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Der große deutsche Märchenschatz

Der große deutsche Märchenschatz

Titel: Der große deutsche Märchenschatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anaconda
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»Geh hinaus und lass dich zu einem König machen; denn ich will nicht mehr Fischgräfin heißen; ich will Königin sein.« Aber Hans Dudeldee riet ihr ab und sagte: »Bedenke doch, wie wir arm waren und uns nur ein Hüttlein wünschten, wie das schlechteste von unsern Nachbarshäusern. Jetzt haben wir alles im Überfluss, nun lass uns auch genug haben.«
    Die Frau aber wollte nicht genug haben und sprach: »Was? Ich soll mich Fischgräfin schelten lassen? Ich soll den Hochmut der Stadtweiber ertragen? Nein, sie müssen wissen, wer ich bin; ich will’s ihnen zeigen! – Und du willst auch so einfältig sein und willst dir’s gefallen lassen?« So zankte sie fort, bis er ihr versprach, sie zur Königin zu machen.
    Darum ging er hinaus an den See und sagte wieder sein altes Sprüchlein, und das Fischlein kam wieder und fragte wieder: »Was willst du, lieber Graf Dudeldee?« Er brachte sein Anliegen vor, dass er gerne König wäre; das Fischlein sagte: »Du bist’s!«, und er kam heim und fand sein Lustschloss ganz prächtig verändert und viel größer; Marschälle und Minister mit goldenen Schlüsseln und Stern empfingen ihn mit tiefen Verbeugungen. Sein Kopf wurde ihm ganz schwer; er wollte den Hut abziehen, aber siehe da! statt des Hutes hatte er eine schwere goldene Krone auf dem Haupte. Und als er seine Frau sah, erkannte er sie fast nicht mehr, so glänzte ihr Gewand von Gold und Juwelen. Aber als er sie fragte, ob sie jetzt zufrieden wäre, sagte sie: »Ja, bis ich wieder etwas Besseres weiß. Ich wäre ja eine Närrin, wenn ich’s besser haben könnte und nähme es nicht an.«
    So lebten sie jetzt aber doch eine Weile zufrieden, und Dudeldees Frau wünschte sich nichts mehr; denn sie hatte ja alles, was sie sich nur hätte wünschen können, hatte sich auch gerächt an den Gräfinnen, die sie die Fischgräfin geheißen hatten. Aber endlich fehlte ihr doch wieder einmal etwas. Sie hörte in der Zeitung lesen von der Pracht und dem Aufwande, der an andern Königshöfen herrschte, und hörte, dass es andere Könige und Kaiser gebe, die über weit mehr Leute und über weit mächtigere Reiche zu befehlen hätten als Dudeldee. Darum lag sie ihm wieder an und quälte ihn, bis er ihr versprach, der mächtigste König zu werden, der nur auf Erden sein könne.
    Er tauchte sein Netz wieder ein und rief:
    Â»Fischlein, Fischlein in dem See!«
    Â»Was willst du, König Dudeldee?«,
    fragte das Fischlein, und Dudeldee sagte: »Mache mich doch gleich zum mächtigsten König oder Kaiser auf Erden.« Und gleich war er’s auch. Denn als er heimkam, da waren schon Gesandte und Deputierte aus allen Reichen und Weltteilen da; arme Poeten warteten mit Gedichten auf Atlas auf ihn; Schulmeister, die bessere Besoldungen brauchten, waren da mit Suppliken; Kammerherren mit dem Hute unter dem Arm gingen hin und her; Bauern, die Prozesse hatten, wollten zu ihm; Schildwachen gingen auf und ab; eine Kutsche mit zehn Pferden und zwanzig Vorreitern und sechs Läufern stand immer zum Wegfahren bereit; Pfauen und Perlhühner waren in einem Nebenhofe; kurz, es war da alles, was einen so großen Kaiser nur ergötzen konnte, ja sogar zwei Hofnarren waren immer um ihn.
    Der neue Kaiser Dudeldee war freilich im Anfang darüber böse, dass ihn die zwei närrischen Menschen immer verfolgten, wohin er gehen mochte, und beschwerte sich darüber bei seiner Frau, weil er denn doch lieber in der Gesellschaft von vernünftigen Leuten als bei Narren sein wollte. Sie sagte ihm aber, das verstehe er nicht, das müsste so sein; alle sehr großen Herren hätten’s lieber mit Narren zu tun; er werde denn doch kein Narr sein wollen und eine Ausnahme machen.
    Endlich ließ er sich’s gefallen und war nur froh, dass seine Frau zufrieden war, aber die Freude dauerte nicht lange. Er kam einmal zu ihr und traf sie ganz traurig an. »Was fehlt dir?«, fragte er sie. »Ach!«, sagte sie, »ich bin verdrießlich über das Regenwetter. Das dauert nun doch schon vier Tage an, und ich möchte so gern Sonnenschein haben. Überhaupt, ich wollte, ich könnte alles machen, was der liebe Gott kann, dass ich Frühling haben könnt und Sommer und Herbst und Winter, gerade wann ich wollte. Geh hin und mache, dass ich’s kann.« So sagte sie, und ihm gefiel es

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