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Der große deutsche Märchenschatz

Der große deutsche Märchenschatz

Titel: Der große deutsche Märchenschatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anaconda
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Ihrigen die Gefahr, die ihnen drohe, von Menschen entdeckt zu werden. Angst und Schrecken überfielen das Wurzelvolk bei dieser Nachricht. Nun war seines Bleibens in diesem Walde nicht länger. Man beschloss auf der Stelle das Tal zu verlassen und durch unterirdische Höhlen in ferne Gegenden auszuwandern.
    Der Zug setzte sich auch sogleich in Bewegung. Zu gleicher Zeit erschien aber auch schon auf der Höhe der Felsen, hinter den dichten Hecken, der Vogelsteller mit seiner Familie.
    Waren diese Leute erst erstaunt gewesen, um wie viel mehr waren sie es jetzt, als sie die sämtlichen Wurzelmännchen in den Felsen verschwinden sahen.
    Ganz erbost darüber, dass er nicht hinzukommen konnte, griff der Vogelsteller in die Hecken und versuchte auf jede Weise, sie zu durchbrechen. Es half ihm alles nichts, er brachte nur zerrissene Hände davon.
    Â»Ei du Himmel!«, rief er aus, »hätt ich nur mein Beil hier und meine Netze, die Knirpse da einzufangen! Der reichste Mann von der Welt könnt ich werden, wenn ich die in der Stadt verkaufte oder für Geld sehen ließe!« Darauf nahm er schnell eine Vogelpfeife hervor und fing an zu blasen und Lockweisen zu singen. Er dachte die Kleinen dadurch wie Vögel herbeilocken zu können. Auch das war umsonst. Das ganze Völkchen zog vor seinen Augen in den Fels. Die letzten kleinen Kerle lachten ihn noch obendrein aus, schnitten ihm spöttische Gesichter und machten ihm lange Nasen, und wie der allerletzte Zwerg in dem Berge verschwunden war, schloss sich dessen Öffnung. Kein Mensch hat die Wurzelmännchen seitdem gesehen.

Geschichte vom Nussknacker
    Zwei Knaben hatten im Walde Haselnüsse gepflückt, saßen unter den Stauden und wollten dieselben essen; aber keiner hatte sein Messerlein bei sich, und mit den Zähnen konnten sie dieselben nicht aufbeißen. Da jammerten sie sehr und sagten: »Ach, käme doch nur jemand, der uns unsere Nüsse aufknacken wollte!« Kaum gesagt, so kam ein kleines Männlein durch den Wald einhergegangen. Aber wie sah das Männlein aus? Es hatte einen großen, großen Kopf, an dem ein langer, steifer Zopf bis an die Fersen herabhing, eine goldene Mütze, ein rotes Kleid und gelbe Höslein. Indem es nun so einhertrippelte, brummte es das Lied:
    Â»Heiß, heiß – beiß, beiß;
    Geh gern in den grünen Wald,
    Wenn die Nuss vom Strauche fallt;
    Mach’s dem lustigen Eichhorn nach,
    Knack und nag den ganzen Tag!«
    Die Knaben wollten sich schier zu Tode lachen über den kleinen drolligen Burschen, den sie für ein Waldzwerglein hielten. Sie riefen ihm zu: »Wenn du Nüsse knacken willst, so komm her und knacke uns diese auf, damit wir sie essen können!« Da brummte das Männlein in seinen langen, weißen Bart:
    Â»Hänschen heiß ich – Nüsse beiß ich;
    Hab ich aber mich beflissen,
    Euch ein Dutzend angebissen,
    Gebt mir zum Lohn ein paar davon!«
    Â»Ja, ja!«, schrien die Buben, »du kannst mitessen, knacke nur fleißig auf.« Das Männlein stellte sich zu ihnen hin, denn am Sitzen hinderte es sein Zopf, und sprach:
    Â»Hebt auf den langen Zopf,
    Schiebt die Nuss in meinen Kropf,
    Drückt nieder, eins, zwei, drei!
    Schnell ist jede Nuss entzwei.«
    Also taten sie, und hörte das Lachen nicht auf, wenn sie den Kleinen immer beim Zopfe nehmen mussten und nach jedem tüchtigen Knack die Nuss aus dem Maule sprang. Bald waren alle Nüsse aufgebissen, und das Männlein brummte:
    Â»Heiß, heiß – beiß, beiß;
    Will meinen Lohn nun auch davon!«
    Der eine der Knaben wollte nun dem Männlein den versprochenen Lohn spenden, der andere aber, ein böser Bube, hinderte ihn daran, indem er sprach: »Warum willst du dem Bürschlein von unsern Nüssen geben? Wir wollen sie allein essen. Geh nur fort jetzt, Nussbeißer, und suche dir deine Nüsse selbst!«
    Da ward das Nussbeißerlein gewaltig erzürnt und brummte:
    Â»Gibst du mir keine Nuss,
    So machst du mir Verdruss;
    Ich nehme dich beim Schopf
    Und beiß dir ab den Kopf!«
    Da lachte der böse Bube und sagte: »Du mir den Kopf abbeißen? Mache lieber, dass du fortkommst, sonst lass ich dich mein Haselnussstaudengertlein fühlen!« Zugleich drohte er mit seinem Stöcklein. Der Nussknacker wurde ganz rot vor Zorn, hob sich mit einem Händchen den Zopf auf, schnappte dann wie ein Fisch im Wasser, und knack! der Kopf

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