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Der Grosse Eisenbahnraub: Roman

Der Grosse Eisenbahnraub: Roman

Titel: Der Grosse Eisenbahnraub: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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›London‹ oder ›dem Meer‹ oder von ›Schiffen‹ gehört. Weiß nichts von Gott. Hat keine Ahnung, was ER tut. Weiß nicht, ob es besser ist, ein guter oder ein schlechter Mensch zu sein.«
    Angesichts so verblüffender Unwissenheit kann man nur dankbar sein, daß dieses arme Kind einen Weg gefunden hat, in der damaligen Gesellschaft zu überleben. Die unverheirateten Töchter aus Familien des Mittelstands und der Oberschicht stellten ein völlig anderes Problem dar.
    Diese jungen Damen waren gebildet, hatten eine gute Erziehung genossen und besaßen einen ausgeprägten Sinn für feine Lebensart. Von Kindesbeinen an hatte man sie auf nichts anderes vorbereitet als darauf, »vollkommene Ehefrauen« zu werden.
    Für solche Frauen war es ein Unglück, nicht zu heiraten. Der Zustand der Ehelosigkeit – das Dasein als alte Jungfer – war so etwas wie Verkrüppelung, denn es galt als unumstößliche Wahrheit, daß »die wahre Aufgabe einer Frau darin besteht, Hüterin des Hauses, Kraftquell und guter Geist der Familie zu sein«, und wenn eine Frau nicht in der Lage war, diese Aufgaben zu erfüllen, wurde sie zu einer bemitleidenswerten Außenseiterin, zur komischen Figur.
    Das Problem wurde noch durch den Umstand verschärft, daß einer Frau aus guter Familie kaum eine Alternative zum Ehestand blieb. Denn, wie ein zeitgenössischer Beobachter einmal bemerkte, welche Beschäftigung konnte sie sonst finden, »ohne ihre Stellung in der Gesellschaft zu verlieren? Um wirklich Dame zu sein, darf eine Frau nur Dame sein und sonst nichts. Sie darf nicht um Gewinn arbeiten und auch nicht irgendeine Beschäftigung ausüben, die andere gegen Bezahlung für sie ausüben könnten. Andernfalls macht sie der Arbeiterklasse, die von ihrer Hände Arbeit lebt, Rechte streitig …«
    Eine unverheiratete Frau aus der Oberschicht konnte nur aus der einzigen Mitgift, die sie ihrer gesellschaftlichen Stellung verdankte, ihrer Erziehung, Nutzen ziehen und Gouvernante werden. Um 1851 wurden aber bereits fünfundzwanzigtausend Frauen als Gouvernanten beschäftigt, und für mehr war, um es einmal höflich auszudrücken, kein Bedarf. Die noch verbleibenden Möglichkeiten waren weit weniger reizvoll: Eine Frau konnte allenfalls noch Ladengehilfin werden, Buchhalterin, Telegrafistin, Kinderoder Krankenschwester. Aber diese Berufe eigneten sich weit mehr für eine ehrgeizige Frau aus der Unterschicht als für eine in guten Verhältnissen lebende Dame von Stand.
    Wenn eine junge Frau sich weigerte, eine so erniedrigende Arbeit zu übernehmen, so bedeutete ihre Ehelosigkeit für ihre Familie eine erhebliche finanzielle Bürde. Miss Emily Downing bemerkte einmal, daß »die Töchter von Männern der höheren Berufsstände … sich selbst zwangsläufig als eine Belastung und als Schmarotzer an den mühsam verdienten Einkünften ihrer Väter empfinden müssen. Sie müssen sich selbst sagen – falls sie sich überhaupt dazu verstehen, darüber nachzudenken –, daß sie Anlaß zu beständiger Sorge sind. Wenn sie nicht heiraten, so ist mit höchster Wahrscheinlichkeit damit zu rechnen, daß sie früher oder später gezwungen sein werden, in den Kampf ums Dasein einzutreten, den sie, unvorbereitet, wie sie sind, nicht bestehen können.«
    Mit anderen Worten, der Zwang, eine Ehe einzugehen – eine beliebige Ehe, soweit sie nur irgendwie vertretbar war –, wurde von Vätern wie Töchtern gleichermaßen empfunden. In der viktorianischen Zeit heiratete man meist relativ spät, mit Ende Zwanzig oder Anfang Dreißig, aber Mr. Edgar Trent hatte eine Tochter, Elizabeth, die jetzt bereits neunundzwanzig und »voll heiratsfähig« war – was hieß, daß sie ihre Blüte schon hinter sich hatte. Es konnte der Aufmerksamkeit Mr. Trents unmöglich entgangen sein, daß der Herr mit dem roten Bart vielleicht auf der Suche nach einer Ehefrau war. Der Herr selbst hatte sich als durchaus heiratswillig bezeichnet, aber zugleich darauf hingewiesen, daß die Anforderungen der Geschäfte ihn bislang davon abgehalten hätten, sich ein häusliches Glück zu schaffen. Es gab also durchaus keinen Grund, anzunehmen, dieser gutgekleidete und offensichtlich wohlhabende junge Mann mit einem Faible für Hundesport könne sich etwa nicht zu Elizabeth hingezogen fühlen. Mit diesen Hintergedanken lud Mr. Trent Mr. Pierce für Sonntag zum Tee ins Haus an der Brook Street ein. Mr. Trent gab vor, über den Ankauf des erwähnten Kampfhundes sprechen zu wollen. Mr. Pierce nahm die

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