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Der Grosse Eisenbahnraub: Roman

Der Grosse Eisenbahnraub: Roman

Titel: Der Grosse Eisenbahnraub: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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dort ein weitläufiges georgianisches Herrenhaus mit dreiundzwanzig Zimmern, die Dienstbotenräume nicht mitgerechnet. Insgesamt standen der Familie zwölf Bedienstete zur Verfügung: ein Kutscher, zwei Diener, ein Gärtner, ein Hauswart, ein Butler, eine Köchin, zwei Küchenund drei Hausmädchen. Für die drei jüngsten Kinder stand noch eine Gouvernante in den Diensten der Familie.
    Die Kinder, der Jüngste vier Jahre alt, die Älteste neunundzwanzig, lebten noch alle im Haus. Der Vierjährige war Schlafwandler und schreckte nachts oft das ganze Haus auf.
    Mr. Trent hielt zwei Bulldoggen, die zweimal am Tag, um sieben Uhr morgens und abends Viertel nach acht, von den Küchenmädchen ausgeführt wurden. Die Hunde wurden hinter dem Haus in einem Zwinger nahe beim Lieferanteneingang gehalten.
    Auch Mr. Trent folgte einem streng geregelten Tagesablauf. Er stand jeden Morgen um sieben Uhr auf, frühstückte um sieben Uhr dreißig, fuhr um acht Uhr zehn zur Bank, wo er um acht Uhr neunundzwanzig eintraf. Seinen Lunch nahm er Punkt ein Uhr ausnahmslos bei Simpson’s ein, wo er eine Stunde blieb. Er verließ die Bank pünktlich um sieben Uhr abends und kam nie später als zwanzig nach sieben nach Hause. Er war zwar Mitglied verschiedener Clubs, die er aber selten besuchte. Mr. Trent und seine Frau gingen im Verlauf einer Woche zweimal aus; im allgemeinen gaben sie einmal die Woche ein Dinner, gelegentlich eine größere Party.
    An solchen Abenden wurden ein zusätzliches Hausmädchen und ein weiterer Diener beschäftigt. Diese Leute wurden nur von benachbarten Haushalten ausgeliehen; es handelte sich um sehr zuverlässige Bedienstete, die sich nicht bestechen ließen.
    Die Händler und Lieferanten, die sich tagtäglich am Seiteneingang des Hauses einfanden, belieferten alle Haushaltungen der Straße. Sie achteten peinlich darauf, sich nie mit fragwürdigen Existenzen abzugeben. Für einen Obstoder Gemüsehändler war es gar nicht leicht, sich so eine vornehme Straße zu erobern, und wer es geschafft hatte, plauderte nichts aus.
    Von einem Schornsteinfeger namens Marks, der in dieser Gegend arbeitete, wußte man, daß er sofort die Polizei verständigte, wenn sich ein verdächtiges Individuum zeigte, offenbar Informationen einholte und womöglich etwas »ausbaldowerte«. Der Schornsteinfegerlehrling war ein Einfaltspinsel, aus dem sich nichts herausholen ließ.
    Der Konstabler, der in der Straße patrouillierte, Lewis, machte alle siebzehn Minuten seine Runde. Um Mitternacht war Schichtwechsel. Der für den Nachtdienst eingeteilte Beamte, Howell, machte alle sechzehn Minuten die Runde. Beide Männer waren höchst zuverlässig, nie krank oder angetrunken und keiner Bestechung zugänglich.
    Die Dienerschaft war zufrieden. Kein Bediensteter war in letzter Zeit eingestellt oder entlassen worden. Man behandelte sie alle gut, was sie, besonders Mrs. Trent gegenüber, mit Loyalität vergalten. Der Kutscher war mit der Köchin verheiratet. Einer der Diener schlief mit einem der Hausmädchen. Die beiden anderen Mädchen waren hübsch, und es fehlte ihnen offenkundig nicht an männlichem Schutz: sie hatten unter der Dienerschaft der benachbarten Haushalte Liebhaber gefunden.
    Einmal im Jahr, im August, fuhren die Trents an die See.
    In diesem Jahr allerdings würde diese Reise entfallen, denn die geschäftlichen Verpflichtungen Mr. Trents waren so umfangreich, daß sie seine Anwesenheit in der Stadt während des ganzen Sommers erforderten. Die Familie verbrachte gelegentlich ein Wochenende im Haus der Eltern Mrs. Trents auf dem Land, aber während dieser Ausflüge blieb die Mehrheit der Dienerschaft in der Stadt. Im Stadthaus hielten sich nie weniger als acht Personen auf.
    All diese Informationen beschaffte Pierce sich nach und nach und mit größter Vorsicht; oft nahm er dabei Risiken auf sich. Offenbar benutzte er bei seinen Gesprächen mit Bediensteten in Pubs und auf der Straße verschiedene Verkleidungen. Er muß auch in der Nachbarschaft Erkundungsgänge gemacht haben, um die Gewohnheiten der Hausbewohner auszukundschaften, aber das war ein gefährliches Verfahren. Er hätte natürlich einige »Krähen« anheuern können, damit sie die Gegend für ihn auskundschafteten, aber je mehr Leute er einsetzte, um so größer wurde die Gefahr, daß Gerüchte über einen bevorstehenden Einbruch bei den Trents laut wurden. In diesem Fall würden die ohnehin schon beträchtlichen Schwierigkeiten eines nächtlichen Eindringens ins Haus

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