpse-Turms. Er hat in Harvard studiert, hat er gesagt.»
    «Ich war noch nie in New York», gibt Jaktar zu. «Harvard, sagen Sie?»
    Ein, zwei Minuten lang unterhalten wir uns über New York und die Unterschiede zwischen New York und L. A. Ich erzähle ihm, dass ich L. A. liebe und mal hier gelebt habe, aber das Wetter gehasst habe. Er hat entfernte Verwandte in Queens, die er wirklich irgendwann mal besuchen sollte. Danach schlägt er das andere Bein über und lehnt sich in seinem Sessel zurück und nickt. Damit ist der zweite smalltalk-basierte Abschnitt in unserem Gespräch beendet.
    «Mr. Nye», sagt er, «warum sollte der Chef Ihrer Firma Sie zu einem Psychiater schicken, der nicht existiert?»
    «Keine Ahnung», sage ich. Ich spüre, dass ich eine Art Kampf mit Dr. Jaktar austrage, bloß weiß ich nicht, wie die Regeln sind und was wäre, wenn ich verliere. «Mir kam das alles auch irgendwie suspekt vor.»
    «Inwiefern?»
    «Na ja, seine Praxis war nicht mal eine richtige Praxis, das wirkte eher wie eine alte Wohnung, die noch nie renoviert worden war. Ganz hinten gab es eine alte Küche, und da stand eine so ramponierte Couch, dass sie mit Klebeband repariert war. Klingt das für Sie wie die Praxis eines Psychiaters?»
    «Nein», sagt er, «eher nicht.»
    «Genau», sage ich. «Weil das alles Teil einer Falle sein könnte, die mir meine Firma stellt, um mich zu feuern, ohne meinen Bonus rüberwachsen zu lassen. Das ist alles eine große Lüge, alles. Weshalb ich ja auch diesen Look-Typen angelogen habe und ihm vorgemacht habe, dass meine Mutter bei einem Autounfall ums Leben gekommen ist, als ich ein Junge war.»
    «Tut mir leid, das zu hören», sagt er. Er sieht mich an, und sein Gesichtsausdruck verändert sich. Auf einmal habe ich das Gefühl, wir sind wieder auf einer

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