Der große Galaktiker
dahinbrausenden Maschine die Schatten der Männer zu beobachten, wie sie auf den Knien unter den Sitzen herumtasteten, Taschen durchstöberten – und am ungewöhnlichsten war der Anblick des Fremden, der wie aus Erz gegossen stillsaß. Sein Gesicht war in Mondlicht gebadet, das nun hauptsächlich durch die rückwärtigen Scheiben drang.
»Diese sinnlose Suche«, seufzte er unsagbar traurig, aber ohne Bitterkeit. »Dabei brauchten Sie nur Ihren Gehirnen eine Chance zu geben. Die Saat der Vernichtung steckt dort. Wenn dieses Flugzeug verlorengeht, stirbt mit ihm die Freiheit. Es gibt keine anderen Marksteine in unserer Zeit. Noch einmal bitte ich Sie: Lassen – Sie – mich – das Maschinengewehr bedienen?«
»Nein!« antwortete Clair barsch.
Der weiße Mondschein warf ein Netz von blassen Lichtstreifen über den dunklen Passagierraum und verzerrte die angespannten Gesichter der Suchenden auf phantastische Weise. Sekundenlang leuchteten Taschenlampen vorsichtig in finstere Ecken, und ihr greller Strahl spiegelte sich auf der metallenen Oberfläche wider.
Drei – fünf Minuten suchten sie vergeblich, dann scharten sie sich um Clair, der immer noch den Revolver auf den Fremden gerichtet hielt. Ihre Gesichter, die das Mondlicht nun nicht mehr direkt erreichte, formten eine Reihe von helleren Flecken in der Dunkelheit.
Nur der Fremde saß ganz still im Schein des Mondes. Clair erklärte mit knappen Worten, was vorgefallen war und welche Vorkehrungen er getroffen hatte. »Sie sehen also«, schloß er, »wir hatten ihn bereits zweimal in Handschellen im Gepäckraum, und beide Male befreite er sich und kam hierher zurück. Haben Sie die Handfessel überprüft, Lord Laidlaw?«
»Ja, und sie waren noch zugeschnappt. Der Mann muß imstande sein, seine Hände so schmal wie seine Handgelenke zu machen.«
»Ich halte den Kerl für total verrückt«, warf Oberst Ingraham ein. »Nur ein Irrer kann sich eine solche Geschichte ausdenken. Ich bin dafür, daß wir ihn diesmal hier im Passagierraum festketten und ihn unter ständiger Beobachtung halten, bis wir landen.«
»Da ist noch ein Punkt«, meldete sich eine schneidende Stimme zu Wort. »Übrigens, mein Name ist Ahearn, Thomas Ahearn vom Admiralsstab. Sie erwähnten, daß er Ihnen ein Buch zeigte …«
Clair reichte es ihm. »Wenn Sie sich etwas bücken«, schlug er vor, »könnten Sie die Taschenlampe benützen.«
Nun drängten sich alle um Ahearn, und ein Lichtschein flackerte am Boden auf.
»Aber es enthält ja einen recht kuriosen Bericht über diesen Flug, mit allen unseren Namen«, kam ein erstaunter Ausruf.
»Meiner ebenfalls?« fragte eine Stimme aus dem Hintergrund. »Ich heiße Brown – Kenneth Brown!«
»Ja, Ihr Name wird auch erwähnt«, antwortete Ahearn.
»Aber das ist völlig unmöglich«, entfuhr es Brown. »Zwei Stunden vor dem Abflug erfuhr ich selbst erst, daß ich mit dieser Maschine fliegen würde. Wie könnte das Jemand so schnell ermittelt, darüber geschrieben, und es noch dazu sofort veröffentlicht haben? Vor allen Dingen aber, warum überhaupt?«
Clair verhielt sich völlig ruhig. Es war ihm, als vernehme er seine eigene Stimme, die diese nichtssagenden Worte stammelte, als protestierte er selbst über die Unmöglichkeit des Ganzen und flehte mit fanatischem Eifer, wie ein sich immer wiederholender Papagei, den Gott der Logik an, ohne sich auch nur die geringste Mühe zu geben – zu denken!
Geistesabwesend warf er einen Blick auf seine Uhr und zuckte zusammen.
»Meine Herren!« unterbrach er das aufgeregte Gemurmel der anderen. »Wenn Sie erlauben, stelle ich dem Gefangenen eine Frage.«
Es dauerte eine Weile, bis Ruhe einsetzte, aber er benötigte diese Zeit ohnehin, um die absurde Frage zu formulieren, die ihm nicht mehr aus dem Kopf ging.
»Fremder«, begann er schließlich, »wann sind Sie an Bord gekommen? Ich frage – wann?«
Die Augen des anderen schienen tiefe Teiche. Sein Gesicht wurde merklich deutlicher. »Ich hörte Sie, Staffelführer Clair. Ihnen allein, damit Sie sich Gedanken darüber machen, sage ich es. Vor vierzig Minuten kam ich in diesem Flugzeug an. Ziehen Sie Ihre Schlüsse daraus. Denken Sie darüber nach. Aber tun Sie es schnell.«
Erregte Rufe übertönten seine letzten Worte, dann erklang Oberst Ingrahams verärgerte Stimme.
»Sir, wir haben keine Zeit, uns mit diesem Irren abzugeben. Legen wir ihm die Handschellen wieder an!«
Clairs Gehirn war wie starres Metall. Ein drückendes Gefühl preßte
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