Der große Blowjob (German Edition)
eigenen Erinnerungen in mir hochfluten lassen. Erinnerungen an meine Kindheit. Ich sehe zu dem Schaufenster von Good Feet hinüber und denke daran, wie ich mir einmal den Zeh am Küchentisch gestoßen habe, als ich hinter meinem Bruder herrannte, und ich musste zu dem alten Dr. Granach, einem Fußspezialisten, weil ich eine Blutblase hatte. Er gab mir eine Betäubung, und dann stach er sie auf und ließ das Blut heraus. Auf dem Nachhauseweg hatte ich kein Gefühl im rechten Fuß, und es kam mir vor, als würde ich mit einem Bein humpeln wie ein Piratengeist. Meine Mutter, sie lebte damals noch, sagte, dass ich zu Hause bleiben könnte und nicht zur Schule bräuchte, obwohl mein Vater solches Weicheiertum nicht duldete. Sie wusste aber, und das muss in einer ihrer vernünftigen Phasen gewesen sein, wie schnell mir etwas peinlich war und dass ich es gehasst hätte, so durch die heiligen Hallen zu humpeln. Das ist eine meiner besten und kostbarsten Erinnerungen an sie.
Eine Minute später komme ich an Pet Supplies 4 You vorbei, noch immer in der Vergangenheit schwebend. Wir hatten damals einen Hund, und jeden Samstag, wenn ich mit meinem Dad einkaufen fuhr, mussten wir einen großen Beutel Hundefutter besorgen, und wir fuhren zu dem Tierdiscounter im runtergekommenen Teil der Stadt. So eine Sorte Einkäufer war mein Dad. Er hatte Schotter, aber er war von Eltern großgezogen worden, die die Große Depression erlebt hatten. Also wurde er zum Schnäppchenjäger. Wenn meine Mom gerade geistig klar genug war, um mitzukriegen, was los war oder welchen Tag wir hatten, regte sie sich dann immer auf. Weil, wie sie sagte, er es sich doch leisten konnte, das Hundefutter, wie alle anderen auch, bei Kroger zu kaufen, und zwar die bessere Marke, und welchen Sinn hat es, wegen einem Beutel Hundefutter einmal quer durch die Stadt zum Discounter zu fahren, warum kaufst du nicht gleich zehn Beutel? Mein Dad zuckte dann bloß mit den Schultern, er hatte eigentlich keinen richtigen Grund dafür, es machte ihm einfach Spaß, und meine Mom verdrehte dann die Augen, wie konnte man bloß Spaß daran haben, Hundefutter zu kaufen? Sie kamen nicht immer gut miteinander aus. Unser Hund hieß Race, was kein Name ist, den man einem Hund heute geben könnte. Mein Bruder und ich hatten ihn auch nicht aus irgendwelchen soziologischen oder politischen Gründen so genannt, sondern wegen Race Bannon. Das ist eine Figur in einer Zeichentrickserie aus den Sechzigern namens «Jonny Quest», die in den Achtzigern, als wir Kinder waren, gerade als Wiederholung lief. 86 haben sie sogar kurzzeitig versucht, die Serie mit ganz neuen Folgen wiederzubeleben, aber das war nach einer Saison gescheitert. In der Serie reisen Jonny Quest und sein Vater, Dr. Benton Quest, zusammen mit ihrem Bodyguard und Piloten Race Bannon, in einem Düsenjet an exotische Orte, um dort Abenteuer zu erleben. Die anderen Figuren in der Serie waren Hadji, ein außergewöhnlicher indischer Junge, der von Benton Quest adoptiert worden war, und Bandit, ihre Bulldogge. Mein Bruder und ich hatten damals, wenig überraschend, darüber diskutiert, ob wir unseren Hund nicht auch Bandit nennen sollten, wobei er die Idee befürwortete und ich dagegen war. Ich war erst acht Jahre alt, aber ich weiß noch, wie ich argumentiert habe, dass, wenn wir unseren Hund Bandit nennen würden, wir den Hundenamen, der anderen gehörte, einfach nur stehlen würden. Er gehörte nämlich den Leuten, die die Fernsehserie «Jonny Quest» machten, er war ihr geistiges Eigentum, und daher wäre es total unoriginell, wenn nicht sogar unrecht, deren Erfindung bloß zu kopieren. Da könnten wir den Hund ja gleich Lassie nennen. Tim blieb stur, also habe ich vorgeschlagen, dass wir ihm einen anderen Namen aus dem Jonny-Quest-Faniversum geben. Das wäre dann sowohl eine Hommage an unsere Liebe zu der Serie in jener schönen Zeit (da wir langsam schon zu alt dafür wurden) als auch eine subtil ironische Verbeugung vor der Popkultur. Ich glaube nicht, dass ich die Formulierung «subtil ironische Verbeugung vor der Popkultur» benutzt habe. Ich habe vermutlich gesagt, dass es ein «Insider-Witz» wäre. Mein Bruder, der, wie gesagt, Tim heißt, und der heute als Chemie- und Physiklehrer an einer High School in Seattle arbeitet und ein Jahr jünger ist als ich, wollte nichts davon hören. Er wollte unseren Hund partout Bandit nennen, obwohl der keine Bulldogge war, er war ein Labrador. Ich sagte ihm, dass ich mit dem Tier
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