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Der große deutsche Märchenschatz

Der große deutsche Märchenschatz

Titel: Der große deutsche Märchenschatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anaconda
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auf das Geld in seinen Taschen, dass es nur so klimperte und klapperte. Neugierig und neidisch fragte der Schneider seinen Gefährten: »Wie kommst du doch zu all dem Reichtum?« Sprach der Jäger: »Wenn du reinen Mund halten willst, dann magst du’s erfahren. Ich habe mit dem Teufel einen Pakt geschlossen, danach muss er mir sieben Jahre dienen und all meine Wünsche erfüllen. Tut er dies, so gehört ihm meine Seele. Kann er aber auch nur einen einzigen Befehl nicht ausführen oder aber verschaffe ich ihm eine andere Seele, so bin ich frei!«
    Mit offenem Munde saß der Schneider da und hörte erstaunt zu, bis er endlich meinte: »Sieben Jahre sind schier eine lange Zeit; darin muss es doch gelingen, sich auf irgendwelche Weise vom Teufel wieder loszumachen. Wenn es anginge, so möchte ich gern einmal mit dem großmächtigen Herrn Teufel bekannt werden.«
    Â»Das kann gerne geschehen«, versetzte mit schlauem Augenblinzeln der Grünrock, denn der hatte schon lange nach einem gesucht, den er statt seiner dem Teufel überliefern könnte. »Komm nur morgen früh«, fuhr er fort, »mit Tagesanbruch zu mir in den Wald.«
    Am anderen Morgen ging das Schneiderlein zur bestimmten Stunde in den nahen Forst, wo der Waldhüter mit dem Teufel bereits unter einer alten Eiche seiner harrte. Da ward der neue Vertrag gemacht, und der Teufel versprach, genau unter denselben Bedingnissen wie einst dem Jäger so auch jetzt dem leichtfertigen Schneiderlein sieben volle Jahre zu dienen. Der Schneider hielt sich jetzt für den glücklichsten Mann auf der Welt. »Weg mit Leid und Sorgen!«, rief er, zu Hause angekommen, voll Übermut aus, und Elle, Nadel, Schere und Bügeleisen flogen in den Winkel. Dann fasste er sein ganz erschrocken dreinschauendes Weib beim Arm und tanzte mit ihr einen Hopser um den alten, rappeligen Schneidertisch herum, und nachdem er ihr erzählt hatte, was geschehen war, sagte er zum Schluss: »Jetzt können wir uns ohne Müh und Arbeit verschaffen, was das Herz nur begehrt. Der Teufel soll dir sogleich die schönsten seidenen Kleider besorgen und goldene Armbänder, Ketten und Ringe. Du sollst noch viel vornehmer aussehen als des Bürgermeisters stolze Frau in ihrem Sonntagsputz. Unsere Buben, die müssen von nun ab wie die Prinzen gekleidet einhergehen. Vor allem aber wollen wir uns jetzt vom Teufel einen Schöpsenbraten und Champagner auftischen lassen. Hei Juchhe!«
    So verlebte das Schneiderlein mit seiner Familie eine lange Reihe von Tagen gar herrlich und in Freuden und merkte kaum, wie Jahr auf Jahr verrann, bis endlich auch das siebente seinem Ende nahte. Da suchte der arme Schneider hin und her nach einem Ersatzmann, fand aber keinen. Nun zerbrach er sich bei Tag und Nacht den Kopf, um die schwierigsten und wunderlichsten Aufgaben für den Teufel zu ersinnen, der aber ließ sich nicht festreiten und erfüllte pünktlich jeden Befehl. Der ehemalige Nadelkünstler geriet in helle Verzweiflung. Speis und Trank mundeten ihm nicht mehr, und der Sandmann floh seine Augen. So kam wirklich der letzte Tag heran. Nirgends sah er Rettung, nirgends Hilfe, und bittere Reue befiel das arme Schneiderherz. Jetzt ging schon die Sonne unter, und die Dunkelheit brach herein. Da hielt’s ihn nicht mehr in seinen vier Wänden, er stürzte hinaus ins Freie und eilte fort durch Feld und Wiesen, als könnte er seinem Schicksal noch entrinnen. Plötzlich hemmte ein großer Weiher seinen Weg. Darin patschten wohl tausend Frösche herum und sangen ihm lustig ihr Quak, Quak entgegen.
    Â»Haltet die Mäuler, ihr garstigen Tiere!«, rief der unglückliche Schneider. Aber plötzlich kam ihm ein Gedanke, und noch einmal durchzuckte ein Hoffnungsstrahl seine Seele. Er rief den Teufel herbei und sprach: »Eine Stunde musst du mir noch dienen! Nun setze mir doch in dieser Zeit alle Frösche aus dem Weiher auf die ringsumstehenden Bäume hier.«
    Sofort fuhr der Teufel in den Teich, holte beide Hände voll Frösche heraus und setzte sie auf einen Baum. Rasch war er von Neuem im Wasser und dann wieder mit anderen Fröschen auf dem nächsten Baume. Aber, o weh! Da waren die ersten schon längst wieder hinab und in den Teich hineingesprungen und schrien höhnend quak, quak, quak! Wütend sprang der Schwarze abermals in die trübe Flut und wieder mit neuen Fröschen auf den folgenden Baum

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