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Der große deutsche Märchenschatz

Der große deutsche Märchenschatz

Titel: Der große deutsche Märchenschatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anaconda
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Fischlein, »deine bretterne Hütte ist ein solches Lustschloss.«
    Und Hans Dudeldee lief mehr, als er ging, nach Hause und sah schon von Ferne an der Stelle, wo sonst sein Haus stand, ein prächtiges Schloss mit erleuchteten Zimmern. Und als er erst hineinkam, da war alles so prächtig, dass er sich nicht zu lassen wusste. Der Hausgang war mit Marmor geplattet; die Stubenboden eingelegt und mit Wachs gebohnert, die Wände tapeziert; herrliche Kronleuchter hingen da in den hohen Sälen; kurz, es war alles so schön, dass Hans Dudeldee nicht das Herz hatte, recht darin herumzugehen. Er konnte gar nicht glauben, dass das jetzt sein Eigentum sei. Er meinte, er sei irre, und wäre beinahe wieder gegangen, wenn ihm seine Frau nicht auf der Treppe begegnet wäre.
    Kaum hatte er sie erblickt, so fragte er sie: »Nun, bist du jetzt zufrieden mit dem Hause?«, und erzählte ihr, wie er dazu gekommen sei. »Was?«, antwortete sie, »man meint wunders, was das jetzt wäre! Da hab’ ich in der Stadt schon viel schönere Häuser gesehen, wie ich noch dort diente. Es geht zwar an – aber wie kannst du so dumm sein? Das Beste hast du vergessen. Sieh einmal jetzt unsere Kleider gegen das hübsche Haus! Was die für einen Abstand machen! Hättest du mir und dir nicht auch gleich schöne Kleider wünschen können? Du bist aber zu dumm und träg. Du magst auch dein bisschen Verstand, das du hast, nicht einmal gebrauchen.«
    So ging das Schelten und Keifen wieder fort, bis sie einschlief. Und Hans Dudeldee ging des anderen Morgens mit dem Tage wieder hinaus an dieselbe Stelle, tauchte sein Netz wieder ein und rief wieder:
    Â»Fischlein, Fischlein in dem See!«
    Â»Was willst du, lieber Hans Dudeldee?«,
    so fragte das Fischlein wieder, und Dudeldee besann sich nicht lang und sagte, er wünsche seiner Frau und sich recht schöne Kleider, die auch zu ihrem neuen Hause passten.
    Â»Ihr habt sie«, sagte das Fischlein, und Dudeldee stand da in einem fein tuchenen Rocke mit goldenen Tressen, in seidenen Strümpfen und Schuhen, mit gestickter Weste, alles nach damaliger Mode. Und als er nach Hause kam, hätte er beinahe seine Frau nicht mehr erkannt in den seidenen Kleidern. Sie guckte aber zum Fenster heraus und fragte: »Bist du’s, Hans?«
    Â»Ja, ich bin’s«, antwortete er. »Nun, bist du jetzt zufrieden?«
    Â»Will mal sehen!«, antwortete sie.
    So lebten sie eine Zeit lang ruhig fort. Drauf, als ihr Mann wieder einmal fischen gehen wollte, sagte sie: »Geh, was brauchst du zu fischen? Lass das bleiben und wünsch dir lieber eine rechte Kiste voll Geld.«
    Â»Hm, das ist wahr!«, dachte Dudeldee und ging hinaus an den See und tauchte sein Netz wieder auf derselben Stelle ein und rief:
    Â»Fischlein, Fischlein in dem See!«
    Â»Was willst du, lieber Hans Dudeldee?«,
    fragte ihn das kleine Fischlein wieder. »Ach, eine rechte Kiste voll Geld«, sagte er. »Gehe nur hin«, sagte das Fischlein, »in deinem Schlafzimmer steht sie.« Und wie er heimkam, stand in seinem Schlafzimmer eine ganz große Kiste voll Goldstücken.
    Nun ging alles hoch her bei ihnen, und sie kaufte sich Kutsche und Pferde und ihrem Mann ein Reitpferd, und sie fuhren oft in die Städte und hielten sich einen Koch und Bediente. Da schalten die Nachbarinnen sie immer die hochmütige Fischerin. Das verdross sie gar sehr und lag ihrem Manne wieder an, er sollte machen, dass sie über die Nachbarinnen alle zu befehlen habe. Und er ging wieder mit seinem Netz hinaus und tauchte es ein und rief:
    Â»Fischlein, Fischlein in dem See!«
    Â»Was willst du, lieber Hans Dudeldee?«,
    fragte ihn das Fischlein. »Ich wäre gern ein Edelmann oder Graf und möchte, dass ich über alle meine Nachbarn zu befehlen hätte.« Da sprach das Fischlein: »Gehe nur hin, es ist so.« Und als er heimkam, da hatten die Nachbarsleute schon seiner Frau gehuldigt, und sie hatte schon ein paar von ihren Nachbarinnen einsperren lassen, die sie sonst hochmütige Fischerin gescholten hatten.
    Und jetzt fuhren sie oft in die Hauptstadt, wo der König wohnte, und wollten sich in die Gesellschaft anderer Grafen mischen. Aber sie wussten sich nicht dort nach ihrer Sitte zu betragen und wurden von allen verlacht, und einige Gräfinnen nannten sie nur die Fischgräfin und ihn den Fischgrafen Dudeldee.
    Da sprach sie wieder zu ihrem Manne:

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