Der große deutsche Märchenschatz
Tanzplatz erschien, blickte alles nach ihm hin, und der vornehme Jüngling kam allen anderen zuvor, und weil er Aschengrübel nicht erkannte, so lud er es zum Tanze ein. Aber es lieà sich nicht dazu bewegen, so dringlich er es auch bat. Zeitig entsprang es und kam wieder unter die Tanne zurück; hier legte es sein Kleid weg und machte sich Gesicht und Hände wieder ruÃig. Da kam plötzlich ein winziges Männchen hinter der Tanne hervor, das grüÃte mit freundlichen Worten und â hast ihn nicht gesehen â da war der Kleine wieder verschwunden, wie er gekommen war.
Von der Zeit an hatte aber der vornehme Jüngling keine Ruhe mehr, bis er es zuwege gebracht hatte, dass wiederum ein Tanz abgehalten wurde. Aschengrübel fragte die Herrschaft auch wieder um Erlaubnis, hinzugehen. »Ja«, sagte die Meisterfrau, »gehen und zusehen darfst du, aber nicht tanzen!« Da tat es wie das erste Mal, und als es in dem strahlenden Kleide auf dem Tanzplatz erschien, da hatte der Jüngling wieder nur Augen für die schöne Jungfrau und bat sie noch dringlicher als das erste Mal, mit ihm zu tanzen; und als Aschengrübel es weigerte, so wollte er ihm mit Gewalt einen Kuss geben; aber es entschlüpfte ihm wie ein Mäuschen vor der Katze und kam wieder zu der Tanne zurück. Da kam auch das winzige Männchen wieder, das grüÃte noch viel freundlicher als zuvor.
Dem Jüngling kam aber die schöne Jungfrau nicht mehr aus dem Sinn, und er hatte keinen Trost und keine Freude auf der Welt, bis wieder Tanz war. Aschengrübel tat wieder nach Gewohnheit, und als es in dem strahlenden Kleid auf den Tanzplatz kam, da fasste der Jüngling es bei der Hand und wollte es nicht mehr loslassen, bis es ihm versprochen hätte, dass es seine Frau werden wollte. Nun hätte es sich in den Boden verkriechen mögen, weil es ihm endlich sagen musste, dass es nur der Aschengrübel sei, der im Hause seiner Eltern die armselige Küchen- und Stallarbeit verrichte. Allein der Jüngling hatte es ebenso lieb wie vorher und setzte sofort den Tag fest, an welchem die Hochzeit gefeiert werden sollte. Aschengrübel bedingte sich aus, bis dorthin noch unbekannt bleiben zu dürfen, und der Bräutigam musste versprechen, den Namen seiner Braut geheimzuhalten.
Da ging Aschengrübel zu der Tanne, und da kam auch das winzige Männchen, das schmunzelte vor lauter Freundlichkeit, als es grüÃte. Als aber der Hochzeitstag da war und Aschengrübel zum letzten Mal nach der Tanne kam, um das strahlende Kleid anzuziehen, funkelten des Männchens Augen vor heller Freude und Güte, und es sagte: »Da hast du auch etwas zur Mitgift.« Damit übergab er ihm ein Buch, und als es dieses öffnete, da war es das Testament ihrer Eltern, das sie zur Erbin einer groÃen Herrschaft einsetzte. Hocherfreut eilte Aschengrübel zu ihrem Bräutigam, der Bräutigam führte Aschengrübel zu seinen Eltern, und da wurde eine Hochzeit gefeiert, ihr habt in euerm Leben noch keine schönere gesehen.
Riesenbirne und Riesenkuh
In alten Zeiten gab es in unserm Lande Birnen, die waren tausend Mal gröÃer als die jetzigen; das waren die ȟberwelschen«. Wenn so eine überwelsche Birne abgefallen war, wurde sie in den Keller gerollt und da zapfte man ihr den Saft ab. Zwei Männer sägten mit der Waldsäge den Stiel ab und fuhren ihn in die Sägemühle, wo die Bretter für das Täferholz daraus geschnitten wurden.
Viel Sorge machte es den Leuten dazumal, die Milch aufzuheben. Die Kühe waren nämlich so groÃ, dass man Teiche graben musste, um die viele Milch, die sie gaben, darin aufzufangen. Alle Tage fuhren dann die Sennen auf kleinen Schiffen in dem Teich herum und schöpften den Rahm ab. Das Merkwürdigste waren aber die groÃen Kuhhörner: Die waren so lang, wenn man um Ostern hineinblies, so kam der Ton erst um Pfingsten heraus.
Recht bleibt immer Recht
Es war einmal ein Förster, welcher einen Sohn hatte, der auch Förster war. Er schickte ihn in die Fremde, damit er sich in der Welt umsehe und noch etwas dazulerne. Unterwegs kam er in ein Wirtshaus, wo er einen fremden Mann antraf, mit welchem er sich in ein Gespräch einlieÃ. Sie erzählten einander allerhand Neuigkeiten, bis sie endlich auch über das Recht zu sprechen anfingen. Der fremde Mann sagte, dass sich für Geld auch das gröÃte Unrecht in Recht
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