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Der Grosse Eisenbahnraub: Roman

Der Grosse Eisenbahnraub: Roman

Titel: Der Grosse Eisenbahnraub: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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zeichnet sich vor allem dadurch aus, daß ihr all die Annehmlichkeiten fehlen, die wir Londoner für selbstverständlich halten.«
    »Man hat mir gesagt«, fühlte Miss Trent, die den Fächer noch immer in Bewegung hielt, vor, »daß es dort in der Gegend noch Wilde geben soll.«
    »Ich wäre entzückt, könnte ich Ihnen mit aufregenden Geschichten über die Indianer dienen«, sagte Mr. Pierce. »Aber ich fürchte, ich habe nichts Aufregendes zu berichten. Die Wildnis Amerikas beginnt erst, nachdem man den Mississippi überquert hat.«
    »Haben Sie das getan?« fragte Mrs. Trent.
    »Das habe ich«, erwiderte Mr. Pierce. »Es ist ein mächtiger Strom, viele Male breiter als die Themse. Er bezeichnet in Amerika die Grenze zwischen Zivilisation und Wildnis.
    Allerdings hat man jüngst mit dem Bau einer Eisenbahnlinie quer durch diese riesige ›Kolonie‹ begonnen« – er erlaubte sich diese despektierliche Bezeichnung Amerikas, bei der Mr. Trent lauthals auflachte – »und ich habe das Gefühl, daß mit dem Bau der großen Eisenbahnlinien die Reste unzivilisierter Wildnis verschwinden werden.«
    »Wie kurios«, versetzte Miss Trent, der nichts einfallen wollte.
    »Was für Geschäfte haben Sie nach New York geführt?« fragte Mr. Trent.
    »Wenn ich so kühn sein darf«, fuhr Mr. Pierce fort, die Frage ignorierend, »und wenn es die zarten Ohren der anwesenden Damen nicht beleidigt, möchte ich Ihnen ein Beispiel für die rohe Wildheit nennen, die in amerikanischen Landen noch immer vorherrscht, und Ihnen von der groben Lebensart erzählen, die viele Menschen dort für nicht weiter bemerkenswert halten. Haben Sie von Büffeln gehört?«
    »Ich habe über sie gelesen«, sagte Mrs. Trent mit blitzenden Augen. Den Aussagen ihrer Dienstboten zufolge soll sie von Mr. Pierce ebenso hingerissen gewesen sein wie ihre Stieftochter, und ihr Verhalten löste bei der Dienerschaft einen kleinen Skandal aus. Mrs. Trent sagte: »Es sind sehr große Tiere, sie sehen aus wie wilde Kühe und haben ein zottiges Fell.«
    »Genauso ist es«, bestätigte Mr. Pierce. »Der westliche Teil Amerikas ist voll von diesen Kreaturen, und viele Menschen leben – wenn man das leben nennen kann – von der Büffeljagd.«
    »Sind Sie auch in Kalifornien gewesen, wo es Gold gibt?« fragte Miss Trent unvermittelt.
    »Ja«, erwiderte Pierce.
    »Laß den Herrn doch zu Ende reden«, sagte Mrs. Trent ein wenig zu scharf.
    »Also«, fuhr Pierce fort, »diese Büffeljäger, wie man sie nennt, sind mitunter auf das Fleisch der Tiere aus, das dort als Wildbret gilt, mitunter aber auch auf das Fell, das ebenfalls seinen Wert hat.«
    »Aber Stoßzähne haben sie nicht«, sagte Mr. Trent. Er hatte kürzlich im Namen der Bank eine Elefantenjagd finanziert, und
    in diesem Augenblick war ein gewaltiges Lagerhaus im Hafen bis unter das Dach mit Elfenbein gefüllt. Es lagerten dort fünftausend Stoßzähne. Mr. Trent hatte sie selbst in Augenschein genommen – ein riesiger Lagerraum voll gebogener Stoßzähne, höchst eindrucksvoll.
    »Nein, Stoßzähne haben sie nicht, aber dafür haben die Bullen Hörner.«
    »Hörner … Ah, so, ich verstehe. Aber nicht aus Elfenbein.«
    »Nein, nicht aus Elfenbein.«
    »Ich verstehe.«
    »Bitte, fahren Sie fort«, sagte Mrs. Trent, und ihre Augen blitzten noch immer.
    »Nun«, sagte Pierce, »die Männer, die diese Büffel tö… die sie erlegen, heißen Büffeljäger, und sie gebrauchen dabei Gewehre mit gezogenem Lauf. Gelegentlich stellen sie sich in einer Reihe auf, um gleich eine ganze Herde dieser Tiere über eine Felsklippe in den Abgrund zu treiben. Das ist jedoch die Ausnahme. Zumeist werden Tiere einzeln erlegt. Jedenfalls – und hier muß ich im voraus für die rohen Gebräuche, die ich aus diesem rohen Lande zu berichten habe, um Vergebung bitten –, sobald das Tier sein Leben ausgehaucht hat, werden ihm seine Innereien entnommen.«
    »Sehr vernünftig«, versetzte Mr. Trent.
    »Durchaus«, sagte Pierce. »Aber jetzt kommt das Absonderliche. Für diese Büffeljäger ist ein Teil der Eingeweide die höchste aller Delikatessen, nämlich der Dünndarm des Tieres.«
    »Wie wird er zubereitet?« fragte Miss Trent. »Über einem Feuer geröstet, nehme ich an.«
    »Nein, Madam«, sagte Pierce, »denn ich berichte Ihnen von einem Beispiel für abscheuliche Roheit. Diese so hoch geschätzten Dünndärme, diese angebliche Delikatesse, werden nämlich auf der Stelle, völlig ungekocht, verzehrt.«
    »Wollen Sie damit sagen,

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