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Der große deutsche Märchenschatz

Der große deutsche Märchenschatz

Titel: Der große deutsche Märchenschatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anaconda
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stecken, dafür aber sollen ihm meine Diener die Pfeife wegnehmen und ihn dann vom Königshof hinwegführen.« So geschah es auch, und bald stand der Schweinejunge mit gefüllten Taschen draußen allein im Walde, die Frau Königin aber blies mit vollen Backen auf seiner Pfeife, und die sechs Schweine tanzten lustig danach und war dazumal großer Jubel und viele Lustbarkeit auf dem Königshofe.
    Der Schweinejunge war traurig, zürnte der Königin und wollte mit dem vielen Gelde, das er nicht achtete, zu seinem Vater zurückkehren; da kam ein Zwergmännchen daher, klagte sehr über die schlechten Zeiten, sagte, dass es in Not sei, und bat um einen Zehrpfennig. »Nach Pfennigen greife ich jetzt nicht mehr in die Tasche«, sagte der Schweinejunge und gab ihm einen Dukaten. Nach einer Weile kam wieder ein Zwergmännchen, klagte auch über die schlechten Zeiten und bat wieder um einen Zehrpfennig. Da gab er wieder einen Dukaten hin, und so kamen noch viele Zwergmännchen an und jedes erhielt seinen Dukaten. Der letzte Zwerg aber sagte: »Die Dukaten, die du uns gabst, sollen Glücksdukaten für dich werden; wenn du in Not bist, so magst du uns nur rufen.«
    Der Schweinejunge hatte nun nur noch zehn Dukaten, und als er damit weiterging, begegnete ihm der Böse mit einem hübschen Pferde. Der Junge kannte aber den Bösen noch nicht und fragte, was das Pferd kosten solle. »Weil du es bist«, sagte der Teufel, »so lasse ich dir’s für zehn Dukaten, es ist aber unter Brüdern hundert wert. Die übrigen neunzig Dukaten will ich dir schenken, und du kannst dich gleich aufsetzen, unter dem Beding, dass du zuerst mit nach meinem Schloss reitest.«
    Das war der Schweinejunge wohl zufrieden, denn der Teufel erschien ihm wie ein feiner und liebreicher Herr. Als sie aber in das Schloss des Teufels kamen, sprach der: »Jetzt bist du in meiner Gewalt. Wisse, dass ich der Teufel bin, und weil ich dir neunzig Dukaten an dem Pferde geschenkt habe und du das angenommen hast, so will ich dir den Hals umdrehen, wenn du mir nicht drei Aufgaben lösen kannst. Erstens sollst du mir aus einer Kuh ein Pferd machen; zweitens um mein Schloss eine zehn Fuß hohe und zwei Fuß dicke Mauer ziehen, die Steine dazu sind schon vorhanden. Die dritte Aufgabe aber ist diese: Ich habe zwischen meinen Jungfern im Schloss eine Prinzessin, die sollst du aus den übrigen heraussuchen, musst aber beim ersten Griff sogleich die Prinzessin herausfinden.«
    Als dem Jungen dies eröffnet war, ging er in den Stall, darin die Kuh stand, und der Teufel schloss ihn bei. Er aber wusste nicht, was er tun sollte. Da fielen ihm die Zwerge ein und er rief also:
    Â»Zwergmännchen, ich rufe euch,
    kommt her, ich bin in Not;
    Ich weiß es, ihr könnt helfen mir:
    Ich gab euch Geld zu Brot.«
    Da erschien sogleich eine Schar Zwerge, die fraßen die Kuh mit Stumpf und Stiel auf, darauf zogen sie ein Pferdchen aus der Tasche, so groß wie ein Spielpferd, das wurde immer größer, bis es zuletzt wie ein gewöhnliches Reitpferd war. Als der Teufel kam, war schon alles fix und fertig, und er fand statt der schlechten Kuh das beste Pferd.
    Nun ging es aber an die Maurerarbeit, da sagte der Schweinejunge wieder sein Sprüchlein, und die Zwerge kamen in großen Scharen herbei. Sie konnten sich aber unsichtbar machen, sodass sie der Teufel nicht sah, und es waren der Zwerge so viele, dass auf jeden Zwerg kaum fünf Steine kamen, die er legen musste an der ganzen großen Mauer. So stand denn die Mauer alsbald fertig da, gar hoch und breit, und nun ging’s an die dritte Arbeit. Als der Junge sein Sprüchlein gesagt hatte, kam der letzte von den Zwergen allein an und gab ihm eine Rute, die sollte er krummbiegen und damit auf die Jungfern zielen, die alle ganz gleich aussähen, ganz schwarz wären und alle auf einem großen Saale aufgestellt würden; die, welche von der losgelassenen Rute berührt würde, wäre die Prinzessin. Der Schweinejunge traf richtig mit der Rute die Prinzessin und hatte diese jetzt erlöst, deshalb rief eine Stimme: »Prinzessin! Bring dem Höchsten Dank! Du bist befreit vom Höllenbrand.«
    Als der Böse das hörte, sprach er: »Jetzt gehören dir die Prinzessin und die beiden Pferde von Rechts wegen.« Nun setzte der Schweinejunge sich selbst auf das Pferd, das er für zehn Dukaten gekauft hatte, nachdem er zuvor

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