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Der große deutsche Märchenschatz

Der große deutsche Märchenschatz

Titel: Der große deutsche Märchenschatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anaconda
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Sauhirt meines Landes wäre und nur gesund, nur gerettet aus dieser Lebensgefahr! Wie zufrieden wollt’ ich sein!« Und siehe, das geschah. Plötzlich saß der König wieder als kleiner Schweinehirt am Rand des Feldes; er erkannte sich in seinen Lumpen und nahm einen tollen Freudensprung über die größte Sau hinweg, denn jetzt war er wirklich zufrieden.

Der einfältige Geselle
    Drei wandernde Gesellen kamen überein, sie wollten alle Dinge gemeinsam haben; Speis und Trank, Nutzen und Schaden wollten sie miteinander teilen. Zwei davon hatten’s aber hinter den Ohren und hielten heimlich zusammen, dass sie den dritten, der ein einfältiger Geselle war, über den Löffel balbierten.
    Als sie ein paar Tage miteinander gegangen waren, kamen sie in eine einsame Gegend und verloren den Weg. Da litten sie große Not; alle Nahrung war ihnen ausgegangen, und es war nur noch etwas Mehl da, davon beschlossen sie einen Kuchen zu backen. Während aber der Einfältige das Feuer dazu anzündete, ratschlagten die zwei Schälke, wie sie es vorkehren möchten, dass sie den Kuchen unter sich allein teilen und den Einfältigen um sein Teil betrügen könnten. Da sagte der eine: »Weißt du was, Bruderherz? Wir machen ihm den Vorschlag, dass wir alle drei schlafen wollen, bis der Kuchen gebacken ist; wenn wir aufwachen, soll ein jeder erzählen, was ihm geträumt hat; und wer dann den wunderlichsten Traum erzählen kann, dem soll der Kuchen gehören.« Gesagt, getan. Die zweie schliefen sogleich ein; den Einfältigen hielt dagegen der Hunger wach; und kaum sah er, dass der Kuchen gebacken war, so machte er sich herzu und aß ihn auf; es ist kein Brosamlein übrig blieben. Hernach legte er sich aufs Ohr.
    Alsbald wachte der eine der Schälke auf und rief seinem Kameraden zu: »Freue dich, Bruderherz! Mir hat Wunderliches geträumt; denke dir: Es war mir, als ob ein Engel mit goldenen Flügeln mich vor Gottes Thron mitten ins Himmelreich geführt hätte.« Da sprach der andere: »Ei! Und mir hat geträumt, der Teufel habe mich in die Hölle hinabgeführt und mir da der armen Seelen Pein gezeigt. Was kann einem Wunderlicheres träumen! Der Kuchen ist unser.« Hierauf weckte er den Einfältigen mit dem Ellenbogen auf und sagte: »Wie lange willst du noch schlafen? Sag her, was hat dir geträumt?«
    Â»He da«, rief der Einfältige und streckte sich, »wer ruft mich?«
    Â»Ei, wer sonst als deine Gesellen?«
    Â»Aber«, fragte er wieder, »wie seid ihr denn wieder hergekommen?«
    Â»Wo sollten wir gewesen sein?«, sagte der andere. »Ich glaube, guter Freund, es ist nicht ganz richtig in deinem Oberstübchen.«
    Â»Freilich ist’s«, antwortete der Einfältige, »aber da hat’s mir so kurios geträumt; ich habe die hellen Tränen um euch geweint, weil ich meinte, ich hätte euch schon verloren; es träumte mir, einer von euch sei ins Himmelreich gefahren und der andere ins Teufels Revier; dieweil man aber noch selten von einem gehört hat, dass er von diesen Gegenden wieder heimgekommen sei, so hab ich mich dessen getröstet so gut ich konnte und in Gottes Namen den Kuchen aus dem Feuer genommen und gegessen. Nehmt nichts für ungut.«

Aschengrübel
    Ein kleines Mädchen hatte seine beiden Eltern früh verloren; sie hatten ihm nichts hinterlassen als nur ein wunderschönes, strahlendes Kleid und dazu ein Testament; kein Mensch wusste aber, wo dieses hingekommen war. Also nahm das Mädchen das Kleid in ein Tüchlein und suchte sich einen Dienst. Es musste froh sein, endlich in einem vornehmen Haus eine Unterkunft zu finden, wo es die niedrigste Küchen- und Stallarbeit zu besorgen hatte. Deswegen nannte man es nur den Aschengrübel. Sein schönes Kleid versteckte es gleich anfangs unter eine Tanne.
    Nach einiger Zeit war im Ort Musik und Tanz; da ging es lustig zu, und am fröhlichsten war der Sohn des vornehmen Hauses, in welchem Aschengrübel das armselige Leben führte. Da bat auch das Mädchen ihre Herrschaft um Erlaubnis, auf den Tanzplatz zu gehen. »Ja«, sagte die Meisterfrau, »gehen und zusehen darfst du, aber nicht tanzen.«
    Da ging es zu der Tanne hin, wusch sich unterwegs an einer Quelle Gesicht und Hände von Staub und Ruß blank und zog sein strahlendes Kleid an, und da war es eine wunderschöne Jungfrau. Als es nun auf dem

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