Der große deutsche Märchenschatz
Geschenke, eines prächtiger und reicher als das andere, auf das Schloss bringen und wies ihn jedes Mal mit Ausreden ab, sooft er sie bat, dass sie jetzt seine Braut werden möchte.
An einem Abend saÃen die beiden zusammen im Walde nahe bei einer Quelle, die tief aus einem moosigen Felsen heraussprudelte. Da sagte die Jungfrau zu dem Jüngling: »Ich weiÃ, Ihr könnt mir keinen Fürstenthron zum Brautschatz schenken; gleichwohl will ich Eure Braut sein, wenn Ihr mir an der Stelle des Dorngebüsches, das hier diese Quelle verdeckt, ein Wasserbecken von Edelsteinen errichtet, die so rein sind wie Glas und so lauter wie das Wasser, das darein flieÃt.«
Nun fügte sichâs, dass die Mutter des Jünglings eine Fee war; und als er ihr noch am gleichen Tag erzählte, was die Jungfrau auf dem Schlosse von ihm verlangte, da erstellte sie über Nacht ein Brunnenbecken in dem Wald, das überstrahlte in Blau und Gelb und Karmesin alle Blumen.
Am andern Morgen sagte die Jungfrau zu dem Jüngling: »Etwas habt Ihr getan; es ist aber noch nicht alles, was ich von Euch verlangen darf. Zu dem Brunnenbecken gehört ein Garten; den müsst Ihr mir noch an die Stelle des Waldes setzen, sonst kann ich Eure Braut nicht sein.«
Das sagte der Jüngling wiederum seiner Mutter; und als am Abend die Jungfrau an dem Brunnen saÃ, da sprosste es rings um sie her veilchenblau und rosenrot auf, und in einem Augenblick war der ganze Wald ein Garten; der Boden war mit Millionen Blumen übersät und in den Büschen sangen und hüpften wilde und zahme Vögel, dass es eine Freude war.
Der Jungfrau lachte bei diesem Anblick das Herz, und als nun der Jüngling herzukam, so wäre sie ihm beinahe um den Hals gefallen und seine Braut geworden; allein auf einmal fielen ihre Augen auf ihr Schloss, das sich nun gar alt und seltsam ausnahm neben dem prächtigen Garten mit dem funkelnden Glasbrunnen. Da sagte sie: »Der Garten gefällt mir; es ist aber noch nicht alles, was ich von Euch verlangen darf; an die Stelle des alten Schlosses müsst Ihr mir eins von Rubin und Perlen erbauen, sonst kann ich Eure Braut nicht sein.«
Als der Jüngling diese Rede seiner Mutter wieder hinterbrachte, da wurde die Fee von Zorn erfüllt; im Augenblick war der schöne Garten verschwunden und das alte Waldgestrüpp wucherte wieder fort; nur der schimmernde Glasbrunnen blieb, und daran saà jetzt die Jungfrau alle Abend und wartete mit Sehnsucht auf den Jüngling. Aber dieser blieb fort, denn seine Mutter hatte ihm das hoffärtige Herz der Jungfrau klar gemacht; und wenn sie nicht gestorben ist, so sitzt sie noch dort.
Die Schlangenkönigin
Eines Tages fand ein Hirtenmädchen auf einem Felsen eine kranke Schlange liegen, die eben am Verschmachten war. Das dauerte das Mädchen, und es reichte ihr den Milchkrug hin, den es an der Hand trug. Die Schlange lieà sich nicht zweimal einladen, sie lappte begierig von der Milch und erholte sich zusehends, bis sie endlich wieder so viele Kräfte gewonnen hatte, dass sie davonkriechen konnte. Bald darauf meldete sich bei dem Vater des Mädchens ein armer, junger Hirte, der bat ihn, dass er ihm seine Tochter zur Frau geben möchte. Der alte Hirte war aber ein reicher und stolzer Mann und sagte spöttisch: »Wenn du erst einmal so viel Herden hast wie ich, dann gebe ich dir meine Tochter.«
Das ging aber nicht lang. Denn von der Zeit an kam alle Nächte ein feuriger Drache und verwüstete dem Alten die Triften, dass er bald kein Futter mehr für seine Herden finden konnte und ihm eine um die andere zugrunde ging. Da kam der junge Hirte wieder, denn er war jetzt so reich wie der Vater, und bat um die Hand des Mädchens; und der Alte konnte sie ihm nicht mehr verweigern. Am Hochzeitsmorgen aber kam plötzlich in das Zimmer der Braut eine Schlange. Auf dieser saà eine schöne Jungfrau, die sagte: »Da hast du meinen Dank dafür, dass du mich in der Not mit Milch gespeist hast!« Damit nahm sie eine glänzende Krone von ihrem Haupt und warf sie der Braut in den SchoÃ. Hierauf verschwand sie samt der Schlange wieder, wie sie gekommen war. Die Braut aber hob die Krone auf und hatte lauter Glück und Segen damit ihr Leben lang.
Die Geisterküche
Ein Sigrist (Küster) hatte einen Sohn, der war so wild und unbändig, dass der Vater mit sich zurate ging, wie er seinen Ãbermut dämmen könnte.
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