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Der große deutsche Märchenschatz

Der große deutsche Märchenschatz

Titel: Der große deutsche Märchenschatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anaconda
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verwandeln ließe. Der Jäger aber meinte, Recht bleibt immer Recht. Und als der fremde Mann sagte, er wolle um 300 Taler wetten, sagte der Förster, er wolle seinen Kopf verpfänden.
    Der fremde Mann war das zufrieden, und sie machten aus, Rechtskundige darüber entscheiden zu lassen. Sie gingen zu dem ersten, und der sagte, es sei möglich, für Geld Unrecht in Recht zu verwandeln. Dann gingen sie zu dem zweiten; der sagte auch, dass sich für Geld Unrecht in Recht verwandeln ließe. Endlich gingen sie zu dem dritten; der sagte ihnen auch, dass sich für Geld Unrecht in Recht verwandeln ließe.
    Hierauf gingen sie wieder nach Hause, und weil sie den ganzen Tag umhergegangen waren, kamen sie erst spät abends in das Wirtshaus. Der fremde Mann fragte nun den Jäger, ob er noch immer nicht glaube, dass sich für Geld das größte Unrecht in Recht verwandeln ließe, und der Jäger antwortete, er müsse dies freilich, gemäß des Ausspruchs der drei Rechtskundigen, beinahe glauben, obgleich er keine rechte Lust dazu habe.
    Der fremde Mann wollte ihm jedoch den Kopf lassen, wenn er 300 Taler zahle; während sie aber hiervon sprachen, kam ein Mensch, der den fremden Mann beredete, er solle bei dem bleiben, was sie vorher ausgemacht hätten. Er tat dies zwar nicht, brannte ihm aber mit einem glühenden Eisen das Licht seiner Augen aus und sagte hierbei, wenn er je wieder sehend würde, wollte er auch glauben, Recht bleibe Recht in der Welt.
    Der Jäger bat hierauf den Schenkwirt, er möge ihn auf den rechten Weg nach der Stadt bringen. Der Wirt brachte ihn auf den Weg zum Galgen und ging seines Weges.
    Als nun der Jäger ein Stück gegangen war, hatte der Weg ein Ende, und gerade hörte er es elf schlagen. Er konnte nicht weiter und legte sich auf die Erde in der Hoffnung, am andern Morgen werde irgendjemand vorbeikommen. Nach einer kleinen Weile hörte er ein Geknister, als ob einer komme, sodann kam wieder jemand, und es dauerte nicht lange, so kam noch ein dritter hinzu. Das waren aber drei Geister, welche nachts ihre Leiber verließen und in der Welt allerhand Unheil anrichteten. Sie fingen an untereinander zu sprechen und einer sagte: »Heut ist es Jahr und Tag, dass wir hier beisammen waren und uns die trefflichen Streiche erzählten, welche wir das Jahr vorher ausgeführt hatten. Ein Jahr ist wieder vorüber und die Zeit da, dass wir erfahren, wer unter uns diesmal das Meisterstück getan hat.«
    Der erste antwortete und sagte: »Ich habe in der Stadt Ramula den Einwohnern das Wasser genommen; es kann ihnen aber geholfen werden, wenn jemand ausfindig macht, was den Quell verdämmt.« – »Was ist denn das?«, fragte der andere, und der erste antwortete: »Ich habe eine große Kröte auf die Quelle gesetzt, aus welcher das Wasser floss; wird diese weggenommen, so quillt das Wasser wieder wie vorher.«
    Der zweite sagte: »Ich habe die Prinzessin von Sarahavi bezaubert, dass ihre Schönheit verschwindet und sie vertrocknet bis auf die Knochen; es kann ihr jedoch geholfen werden, wenn der silberne Nagel, der über ihrem Bett in einem Balken steckt, herausgezogen wird.«
    Der dritte sagte: »Ich habe gestern einem das Licht seiner Augen durch ein glühendes Eisen ausbrennen lassen; es kann ihm aber geholfen werden, wenn er sich seine Augen mit dem Wasser benetzt, welches sich in einem Brünnlein unweit dieses Galgens befindet.«
    Hierauf schlug es in der Stadt zwölf, und die drei verschwanden plötzlich, der Förster merkte sich aber alles, was er gehört hatte und freute sich, dass er das Licht seiner Augen wiedererhalten könne.
    Am Morgen des nächsten Tages hörte er, dass in der Nähe jemand vorbeifahre und bat diesen, er möchte ihm Leute aus der Stadt schicken, die ihm sagen könnten, wo das gute Brünnlein sei. Darauf kamen eine Menge Leute zu ihm, aber niemand wusste von dem Brünnlein, außer einer alten Frau. Von dieser ließ er sich hinführen, und als er seine Augenhöhlen gewaschen hatte, ward er auch sogleich wieder sehend.
    Er fragte nun alsbald nach der Stadt Ramula, und nachdem er das Nötige erfahren hatte, begab er sich dahin. Als er dort angekommen war, meldete er der Obrigkeit, er wolle ihnen die versiegelte Quelle wieder ausfindig machen. Der Rat antwortete ihm aber, es wären ihrer schon genug da gewesen und die Stadt hätte viel Geld auf sie

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